PARACETAMOL UND IBU IM WECHSEL? SO GEHT FIEBERSENKEN BEI KINDERN

Zum Thema Fieber senken bei Kindern wurde kürzlich eine neue Übersichtsarbeit veröffentlicht, die aktuelle Empfehlungen enthält. Denn eine Leitlinie dazu, wie man Fieber senken sollte, auch bei kleineren Kindern, gibt es in Deutschland bisher nicht. Eine Veröffentlichung ist im kommenden Jahr geplant.

Bis es so weit ist, kann man den Eltern am besten nahelegen, ihre Kinder zu beobachten. Fieber senken sollte man dann, wenn es den Kindern erkennbar schlecht geht oder sie drohen auszutrocknen. Wie, kommt auf die Situation an.

Die aktuelle Metaanalyse zum Thema Fieber senken bei Kindern kommt aus Kolumbien. Dort, an der Universidad del Norte in Barranquilla, hat ein Team um Dr. Juan E. De la Cruz-Mena 31 Studien mit insgesamt 5009 Kindern zwischen einem und sechs Jahren ausgewertet.

Die Forschenden untersuchten, welche Therapien das Fieber besser senken konnten, so dass mehr Kinder schneller fieberfrei waren. Die Kinder erhielten entweder Paracetamol (zwischen 10 und 15 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht), Ibuprofen (zwischen 5 und 10 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht), beide Wirkstoffe gleichzeitig oder erst Paracetamol und nach zwei bis vier Stunden Ibuprofen.

Sowohl die kombinierte Gabe als auch die Behandlung mit Paracetamol und Ibuprofen im Wechsel konnten das Fieber etwas schneller senken, so dass mehr Kinder nach vier oder sechs Stunden fieberfrei waren. Ibuprofen allein vermochte das Fieber dann gleich schnell zu senken, wenn die Kinder es in hohen Dosen bekamen. Was die Verträglichkeit der Mono- im Vergleich mit der kombinierten Anwendung von Paracetamol und Ibuprofen, im Wechsel oder gleichzeitig, angeht, gab es keine Unterschiede.

Allerdings bemerken die Autoren, dass das Wohlbefinden der Kinder nur während der ersten sechs Stunden erfasst wurde. Das werten nicht nur sie als wichtigen Mangel, der in allen Studien zum Thema Fieber senken bei Kindern auftrat. Denn es geht nicht zwingend darum, das Fieber unbedingt zu senken, sondern auch darum, wie es den behandelten Kindern geht.

Dr. Kelly Wade vom Children’s Hospital in Philadelphia und Dr. Cheryl Mathis von der University of Utah glauben ebenfalls nicht, dass man Fieber immer senken sollte. Vielmehr sollten die Kinder beobachtet werden, schreiben sie in einem Kommentar zur Metaanalyse aus Kolumbien.

Die Gabe von Paracetamol oder Ibuprofen, gegebenenfalls im Wechsel, kann dann sinnvoll sein, wenn der kleine Patient Schmerzen hat oder auszutrocknen droht. Eine absolute Temperatur, bei der Eltern Fieber zwingend senken sollten, nennen weder die Kommentatorinnen noch die Autoren der Metaanaylse.

Paracetamol kann Kindern ab der Geburt, Ibuprofen ab drei Monaten gegeben werden. Im Wechsel oder sogar gleichzeitig macht es nur dann Sinn, wenn sich das Fieber mit einer Monotherapie nicht so senken lässt, dass die Kinder sich besser fühlen. Wenn Eltern also Fieber senken wollen, sollten sie ihre Kinder beobachten und erst dann zu Medikamenten greifen, wenn

• das Wohlbefinden stark abnimmt,
• sie Schmerzen haben oder
• die Kleinen nicht genug Flüssigkeit zu sich nehmen.

Sie sollten Eltern in der Apotheke davon abraten, von Anfang an Paracetamol und Ibuprofen im Wechsel zu geben. Denn eine Kombinationstherapie bietet immer eine erhöhte Anfälligkeit für Fehler und ist mittel- bis langfristig auch mit mehr Nebenwirkungen behaftet, schreiben die Kommentatorinnen.

Wichtig: Kinder unter drei Monate sollten bereits ab einer (rektal gemessenen!) Temperatur von 38 Grad Celsius zum Kinderarzt, ab 39 Grad sollte auch ein älteres Kind untersucht werden. Auch bei Fieber über mehrere Tage oder in Schüben sollte der Arzt nachschauen. Reicht dann ein Wirkstoff nicht, um das Fieber zu senken, können die Kinder mit Paracetamol und Ibuprofen im Wechsel behandelt werden. 

Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/mehr-kinder-fieberfrei-mit-alternierender-gabe-151293/
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2024/11/14/paracetamol-und-ibuprofen-allein-nacheinander-oder-zusammen
https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/027-074