Frauengesundheit
SCHNELLE HILFE BEI REGELSCHMERZEN
Seite 1/1 9 Minuten
Regelschmerzen kennt fast jede Frau. Wie stark die Beschwerden auftreten ist unterschiedlich, ebenso die Art der Beschwerden. Die meisten leiden vor oder während ihrer Periode unter
- Krampfartigen Schmerzen, die vom Unterleib in den Rücken oder die Beine ausstrahlen können.
- Kopfschmerzen.
- Kreislaufstörungen.
- Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.
Mädchen und junge Frauen unter 20 Jahren leiden häufig unter stärkeren Schmerzen. Bei vielen Frauen werden die Regelschmerzen bereits einige Jahre nach der ersten Regelblutung, der Menarche, weniger. Bei einigen verschwindet die monatliche Pein im Laufe der Zeit sogar (fast) vollständig. Andere Frauen haben weit weniger Glück: Bei jeder zehnten sind die Schmerzen so ausgeprägt, dass sie Monat für Monat für ein bis drei Tage nicht in der Lage sind, ihren normalen Alltag zu bewältigen. Zur Schule gehen? Im Job Vollgas geben? Völlig undenkbar!
Regelschmerzen anerkennen
Jede Frau mit Regelschmerzen hat ein Recht darauf, ernst genommen zu werden. Glücklicherweise hat das öffentliche Interesse an Themen rund um die Menstruation mittlerweile deutlich zugenommen. Intensive Aufklärungsarbeit und mediale Präsenz, vor allem in den sozialen Medien, haben dazu beigetragen, die Monatsblutung zu enttabuisieren.
PMS – Syndrom mit vielen Gesichtern
Unterleibsschmerzen, Kopfweh, Gelenkbeschwerden, Wassereinlagerungen, Mastodynie, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, Heißhunger, und, und, und … ein ganzes Bündel von physischen und psychischen Beschwerden kann im Rahmen des prämenstruellen Syndroms, kurz PMS, auftreten. Die quälenden Symptome machen Mädchen und Frauen das Leben in der zweiten Zyklushälfte schwer, oft einige Tage bis zu zwei Wochen vor dem Einsetzen der Periode. 20 bis 40 Prozent der Frauen kennen mehrere PMS-typische Beschwerden und fühlen sich dadurch belastet; bei drei bis acht Prozent sind die Symptome so heftig, dass der Alltag massiv darunter leidet.
Was gegen PMS-Beschwerden hilft, hängt maßgeblich von den vorherrschenden Symptomen ab. Orale Kontrazeptiva und Schmerzmittel kommen als Therapieoptionen infrage, starke psychische Beschwerden erfordern mitunter die Gabe von Antidepressiva, bei Ödemen eine Therapie mit Diuretika. Bei weniger starken Beschwerden vertrauen viele Frauen auf die Kraft von Bewegung, Entspannungsverfahren und auf Naturheilmittel wie beispielsweise Mönchspfeffer, Passionsblume, Baldrianwurzel oder Johanniskraut. Die Einnahme von Vitamin B6 kann ebenfalls positive Effekte haben.
Auch auf internationaler Ebene tut sich etwas: Immer am 28. Mai wird darauf aufmerksam gemacht, dass Monat für Monat weltweit 1,9 Milliarden Mädchen und Frauen ihre Periode haben. Der „Internationale Tag der Menstruationshygiene“ (englisch: Menstrual Hygiene Day, MHD) wurde 2014 ins Leben gerufen, und das Datum ist kein Zufall: Der 28. des Monats wurde gewählt, weil der weibliche Zyklus durchschnittlich 28 Tage dauert.
