Die Pille danach

Eine Verhütungspanne kann jedem passieren. Kund*innen, die in der Apotheke nach der „Pille Danach“ fragen, sind oft verunsichert und besorgt. Umso wichtiger, dass Sie sich mit Notfallkontrazeptiva gut auskennen und einfühlsam beraten.

Verhütungspannen sind nicht geplant, sie können jedem passieren. In den wenigsten Fällen fragen Kund*innen in der Apotheke nach der Pille Danach, weil sie im Eifer des Gefechts nicht an Verhütung gedacht haben. Häufiger

  • reißt oder verrutscht ein Kondom,
  • die Antibabypille wurde vergessen,
  • die Anwenderin musste sich nach Einnahme der Pille übergeben oder hatte Durchfall,
  • der Verhütungsring wurde zu spät wieder eingesetzt oder
  • das Verhütungspflaster hat nicht richtig geklebt.

Notfallkontrazeptiva ermöglichen es Frauen, selbstbestimmt zu entscheiden, ob sie schwanger werden möchten oder nicht. Wichtig ist, dass die Kundin die Pille Danach schnellstmöglich nach der Verhütungspanne einnimmt, am besten innerhalb von 12 Stunden. Aber:

  • Termine bei Gynäkolog*innen sind meist nicht schnell genug verfügbar. Bei einem Verhütungsunfall abends ohnehin erst am nächsten Morgen.
  • Der ärztliche Bereitschaftsdienst hat in der Regel lange Wartezeiten.

➡️ Deshalb ist die Apotheke oft die erste Anlaufstelle. Gerade im Notdienst. Denn seit 2015 ist die Pille Danach ohne Rezept erhältlich.

Da die Pille Danach vor allem im Nacht- und Notdienst der Apotheke erfragt wird, fehlt vielen PTA noch die Beratungsroutine. Doch nur, wer sich selbst gut auskennt, kann auch sicher beraten.

Hier erfahren Sie

  • was das fertile Fenster ist, wie die Pille Danach wirkt und zu welchem Zeitpunkt im Zyklus Sie sie empfehlen können.
  • wie die beiden Wirkstoffe Levonorgestrel und Ulipristalacetat sich unterscheiden, wie lange nach der Verhütungspanne Sie welches und auch bei welchen Vorerkrankungen Sie welches Präparat Sie wann empfehlen.
  • was passiert, wenn man bereits schwanger ist und die Pille Danach einnimmt, und ob man sie während der Stillzeit anwenden kann.
  • ob Sie in besonderen Situationen die Pille Danach ohne Rezept rechtssicher abgeben dürfen, beispielsweise wenn Ihre Kundin unter 14 Jahren alt ist, wenn die Kundin nicht selbst in die Apotheke kommt oder, wenn jemand die Pille Danach auf Vorrat kaufen möchte.
  • wie Sie häufige Fragen Ihrer Kundinnen zur Pille Danach beantworten können.

Abgabe der Pille Danach verweigern – aus moralischen Gründen?

In einer Umfrage von HRA Pharma berichteten Kundinnen, dass die Frage „Wie konnte so etwas nur passieren?“ zwischen ihnen und dem Personal der Apotheke stand. Denken Sie im Beratungsgespräch also daran, Ihre eigenen Moralvorstellungen hintenanzustellen und nicht zu werten. Die Tatsache, dass die Kundin sich überwunden hat, nach der Pille Danach zu fragen, zeigt, dass sie verantwortungsvoll mit der Situation umgeht.

Ihre Kund*innen haben eine sensible Beratung ohne Vorverurteilung verdient.

❗️ Bedenken Sie auch, was passiert, wenn die Apotheke die Abgabe der Pille Danach ohne Rezept verweigert: Sie muss in einer anderen (Notdienst!) Apotheke danach fragen – dabei ist es ja entscheidend, wie lange nach der Verhütungspanne sie die Pille Danach einnimmt. Eine ungewollte Schwangerschaft führt oft zu einem Schwangerschaftsabbruch. Ein solcher kann sehr belastend sein – damit ist Ihrer Kundin nicht geholfen.

