Galenische Übungen
HERSTELLUNG PULVERGEFÜLLTER HARTKAPSELN IN DER APOTHEKE
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Pulvergefüllte Hartkapseln bieten eine flexible und patientenindividuelle Arzneiform, die sich gut in der Rezepturpraxis umsetzen lässt. Das Ph. Eur. klassifiziert sie als feste, einzeldosierte Arzneiformen. Besonders bei kleinen Kindern, die noch keine Tabletten einnehmen können oder Wirkstoffe in besonderen Dosierungen benötigen, kommen pulvergefüllte Hartkapseln zum Einsatz. Oft werden die Kapseln nicht geschluckt, sondern geöffnet, um das Pulver in Nahrung oder Flüssigkeit zu verabreichen.
Der Fokus dieses Artikels liegt auf der Herstellung pulvergefüllter Hartkapseln und erklärt sie so, dass sowohl PTA-Schüler als auch apothekenerfahrene PTA davon profitieren können. Andere Füllgüter wie Pasten, Pellets oder Granulate sind natürlich grundsätzlich ebenfalls möglich; auf deren Kapselherstellung in der Apotheke gehen wir ein andermal ein.
Kapseln in der Rezeptur: Wahl der Kapselgröße und Füllmenge
Hartgelatinekapseln gibt es in acht Größen, wobei in den Apotheken hauptsächlich die Größen 0 und 1 verwendet werden. Die Auswahl der passenden Größe richtet sich nach dem Wirkstoffgehalt pro Hartkapsel: Liegt dieser unter 200 Milligramm (mg), wird üblicherweise die Kapselgröße 1 gewählt. Bei höherem Gehalt kommt Größe 0 zum Einsatz.
In der Pädiatrie finden jedoch auch kleinere Größen Anwendung. Grundsätzlich sollten für eine Rezeptur immer die kleinstmöglichen Kapseln gewählt werden, um die Einnahme zu erleichtern und die möglichen Nebenwirkungen durch den Kapselfüllstoff zu minimieren. Die Kapselherstellung in der Apotheke orientiert sich dabei an der individuellen Dosierung und der optimalen Füllmenge.
Hartkapseln: Bestimmung der Kapselgröße und Kapselinhalt
Vor Beginn der Herstellung der Hartkapseln ist abzuschätzen, wie viel Volumen die Pulver-Verreibung aus Wirkstoff und Füllstoff einnimmt. Bei standardisierten Füllmitteln wie der Mischung aus 99,5 Prozent Mannitol und 0,5 Prozent hochdispersem Siliciumdioxid (NRF S. 38) lässt sich die Nennfüllmasse anhand der Schüttdichte gut bestimmen. Für Kapselgröße 1 beträgt diese zum Beispiel etwa 0,275 Gramm (g).
Die exakte Schüttdichte muss vor der ersten Kapselherstellung in der Apotheke allerdings bestimmt werden. Bei fertig vom Hersteller bezogenen Füllmitteln findet sich die Schüttdichte zumeist auf dem Analysenzertifikat aufgedruckt. Daraus ergibt sich eine einfache Berechnungsgrundlage für die Mengen an Wirkstoff und Füllmittel pro Hartkapsel.
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Kapselherstellung in der Apotheke: Die Herstellungsmethoden
Bei der Kapselherstellung in der Apotheke gibt es verschiedene Möglichkeiten, um sicherzustellen, dass jede einzelne Hartkapsel die gleiche Wirkstoffmenge enthält. Hier erhalten Sie einen Überblick; das genaue Vorgehen folgt in einem eigenen Artikel.
Methode A (Volumetrisch bei hohem Wirkstoffanteil)
Diese Methode wird angewendet, wenn der Wirkstoffanteil mehr als 50 Prozent des Kapselinhalts ausmacht. Der Wirkstoff wird mit etwas hochdispersem Siliciumdioxid vermengt, in einen Messzylinder gegeben und mit Füllstoff auf das zuvor berechnete Kalibriervolumen aufgefüllt. Diese Methode ist bei der Kapselherstellung in der Apotheke besonders für hochdosierte Arzneistoffe geeignet.