Monatszyklus variabel
Nur die wenigsten Frauen haben einen Zyklus, bei dem die Monatsblutung exakt alle vier Wochen einsetzt. Zykluslängen zwischen etwa 25 und 35 Tagen gelten als physiologisch. Zur Erinnerung: Ein Zyklus beginnt mit dem ersten Tag der Menstruation, endet mit dem letzten Tag vor der nächsten Blutung und durchläuft vier Phasen:
- Phase (Menstruationsphase)
Die oberste Schicht der Gebärmutterschleimhaut wird abgestoßen. Blutgefäße in der Gebärmutterschleimhaut öffnen sich vorübergehend und mit einer kleinen Menge Blut wird die Schleimhaut über die Vagina aus dem Körper befördert. Damit dieser Prozess funktioniert, ziehen sich die Muskeln in der Gebärmutter zusammen und entspannen sich wieder. In der Regel dauert die Menstruation drei bis sieben Tage. - Phase (Follikelphase)
Unter dem Einfluss von Östrogen wird die Gebärmutterschleimhaut wieder aufgebaut. Das follikel-stimulierende Hormon (FSH) aus der Hirnanhangdrüse sorgt dafür, dass in den Eierstöcken Follikel wachsen und heranreifen. Ist ein Follikel vollständig gereift, reißt er auf und es kommt zum Eisprung (Ovulation). - Phase (Luteal- oder Gelbkörperphase)
Der Follikel, der zuvor die Eizelle freigelassen hat, wandelt sich in den sogenannten Gelbkörper um und bildet Progesteron. Dieses Hormon stößt Umbauprozesse an der Gebärmutterschleimhaut an und sorgt so dafür, dass sich eine befruchtete Eizelle einnisten kann. - Phase (Ischämische Phase)
Wurde die Eizelle nicht befruchtet, bildet sich der Gelbkörper wieder zurück und der Progesteronspiegel sinkt. Mit dem Einsetzen der Menstruation geht das Ganze wieder von vorne los.
Mehr zu PMS
Regelschmerzen - wie stark ist normal?
Typischerweise beginnen Regelschmerzen kurz vor oder mit dem Einsetzen der Periode; häufig erreichen sie ihren Höhepunkt am ersten und zweiten Tag. Experten bezeichnen eine (sehr) schmerzhafte Monatsblutung als Dysmenorrhö und unterscheiden zwischen primärer und sekundärer Form.
Der primären Dysmenorrhö liegen keine organischen oder krankhaften Ursachen zugrunde, die Schmerzen werden allein durch die Kontraktionen der Gebärmutter ausgelöst. Eine Schlüsselrolle spielen bei diesem Prozess Prostaglandine. Diese hormonähnlichen Botenstoffe sorgen dafür, dass sich die Gebärmuttermuskulatur zusammenzieht. Allerdings sensibilisieren sie auch die Schmerzrezeptoren und verstärken so das Schmerzempfinden. Fachleute vermuten, dass der Körper von Frauen, die unter primärer Dysmenorrhö leiden, mehr Prostaglandine produziert oder besonders empfindlich darauf reagiert. Primäre Regelschmerzen treten bei jüngeren Frauen häufiger auf als im fortgeschrittenen Alter und sind mit einer starken Regelblutung assoziiert. Möglicherweise spielen die Gene dabei eine Rolle.
Eine sekundäre Dysmenorrhö ist hingegen die Folge anderer Erkrankungen oder beruht auf Anomalien der weiblichen Fortpflanzungsorgane. Oft treten die ausgeprägten Regelschmerzen erst in späteren Jahren auf, nach vielen beschwerdefreien Zyklen. Möglich aber auch, dass bereits sehr junge Frauen kurz nach der Menarche davon geplagt werden. Zu den Ursachen gehören unter anderem
- angeborene Fehlbildungen,
- Endometriose,
- gutartige Geschwulste der Gebärmutter wie Myome oder Polypen,
- hormonelle Störungen,
- mechanische Verhütungsmittel wie die Spirale (Intrauterinpessar, IUP).
Zu oft, zu lang, zu schwach,...
Dass die Menstruation nicht so regelmäßig und in der Stärke kommt, wie sie sollte, wissen viele Frauen aus leidvoller Erfahrung. Experten sprechen dann von Zyklusstörungen, die ärztlich abgeklärt und behandelt werden müssen.
- Oligomenorrhö: Dahinter verbirgt sich eine zu seltene Regelblutung, die Periode kommt in Abständen von etwa sechs bis zwölf Wochen.
- Polymenorrhö: So heißt eine verkürzte Zyklusdauer, bei der die Blutungen laut Definition weniger als 25 Tage auseinanderliegen. Häufige Blutungen können unter anderem zu Eisenmangel führen.
- Hypomenorrhö: So heißt eine abgeschwächte Menstruation mit nur sehr geringem Blutverlust von regelmäßig weniger als 25 Millilitern („normal“ sind etwa 60 ml).
- Hypermenorrhö: Davon sprechen Mediziner bei einem Blutverlust von insgesamt mehr als 80 Millilitern Blut. Betroffene Frauen müssen Binden oder Tampons schon nach ein bis zwei Stunden wechseln und fühlen sich während der Menstruation schnell schwach und müde.