Pille Danach: Abgabe verweigern verboten!
Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg entschied im Jahr 2024: Die Pille Danach
muss abgegeben werden, wenn sie verlangt wird. Ein Berliner Apotheker hatte sie aus Gewissensgründen mehrfach verweigert (und religiös motivierte Botschaften verteilt). Dem Gericht zufolge verstößt das gegen die Berufsordnung: Persönliche Gründe dürfen dem Versorgungsauftrag nicht entgegenstehen. Die Apotheke darf die Pille Danach nur aus medizinischen Gründen verweigern, nicht wegen persönlicher Moralvorstellungen.

Wie lange kann die Pille Danach eingenommen werden?
Das fertile Fenster

Der weibliche Zyklus ist durchschnittlich 28 Tage lang. Etwa in der Mitte des Zyklus kommt es zum Eisprung. Circa fünf Tage vor dem Eisprung steigt das Risiko, schwanger zu werden: Jetzt steigt der Östrogenspiegel im Körper. Zwei Tage vor dem Eisprung steigt dann auch die Konzentration an Luteinisierendem Hormon (LH). Nun ist die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden am größten.

LH führt schließlich zum Eisprung, bei dem eine Eizelle den Eierstock verlässt und beginnt, durch den Eileiter in Richtung Gebärmutter zu wandern. Ab dem Eisprung ist es noch einen Tag lang möglich, schwanger zu werden.

Für diese Werte gibt es eine hohe Variabilität, sie schwanken von Frau zu Frau stark und auch bei einer Frau von Zyklus zu Zyklus Selbst, wie lange ein Zyklus dauert, unterscheidet sich bei vielen Frauen von Monat zu Monat. Eine Zyklusberechnung ist deshalb nicht geeignet, um zu entscheiden, ob die Pille Danach sinnvoll ist oder nicht. Es ist also in der Apotheke gar nicht nötig, die Kundin zu fragen, wie lange ihr Zyklus ist und wann genau sie ihre letzte Regelblutung hatte.

Es gibt noch einen zweiten Faktor, der für eine Befruchtung entscheidend ist: das Spermium. Samenzellen sind nach der Ejakulation fünf Tage lang lebensfähig. Die Pille Danach verschiebt den Eisprung um fünf Tage nach hinten, damit die Lebensspanne der Spermien und das fertile Fenster sich nicht überschneiden.

Die Pille Danach verschiebt den Eisprung um fünf Tage nach hinten, damit die Lebensspanne der Spermien und das fertile Fenster sich nicht überschneiden.

Was, wenn das Ei schon gesprungen ist, wenn die Kundin die Pille Danach einnimmt?

Wenn die Verhütungspanne nach dem Eisprung passiert, ist eine Befruchtung möglich. Auch, wenn die Pille Danach zu spät eingenommen wurde, wenn also der Eisprung zwischen Sex und Einnahme passiert, kann die Kundin trotz Pille Danach schwanger werden.

In diesem Fall würde die Kundin ihre nächste Regelblutung abwarten. Bleibt sie aus, sollte sie einen Schwangerschaftstest machen. Das sollte Sie aber nicht davon abhalten, in der Apotheke die Pille Danach zu empfehlen – denken Sie daran, der Zyklus ist nicht genau berechenbar.

Die Antwort auf die Frage, wie lange man die Pille Danach einnehmen kann, lautet also: So schnell wie möglich nach der Verhütungspanne, jedoch maximal 72 beziehungsweise 120 Stunden danach, abhängig vom Wirkstoff.

💡 Tipp: Ein Frühschwangerschaftstest aus der Apotheke kann nervösen Kundinnen schon einige Tage bevor die Blutung fällig ist erleichternde Gewissheit bringen – eine sinnvolle Zusatzempfehlung zur Pille Danach!

Gut zu wissen: Spirale Danach
Gynäkolog*innen können bis zu fünf Tage nach dem Sex die Kupferspirale Danach als Notfallkontrazeptivum einsetzen.

Ist die Pille Danach eine „Hormonbombe“ oder „Abtreibungspille“?

Klare Antwort: Nein.