Methode B (Volumetrisch bei geringem Wirkstoffanteil)
Methode B ist geeignet bei niedrigen Wirkstoffmengen unter 50 Prozent des Füllvolumens der Kapseln. In der Rezeptur wird zunächst eine kleine Menge Füllstoff mit dem Wirkstoff vermischt (Vormischung), dann schrittweise mit weiterem Füllstoff ergänzt, bis das Kalibriervolumen erreicht ist. Diese Methode ist in der Apotheke essenziell für die Kapselherstellung mit niedrig dosierten Arzneistoffen.
Gravimetrische Methode (Massenbasiert)
Diese Methode zur Herstellung von Hartkapseln basiert auf bekannten Füllmassen (z. B. 0,275 g bei Größe 1). Aus der berechneten Wirkstoffmenge wird die nötige Füllmittelmasse ermittelt, sodass jede Kapsel die definierte Gesamtmasse erreicht. Die Mischung in der Rezeptur erfolgt ohne Messzylinder. Sie bietet eine präzise Grundlage für die Kapselherstellung in der Apotheke.
Ergänzungsmethode
Diese Methode wird vor allem bei einer hoher Wirkstoffmenge angewendet oder bei unbekannter Schüttdichte – etwa bei der Verarbeitung gepulverter Fertigarzneimittel. Nach der Wirkstoffverreibung wird schrittweise so viel Füllstoff ergänzt, bis die Unterteile der Hartkapseln locker befüllt sind. Das Pulvervolumen der Kapseln wird also durch praktisches Einfüllen ermittelt, nicht rechnerisch. Diese Methode der Kapselherstellung in der Apotheke eignet sich gut für individualisierte Rezepturen.
Vorbereitungen vor der Herstellung
Vor der Herstellung pulvergefüllter Hartkapseln sind folgende Aspekte zu klären:
- Eignung des gewählten Füllmittels (z. B. keine Wechselwirkungen)
- Notwendigkeit der Wirkstoffvermahlung
- Abschätzung des Volumens der Verreibung
- Passende Kapselgröße und Kompatibilität mit dem Kapselfüllgerät
- Wirkstoff-Füllmittel-Verhältnis
- Besondere Anforderungen der Rezeptur
Pulvermischung: So gelingt die gleichmäßige Verteilung in Hartkapseln
Die homogene Mischung der Pulver für die Hartkapseln, also von Wirkstoff und Füllstoff, ist entscheidend für die Qualität der Kapseln. Zunächst wird der Wirkstoff unter Berücksichtigung von Einwaage-Korrektur und Produktionszuschlag abgewogen.
Der Produktionszuschlag bei der Kapselherstellung in der Apotheke dient dazu, unvermeidbare Pulververluste während der Herstellung auszugleichen – etwa durch das Anhaften an den Geräten oder durch Ausschuss. So wird sichergestellt, dass jede einzelne Hartkapsel die verordnete Wirkstoffmenge enthält.
Bei niedrig dosierten Hartkapseln wird ein Zuschlag von zehn Prozent empfohlen, bei höheren Wirkstoffmengen reichen meist fünf Prozent.
Die Mischung erfolgt portionsweise:
- Zunächst wird eine kleine Menge Füllstoff mit dem Wirkstoff gemischt (Verdünnungsschritt).
- Anschließend wird diese Vormischung mit weiteren Portionen Füllstoff schrittweise auf das Gesamtvolumen ergänzt.
Dabei sollte das Mischgut nicht mehr als zehn Prozent des Schalenvolumens betragen, um Agglomerate zu vermeiden. Wichtig: In glatten Schalen wird ohne Druck und mit Kartenblatt gearbeitet. Diese Technik ist zentral für die gleichmäßige Kapselherstellung in der Apotheke.