- Menorrhagie: Dieser Begriff beschreibt eine zu lange Regelblutung, die Periode dauert sieben bis zehn Tage. Eine Menorrhagie tritt oft zusammen mit einer zu starken Regelblutung auf.
- Amenorrhö: Die Regelblutung bleibt ganz aus. Was in der Schwangerschaft, Stillzeit und nach der Menopause normal ist, kann ansonsten auf bestimmte Erkrankungen hindeuten.
Regelschmerzen durch Endometriose
Bis zu 15 Prozent der Frauen mit sekundärer Dysmenorrhö leiden unter Endometriose. Dabei siedelt sich Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb des Uterus an. Man findet solche Endometriose-Herde zum Beispiel
- außen auf der Gebärmutter,
- in der Wand eines Eileiters,
- in den Eierstöcken,
- in der Blase,
- im Darm.
Hauptsymptom der Erkrankung sind Unterleibsschmerzen, die nicht nur in Verbindung mit der Regelblutung, sondern oft auch beim Geschlechtsverkehr auftreten. Die Gewebewucherungen sind zwar gutartig, können die Lebensqualität jedoch erheblich beeinträchtigen und Komplikationen wie Verwachsungen (Adhäsionen) oder verminderte Fruchtbarkeit mit sich bringen. Endometriose ist eine häufige Ursache für unerfüllten Kinderwunsch.
Diese Medikamente lindern Regelschmerzen
Während die sekundäre Dysmenorrhö in (fach-)ärztliche Hände gehört, können Sie Kundinnen mit primärer Dysmenorrhö Präparate aus der Selbstmedikation empfehlen. Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) hemmen die Prostaglandin-Synthese und wirken antientzündlich. Gut wirksam bei Regelschmerzen sind Präparate mit den Wirkstoffen Ibuprofen oder Naproxen. Wie bei allen Schmerzmittel gilt auch hier, dass die Präparate nur kurzzeitig und mit der korrekten Tageshöchstdosis eingenommen werden sollten.
Regelschmerzen sind gut behandelbar - Frauen müssen monatlich wiederkehrende, kraftraubende Unterleibskrämpfe nicht klaglos hinnehmen.
Bei krampfartigen Regelschmerzen ist das Spasmolytikum Butylscopolaminiumbromid, kurz Butylscopolamin eine (zusätzliche) Option. Dabei handelt es sich um ein halbsynthetisches Derivat des Pflanzeninhaltsstoffs Scopolamin aus der Dubiosia-Pflanze. Butylscopolamin setzt mit seiner krampflösenden Wirkung direkt an der Gebärmutter an. Es reichert sich im Uterus an, wo es Rezeptoren und die Übertragung von Botenstoffen blockiert, die an der Krampfentstehung beteiligt sind. Zur Behandlung von Regelschmerzen steht ein Kombinationspräparat zur Verfügung, das neben Butylscopolamin das Analgetikum Paracetamol enthält.
Regelschmerzen pflanzlich behandeln
Viele Frauen haben den Wunsch, Regelschmerzen auf möglichst sanfte Weise zu behandeln. Traditionell wird eine Vielzahl von Heilpflanzen zur Linderung von Regelschmerzen verwendet, auch wenn der wissenschaftliche Wirknachweis häufig fehlt. Über krampflösende Eigenschaften verfügen unter anderen Gänsefinger-, Schafgarben-, Frauenmantelkraut und Kamillenblüten.
Eine der bekanntesten Heilpflanzen in der Frauenheilkunde ist der Mönchspfeffer, auch Keuschlamm genannt. Seine hormonregulierende Wirkung macht ihn insbesondere zur Behandlung des prämenstruellen Syndroms interessant. Kundinnen fragen in der Apotheke dann häufig nach Agnus castus, angelehnt an den wissenschaftlichen Namen der Mönchspfefferpflanze, Vitex agnus-castus. Erwiesenermaßen wirksam sind Phytopharmaka mit Mönchspfefferfrüchte-Trockenextrakten zudem bei Rhythmusstörungen der Regelblutung sowie bei Spannungsgefühl in den Brüsten – eine solche Mastodynie tritt oft im Rahmen des prämenstruellen Syndroms auf.
Einen guten Ruf als Schmerzkiller genießt auch der Ingwer; die in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) und der indischen Medizin (Ayurveda) seit Urzeiten geschätzte Knolle gewinnt hierzulande zunehmend an Bedeutung. Reich ist der Ingwer an ätherischen Ölen und Scharfstoffen wie den Gingerolen, die unter anderem über analgetische Eigenschaften verfügen. Studien weisen darauf hin, dass standardisierte Ingwerpräparate gegen Regelschmerzen helfen können.