Darum ist die Pille Danach keine Hormonbombe:
Ulipristalacetat-Präparate enthalten keine Hormone. Levonorgestrel ist zwar ein Gestagen und damit ein Hormon, aber nicht ungewöhnlich hoch dosiert. Gestagene kommen auch in oralen Antikontrazeptiva (Mikropille und Minipille) in ähnlichen Wirkstoffmengen zum Einsatz.

Darum ist die Pille Danach keine Abtreibungspille:
Die Pille Danach ist kein Mittel zum Schwangerschaftsabbruch. Liegt bereits eine Schwangerschaft vor, von der die Kundin nichts weiß, wenn sie die Pille Danach einnimmt, ist die Schwangerschaft nicht gefährdet. Es sind bei Levonorgestrel auch keine schädlichen Wirkungen auf das Kind bekannt (die Daten zur fruchtschädigenden Wirkung von Ulipristalacetat sind nicht aussagekräftig). Und ist eine Eizelle bereits befruchtet aber noch nicht in der Gebärmutter eingenistet, hemmt die Pille Danach diese Nidation nicht.

💡 Einige Kundinnen befürchten auch, dass die Pille Danach sich auf ihre Fruchtbarkeit auswirkt. Diese Sorge können sie ihnen in der Apotheke nehmen. Das Gegenteil ist der Fall: Durch den verschobenen Eisprung sind Anwenderinnen sogar kurzfristig fruchtbarer.

Nach der Pille Danach
Durch den verschobenen Eisprung sind Anwenderinnen der Pille Danach kurzfristig fruchtbarer als üblich. Die „normale“ Pille zur Verhütung verliert durch die Pille Danach außerdem zeitweilig ihre Wirkung. Raten Sie Ihrer Kundin deshalb, erst einmal mit einem Kondom zu verhüten. Wie lange? Bis zur nächsten Regelblutung. Kundinnen, die ihre reguläre Pille im Langzeitzyklus einnehmen, sollten 14 Tage lang ein Kondom verwenden. Vielleicht haben Sie in der Apotheke Kondome vorrätig? Eine sinnvolle Zusatzempfehlung!

So unterscheiden sich die beiden Wirkstoffe

Es gibt zwei Wirkstoffe, die als Notfallkontrazeptiva – also als Pille Danach – zugelassen sind und die Sie ohne Rezept in der Apotheke abgeben können: Levonorgestrel (LNG) und Ulipristalacetat (UPA). Beide schieben den Eisprung um fünf Tage hinaus. UPA kann dies auch dann noch, wenn der LH-Spiegel bereits steigt, LNG nicht. Wie lange die Verhütungspanne bereits zurückliegt, ist entscheidend für die Wahl des Wirkstoffs.

Levonorgestrel

Levonorgestrel ist ein synthetisches Gestagen. Es wird mit 1,5 Milligramm dosiert. Ihre Kundin sollte die Pille Danach mit LNG schnellstmöglich, am besten innerhalb von zwölf Stunden, spätestens aber drei Tage (72 Stunden) nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr einnehmen.

Kontraindikationen sind eine Allergie gegen den Wirkstoff oder schwere Leberfunktionsstörungen. Als Gestagen erhöht LNG außerdem das Thromboserisiko, wenn auch geringfügiger als viele andere Gestagene.

Ulipristalacetat

Ulipristalacetat ist ein selektiver Progesteron-Rezeptor-Modulator. Er wird mit 30 Milligramm dosiert. Die Kundin sollte die Pille Danach mit UPA ebenfalls schnellstmöglich, maximal aber fünf Tage (120 Stunden) nach der Verhütungspanne einnehmen.

UPA ist kontraindiziert bei Kundinnen mit Asthma, die deshalb Glucocorticoide oral einnehmen. Denn UPA hat eine hohe Affinität zum Glucocorticoid-Rezeptor und könnte diesen blockieren, sodass das Asthma-Medikament nicht wirken kann. Bei schweren Leberfunktionsstörungen gilt laut Gebrauchsanweisung „besondere Vorsicht“, die Kundin sollte nach der Einnahme den Arzt aufsuchen.