Das "spargelbeetartige" Einfüllen
Beim Einfüllen der Pulvermischung in die Kapselunterteile wird das Pulver auf dem Kapselbrett in einer Formation verteilt, die an ein Spargelbeet erinnert:
- länglich,
- locker und
- gleichmäßig.
Diese Technik sorgt dafür, dass das Pulver gleichmäßig in alle Kapseln gelangt. Ohne diese Methode kann es passieren, dass mittig liegende Kapseln überfüllt und Randkapseln unterfüllt werden.
Wann die Kapseln verschlossen werden – und wann nicht
Sind die Hartkapseln für die Einnahme durch Kinder gedacht und soll der Inhalt zum Beispiel in Brei gegeben werden, werden die Kapseln nicht fest, sondern nur leicht verschlossen. Dadurch lassen sie sich leichter öffnen. Hartkapseln zur oralen Einnahme im Ganzen werden nach dem Befüllen fest verschlossen und auf korrektes Einrasten geprüft. Berücksichtigen Sie also bei der Kapselherstellung in der Apotheke stets die spätere Anwendungsweise.
Sicherheitsvorkehrungen: Persönliche Schutzausrüstung ist Pflicht
Besonders bei der Verarbeitung von pulverförmigen Substanzen ist der Arbeitsschutz zentral. Durch die Staubentwicklung bei der Einwaage, Mischung und Befüllung besteht die Gefahr der Inhalation. Deshalb sollten Sie bei der Kapselherstellung in der Apotheke einen geeigneten Atemschutz tragen. Zudem sind geschlossene Laborkittel, Schutzhandschuhe und eine Schutzbrille obligatorisch.
Die Arbeiten am Pulver und an den Hartkapseln erfolgen idealerweise unter einem abgeschalteten Laborabzug, solange Pulver verwirbeln kann. Der Frontschieber sollte dabei so weit wie möglich geschlossen bleiben.
Für Schwangere und Stillende gelten zusätzliche Schutzvorgaben – sie dürfen einige Substanzen nicht verarbeiten. Generell sollten alle Herstellenden die Sicherheitsdatenblätter der verwendeten Stoffe kennen und beachten. Sicherheit ist ein wesentlicher Bestandteil bei der Herstellung von Hartkapseln.
Kontrolle: Massengenauigkeit und Gleichförmigkeit
Ein zentraler Aspekt der Qualitätssicherung in der Rezeptur ist die Endprozesskontrolle der Hartkapseln. Mindestens 20 gefüllte Kapseln sollten gewogen werden.
- Zuerst wird die durchschnittliche Masse einer Leerkapsel bestimmt, indem zehn Kapseln gewogen und der Mittelwert berechnet wird.
- Anschließend werden zehn gefüllte Kapseln einzeln gewogen und die Masse der jeweiligen Kapsel wird berechnet.
Die Streuung dieser Werte (relative Standardabweichung) darf 5 Prozent nicht überschreiten. Bei einer durchschnittlichen Kapselmasse unter 300 mg dürfen maximal zwei Kapseln um mehr als 10 Prozent abweichen, keine um mehr als 20 Prozent.
Diese Prüfung stellt sicher, dass alle Kapseln eine vergleichbare Wirkstoffmenge enthalten. Bei der Kapselherstellung in der Apotheke ist diese Kontrolle essenziell.
Verpackung und Kennzeichnung von Hartkapseln
Nach der Herstellung werden die Hartkapseln in dicht schließende Braunglasgefäße oder Schraubdeckeldosen abgefüllt. Wichtig ist die richtige Kennzeichnung:
- Darreichungsform,
- Gebrauchsanweisung,
- Lagerhinweise,
- Aufbrauchfrist und
- ggf. Hinweise wie "Zum Einnehmen" oder "Vor Licht und Feuchtigkeit geschützt lagern"
müssen auf dem Etikett vermerkt sein.