Homöopathische Mittel gegen Regelschmerzen gibt es viele. Welche Mittel im Einzelfall Linderung versprechen, hängt maßgeblich von Art und Ausprägung der Beschwerden ab. Ein Klassiker bei krampfartigen Periodenschmerzen ist das Mineralsalz Magnesium phosphoricum. Es wird in homöopathischen Komplexmitteln gegen Regelschmerzen häufig mit Chamomilla (Kamille) und Potentilla anserina (Gänsefingerkraut) kombiniert.
Pille bei Regelschmerzen
Fest steht, dass hormonelle Kontrazeptive bei primärer Dysmenorrhö helfen können. Für Frauen, die ohnehin hormonell verhüten möchten, ist die Pille daher eine populäre Möglichkeit, gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Hormonpräparate bewirken, dass die Blutung und die Gebärmutterkrämpfe schwächer ausfallen oder ganz ausbleiben. Welche hormonellen Kontrazeptiva infrage kommen und ob eine Langzeiteinnahme der Pille (ohne die übliche Pillenpause) möglich ist, kann der Frauenarzt beurteilen. Wichtig zu wissen ist, dass hormonelle Verhütungsmittel diverse, teilweise ernsthafte Nebenwirkungen haben können, die von unregelmäßigen Blutungen, Zwischenblutungen und Kopfschmerzen bis hin zu erhöhtem Thromboserisiko reichen.
9 Tipps bei Regelschmerzen
Frauen können im Alltag selbst eine Menge tun, um Menstruationsbeschwerden die Stirn zu bieten. Folgende Tipps können Sie Ihren Kundinnen mit auf den Weg geben:
- In Schwung kommen: Ins Fitnessstudio gehen, tanzen, laufen, wandern … Ein aktiver Lebensstil und regelmäßiges Körpertraining können Regelschmerzen vorbeugen und lindern.
- Ruheinseln finden: Stress kann Schmerzen verstärken, Entspannung Beschwerden vertreiben. Deshalb tut es gut, hin und wieder die Seele baumeln zu lassen. Entspannungstechniken wie autogenes Training und progressive Muskelrelaxation helfen beim Stressabbau.
- Bewegen und aufatmen: Gut für den Körper und die innere Balance sind Bewegungsarten wie Pilates, Yoga, Tai-Chi und Qigong, bei denen die bewusste Atmung eine Hauptrolle spielt.
- Wohltuende Wärme: Wärme wirkt entkrampfend und ist daher ein effektiver, aber sanfter Schmerzkiller. Eine Wärmflasche oder ein Körnerkissen auf dem Unterbauch leisten gute Dienste, spezielle Wärmeauflagen und -pflaster gegen Regelschmerzen geben konstant therapeutische Tiefenwärme ab.
Ernährungstipp für „die Tage“
Auf eine ausreichende Zufuhr von Magnesium und Eisen achten. Das gelingt mit rotem Fleisch, Haferflocken, Nüssen oder Samen. Spinat, Schnittlauch, Kohlrabi und Bananen sind zudem gute Magnesiumlieferanten. Wer in der zweiten Zyklushälfte zu Wassereinlagerungen neigt, sollte mit Salz geizen. Frische Kräuter und Gewürze sind die bessere Wahl.
- Ab in die Wanne: Ein warmes Vollbad, zum Beispiel mit entkrampfendem Kamillen- oder beruhigendem Lavendelzusatz, fördert die Durchblutung, besänftigt die Körpermitte und kann akute Schmerzen lindern.
- Druck ausüben: Mitunter lassen sich krampfartige Verspannungen mit Akupressur lösen. Das bescheinigen sogar Studien. Apps können Frauen bei der Selbstakupressur unterstützen.
- Sex haben: Geschlechtsverkehr ist gut gegen Menstruationsbeschwerden. Einerseits werden dadurch schmerzlindernde Endorphine freigesetzt und andererseits die Muskeln im Unterleib gelockert.
- Nicht rauchen: Nikotin verengt die Gefäße, was Regelschmerzen verstärken kann. Nur einer von sehr vielen guten Gründen, sich endgültig von der Zigarette zu verabschieden.
- Besser essen: Abwechslungsreich, frisch, vollwertig, saisonal und selbst gemacht – wer sich so ernährt, hilft seiner Gesundheit ganzheitlich auf die Sprünge.