Ulipristalacetat gilt als die wirksamere der beiden Substanzen. Insbesondere bei einem Body-Mass-Index von über 25 raten Expert*innen eher zu UPA. Die erste Wahl bei Ihrer Empfehlung sollte deshalb UPA sein, wenn keine Kontraindikation vorliegt.

❗️ Beide Wirkstoffe der Pille Danach gehen Wechselwirkungen mit CYP3A4-Induktoren ein. Klären Sie in der Apotheke ab, ob Ihre Kundin ein solches Arzneimittel einnimmt. Falls ja, verweisen Sie sie bitte an Gynäkolog*innen. Die können dann beispielsweise die Kupferspirale Danach setzen.

Die Pille Danach in Schwangerschaft und Stillzeit

Es gibt verschiedene Gründe, aus denen Ihre Kundin schon schwanger sein könnte und dennoch nach der Pille Danach fragt. Möglicherweise ist sie noch im Anfangsstadium ihrer Schwangerschaft und weiß nichts davon. Oder es ist nach der Verhütungspanne, wegen der sie jetzt die Apotheke aufsucht, bereits zur Befruchtung der Eizelle gekommen.

Die Pille Danach führt nicht zum Schwangerschaftsabbruch. Ist die Kundin schwanger, schadet die Pille Danach dem Kind nicht. Ist eine Eizelle bereits befruchtet, kann sie sich trotz Pille Danach einnisten. Levonorgestrel und Ulipristalacetat verschieben lediglich den Eisprung, auf eine bestehende oder entstehende Schwangerschaft haben sie keinen Einfluss.

Auch in der Stillzeit können Verhütungspannen passieren. LNG und UPA können in die Muttermilch übergehen. Sie können die Pille Danach dennoch abgeben, die Kundin muss dann aber eine Stillpause einlegen, in der sie die Muttermilch abpumpt und verwirft. Wie lange, ist bei den beiden Wirkstoffen unterschiedlich.

  • Bei Levonorgestrel beträgt die Stillpause acht Stunden,
  • bei Ulipristalacetat eine Woche.

Ist das Einnahmefenster von 72 Stunden noch nicht überschritten, bevorzugen die meisten stillenden Kundinnen deshalb LNG. Sucht die Kundin die Apotheke im Zeitfenster von 72 bis 120 Stunden nach der Verhütungspanne auf, kommt als Wirkstoff der Pille Danach allerdings nur noch UPA in Frage.

Rechtliche Unsicherheiten zur Pille Danach? Das gilt für Apotheken

Viele Apotheker*innen und PTA fühlen sich bei der Abgabe der Pille Danach ohne Rezept rechtlich unsicher, wenn sie sie an Minderjährige, an Dritte oder auf Vorrat abgeben. Das Wichtigste vorweg: Die Apotheke haftet nur, wenn sie ihrer Beratungspflicht nicht nachkommt (§20 ApBetrO). Heißt das, in den genannten Fällen ist die Abgabe der Pille Danach okay?

Mehr als die Hälfte der Pille-Danach-Kundinnen ist zwischen 15 und 24 Jahren alt. Dass Minderjährige in der Apotheke ohne Rezept nach ihr fragen, kommt also häufig vor. Durchaus auch junge Frauen unter 14 Jahren. Generell sind die beiden Wirkstoffe LNG und UPA nicht ab einem bestimmten Alter zugelassen, sondern im „gebärfähigen Alter“, und das können auch schon sehr junge Mädchen sein.

Es ist keine Pflicht, bei Frauen unter 14 Jahren die Erlaubnis der Eltern einzuholen. Die Bundesapothekerkammer rät es den Apotheken allerdings in ihrer Handlungsempfehlung. Bieten Sie also an, die Eltern hinzuzuziehen.

❗️ Aber: Dadurch, dass die junge Kundin vor Ihnen in der Apotheke steht und die Pille Danach einnehmen möchte, beweist sie, dass sie die Tragweite ihrer Situation einschätzen kann und Verantwortung übernimmt. Auch Frauen unter 14 Jahren haben ein Recht auf Ihre Verschwiegenheitspflicht (§203 Abs.1 StGB). Außerdem kennen Sie die familiäre Situation Ihrer jungen Kundin nicht. Womöglich bringen Sie sie sogar in Gefahr, wenn Sie die Eltern informieren.

