Kartoffelfeld© oticki / iStock / Getty Images Plus
Die Schilf-Glasflügelzikade verursacht Schäden in Kartoffeln.

Ernteausfälle

WARUM MAN DIE GLASFLÜGELZIKADE BEKÄMPFEN MUSS

Die Glasflügelzikade bekämpfen? Wieso? Klingt doch irgendwie niedlich! Leider weit gefehlt. Die wärmeliebende Schilf-Glasflügelzikade macht mächtig Ärger. Sie zu bekämpfen, ist sogar dringend nötig, denn sie hat es auf unser Essen abgesehen. Nicht nur Landwirte sind alarmiert.

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Im Jahr 2023 fingen die Probleme, die die Glasflügelzikade auslöst, in Bayern so richtig an. Versuche, die Glasflügelzikade zu bekämpfen, sind bisher nicht sehr effektiv. Allerdings drängt die Zeit: Die Glasflügelzikade überträgt Bakterien, die bei Kartoffeln, Zuckerrüben und anderem Gemüse zu Ernteausfällen führt. Expert*innen warnen vor einem „Ernährungsproblem“, das ganz Europa betreffen könnte. Denn die Glasflügelzikade breitet sich immer weiter aus.

Um die Glasflügelzikade zu bekämpfen, arbeiten Landwirt*innen, Forschende und Lebensmittelherstellende fieberhaft an einer wirksamen Methode. Die gute Nachricht: ein paar Ideen haben sie schon.

Die Glasflügelzikade kann man natürlich bekämpfen

Glasflügelzikaden muss man deshalb bekämpfen, weil ihre Larven sich an die Wurzeln von Kartoffeln, Zuckerrüben, Karotten, Pastinaken und Roter Beete festbeißen und Bakterien übertragen. Diese Erreger sind das eigentliche Problem. Sie übertragen die Krankheiten SBR und Stolbur in erster Linie auf Zuckerrüben, aber eben auch auf anderes Gemüse. Die Rüben schrumpeln, welken und bilden viel weniger Zucker. Sie sind zwar noch verwertbar, aber nicht mehr lange lagerfähig und schlechter zu verarbeiten. Im Jahr 2024 kam es durch die Glasflügelzikade zu Ernteeinbußen bei Kartoffeln und Zuckerrüben, die teilweise über 50 Prozent lagen. Um die Existenz der Landwirt*innen und auch der verarbeitenden Betriebe zu sichern, suchen alle Beteiligten fieberhaft nach Wegen, um die Glasflügelzikade zu bekämpfen.

Wie man die Glasflügelzikade bekämpfen kann, erforschen Teams in Feldversuchen und im Labor. Durch großflächige Experimente weiß man mittlerweile: es gibt einen natürlichen Weg, die Larven der Glasflügelzikade zu bekämpfen. Dazu muss das betroffene Feld den Winter über ohne Bepflanzung bleiben. Schwarzbrache nennen die Landwirte das. Normalerweise säen die Landwirte nach der Zuckerrübenernte im Herbst auf dem Feld Winterweizen, in dessen Wurzeln die Larven der Glasflügelzikaden überwintern. Um sie zu bekämpfen, können Landwirte sie durch die Schwarzbrache aushungern. Erst im Frühjahr säen sie dann Mais oder Sommergetreide.

Leider gibt es ein paar Probleme mit dieser einfachsten Methode, die Glasflügelzikade zu bekämpfen. Die Schwarzbrache ist nicht überall erlaubt, teilweise liegt das ausgerechnet an Umweltauflagen. Für Mais fehlen in manchen Landstrichen schlicht die Abnehmer. Letztlich kann die Methode der Schwarzbrache die Glasflügelzikade aber nur bekämpfen, wenn alle mitmachen.

Um Glasflügelzikade zu bekämpfen: Notfallzulassung für Pflanzenschutzmittel

Weil es noch rund zehn Jahre dauern kann, bis gegen Stolbur und SBR resistente Gemüsepflanzen gezüchtet sind, muss eine schnellere Methode her, um die Glasflügelzikade als Überträger der Bakterien zu bekämpfen. Das kleine Insekt wandert rund 30 bis 50 Kilometer pro Jahr und breitet sich immer weiter in Bayern aus. Daher ist Eile geboten. Die Glasflügelzikade bedroht vor allem Kartoffeln, die für Pommes und Chips gebraucht werden, und damit auch verarbeitende Betriebe. Die Zuckerrübenverarbeitung verläuft nach einem ausgeklügelten System, bei dem es auf Timing des optimalen Erntezeitpunktes ankommt. Die fehlende Lagerfähigkeit der befallenen Rüben und auch der niedrigere Zuckergehalt durch die Bakterien sind ein existenzielles Problem, das dringend gelöst werden muss.

Um die Glasflügelzikade schnell zu bekämpfen, haben sieben Pflanzenschutzmittel im April eine Notfallzulassung erhalten. Sie sind aber allein keine Lösung. Die Firma Südzucker experimentiert mit Zitronenaroma, um die Glasflügelzikade von Rüben und Kartoffeln fernzuhalten. Auch Schwefel wird als Repellent untersucht. Bis man aber eine sichere Methode gefunden hat, bleibt nur die Kombination verschiedener Verfahren, um die Glasflügelzikade zu bekämpfen. Das kleine Insekt ist neben dem Nachweis neuer, bisher nicht in Deutschland heimischer Zecken- und Mückenarten ein weiteres Beispiel, wie der Klimawandel uns alle betrifft.

Quellen:

https://www.br.de/nachrichten/bayern/glasfluegelzikade-bedroht-sie-unsere-nahrungsmittelversorgung,UhsV0Gh

https://www.br.de/nachrichten/bayern/gummirueben-mit-zitrone-und-zuechtung-die-zikade-bekaempfen,UHvrYnv

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