Auch die Abgabe der Pille Danach ohne Rezept an Dritte, zum Beispiel an den Partner, ist in Ordnung. Bedenken Sie, dass die Frau vermutlich gerade verhindert ist, selbst in die Apotheke zu kommen. Müsste sie persönlich vorstellig werden, um die Pille Danach zu kaufen, verstreicht wertvolle Zeit bis zur Einnahme. Denn wie lange nach dem Sex die Pille Danach eingenommen wird, ist entscheidend, wie wir mittlerweile wissen. Wichtig ist, dass Ihr Gegenüber Ihre Fragen zu Vorerkrankungen und bisheriger Medikation beantwortet. Ist das nicht möglich, klären Sie sie einfach telefonisch.

Ein Mann holt die Pille Danach – für sich selbst?
Nicht nur Frauen können schwanger werden, sondern jede*r mit den entsprechenden Fortpflanzungsorganen, also auch trans*Männer, nonbinäre und intersexuelle Personen.

Und wie steht es um die Abgabe der Pille Danach auf Vorrat? Zwar ist das so nicht vorgesehen, aber die Zulassung schließt es auch nicht aus. Vielleicht verreist Ihre Kundin länger und fürchtet Magen-Darm-Infekte, weshalb ihre regelmäßige Pille nicht wirken würde.

Als geplante Verhütungsmethode hingegen ist die Pille Danach nicht geeignet. LNG kann nur einmal pro Zyklus angewendet werden und danach muss mit einer Barrieremethode wie einem Kondom verhütet werden. Die mehrfache Verwendung innerhalb eines Zyklus von UPA ist nicht ausdrücklich ausgeschlossen, aber auch danach ist eine Barrieremethode zur Verhütung erforderlich.

💡 Möchte jemand die Pille Danach auf Vorrat kaufen, um regelmäßig damit zu verhüten, beraten Sie in der Apotheke also zu Alternativen oder verweisen an Frauenärzt*innen.

Muss ich die Abgabe der Pille Danach dokumentieren?

Zwar dokumentieren viele Apotheken ihre Beratung zur Pille Danach ohne Rezept, vorgeschrieben ist das aber nicht. Die Pille Danach ist ein ganz normales OTC-Arzneimittel. Viele Kundinnen erschreckt es, wenn Sie sie mit dem Klemmbrett bewaffnet ins Beratungszimmer der Apotheke bitten und dann ihre intimsten Aussagen festhalten.

💡Tipp: Wenn Ihre Apotheke durch die Dokumentation ihre Beratungsqualität sichern möchte, ist dazu der Name der Kundin nicht nötig. Erklären Sie der Kundin in diesem Fall, dass Sie nicht ihre persönlichen Daten dokumentieren, sondern Ihre Gesprächsführung festhalten, um im Team die Beratungsqualität zu verbessern.

Das Beratungsgespräch

Dieses sensible Thema besprechen Sie am besten in einem ruhigen und geschützten Bereich, etwa in der Beratungsecke der Apotheke. Legen Sie sich dort auch eine Checkliste zur Beratung bereit. Zum Beispiel gibt es die „Handlungsempfehlung zur rezeptfreien Abgabe von oralen Notfallkontrazeptiva („Pille danach“)“ der Bundesapothekerkammer. Sie können für Ihre Apotheke auch eine eigene Checkliste anfertigen.

Hier finden Sie außerdem den Beratungs-Spickzettel von DIE PTA IN DER APOTHEKE:

Beratungs-Spickzettel zum Download

Häufige Fragen zur Pille Danach ohne Rezept

Eine Verhütungspanne verunsichert viele Frauen; sie haben zahlreiche Fragen, wenn sie in der Apotheke ohne Rezept nach der Pille Danach fragen. Die häufigsten haben wir hier für Ihr Beratungsgespräch gesammelt.

Die Pille Danach mit Levonorgestrel kann bis zu 72 Stunden nach der Verhütungspanne eingenommen werden, mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat bis zu 120 Stunden. Ist dieser Zeitraum verstrichen, verweisen Sie bitte an Frauenärzt*innen.

Im Beratungsgespräch in der Apotheke stellen Sie detaillierte Fragen zum Zyklus, um das richtige Präparat zu empfehlen. Wenn jemand anderes diese Fragen beantworten kann, ist es in Ordnung, dass die Kundin die Pille Danach nicht selbst abholt. Andernfalls können sie die Fragen telefonisch klären. Bedenken Sie: Wenn die Frau gerade verhindert ist, die Pille Danach selbst zu holen, Sie sie aber dazu zwingen, verstreicht wertvolle Zeit bis zur Einnahme.

Der weibliche Zyklus dauert 21 bis 35 Tage, bei vielen Frauen ist er unregelmäßig. Der Eisprung passiert 14 Tage bevor die Regelblutung einsetzt. Wie viele Tage nach der letzten Periode er stattfindet, hängt also von der Länge des Zyklus ab. Es lässt sich in der Apotheke nicht bestimmen. Wenn Sie entscheiden, ob Sie Ihrer Kundin die Notfall-Pille abgeben oder nicht, spielt der Zyklustag also keine Rolle.

  • Nimmt die Kundin die Pille Danach vor dem Eisprung ein, verschiebt sich dieser.
  • Kommt es mehr als einen Tag nach dem Eisprung zur Verhütungspanne, ist das fertile Fenster bereits geschlossen.
  • Nur in dem schmalen Zeitraum dazwischen ist die Pille Danach nicht wirksam.

Sicherheit bringt ein Schwangerschaftstest zwei Wochen nach dem Verhütungsunfall.

Ein Notfall-Kontrazeptivum wie die Pille Danach ist eine Verhütungsmethode, kein Mittel zum Schwangerschaftsabbruch. Beide Wirkstoffe beenden eine bestehende Schwangerschaft nicht und hindern ein befruchtetes Ei auch nicht am Einnisten. Nach aktueller Datenlage erhöht Levonorgestrel das Risiko für Fehlbildungen nicht, bei Ulipristalacetat ist die Datenlage nicht eindeutig. 

Da Notfall-Kontrazeptiva den Zyklus verschieben, empfehlen Sie Ihrer Kundin, 14 Tage nach der Einnahme zusätzlich eine Barrieremethode anzuwenden.

Zu den häufigen oder sehr häufigen Nebenwirkungen der Pille danach zählen

  • Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Müdigkeit,
  • Übelkeit und/oder Erbrechen,
  • Bauch- und Unterleibsschmerzen, Menstruationsblutungen mit Schmerzen und Krämpfen,
  • Spannungsgefühl in der Brust.

Möglich ist, dass die Pille Danach mit Levonorgestrel als Wirkstoff das Thrombose-Risiko erhöht, wenn bestimmte Risikofaktoren vorliegen:

  • Faktor-V-Leiden-Mutation,
  • Thrombosen in der eigenen oder der Familien-Vorgeschichte,
  • Rauchen.

Zwischen- oder Schmierblutungen können auftreten. Die Periode kann sich nach vorne oder hinten verschieben, außerdem stärker oder schwächer auftreten als gewohnt. Bleibt sie länger als sieben Tage aus, sollte Ihre Kundin einen Schwangerschaftstest machen.

Alkohol schwächt die Wirkung der Pille Danach nicht ab. Allerdings wirkt sie nicht oder nicht ausreichend, wenn die Kundin sich übergibt und das Präparat dabei erbricht.

Bis zum Alter von einschließlich 21 Jahren („bis zum vollendeten 22. Lebensjahr“) können Ärzt*innen die Pille Danach auf einem Kassenrezept verordnen. Danach ist es nur noch als Privatrezept möglich. Aber auch ohne Rezept ist die Pille Danach in der Apotheke erhältlich.

Gesa Van Hecke, PTA/Redaktion
Dieser Beitrag wurde zuletzt im April 2025 überarbeitet.

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