Krampfanfall
PLÖTZLICHER KINDSTOD: ERKENNTNISSE ÜBER URSACHEN
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Der plötzliche Kindstod, auch Sudden Infant Death Syndrome (SIDS) genannt, ist das unerwartete und unerklärliche Versterben eines ansonsten gesunden Säuglings im Schlaf. Trotz intensiver Forschung ist die genaue Ursache dieses tragischen Phänomens noch nicht vollständig geklärt.
In Deutschland ist die Zahl der Fälle in den letzten Jahrzehnten jedoch deutlich gesunken: 2020 wurden nur noch 84 Fälle registriert, während vor 30 Jahren noch mehr als 1000 Kinder jährlich durch SIDS verstarben.
Plötzlicher Kindstod: Mögliche Ursachen und Risikofaktoren
Wissenschaftler gehen davon aus, dass verschiedene Faktoren Ursachen für den plötzlichen Kindstod sein können beziehungsweise das Risiko für SIDS erhöhen. Dazu zählen zum Beispiel
- wenn das Kind auf dem Bauch schläft,
- wenn es zu früh auf die Welt kommt oder
- Passivrauch, also das Rauchen in der Umgebung des Kindes.
Neuere Untersuchungen deuten zudem darauf hin, dass auch genetische und neurologische Faktoren eine Rolle als Ursachen spielen könnten. Besonders auffällig ist, dass der plötzliche Kindstod häufig zwischen dem zweiten und fünften Lebensmonat auftritt.
Erkenntnisse aus einer aktuellen Studie zu SIDS
Eine Studie aus dem Jahr 2024 liefert neue Hinweise auf eine mögliche Verbindung zwischen dem plötzlichen Kindstod und neurologischen Auffälligkeiten. Ein Team um Dr. Laura Gould von der New York University analysierte Videoaufzeichnungen von sieben Kleinkindern, die unerwartet durch SIDS verstarben. Die Aufnahmen stammten von Heimvideo-Überwachungskameras und wurden für die Studie von Mediziner*innen unabhängig voneinander sorgfältig untersucht. Dabei zeigte sich eine Gemeinsamkeit.
Krampfanfall als möglicher Auslöser für den plötzlichen Kindstod?
Fünf der Kameras hatten lückenlos aufgezeichnet. Die Auswertung dieser Videos ergab, dass alle betroffenen Kinder kurz vor ihrem Tod einen Krampfanfall von 8 bis 50 Sekunden Dauer erlitten. Die anderen beiden Überwachungskameras zeichneten nur auf, wenn sie durch Geräusche oder Bewegungen aktiviert wurden, was die Auswertung erschwerte. Auf mindestens einem der Videos glauben die Mediziner*innen aber, ebenfalls einen Krampfanfall vor dem SIDS zu sehen.
Auch wenn die Datenbasis noch klein ist, liefert diese Studie erstmals einen direkten Hinweis darauf, dass unbemerkte Krampfanfälle ein Auslöser für den plötzlichen Kindstod sein könnten. Derartige Anfälle bleiben während des Schlafs oft unerkannt.
Forschung zur Prävention des plötzlichen Kindstods
Jetzt soll erforscht werden, über welchen Mechanismus Krampfanfälle den plötzlichen Kindstod verursachen können. Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass Epilepsiepatient*innen nach einem Anfall Atemprobleme haben können, was zum Tod führen kann. Wenn das auch für Krampfanfälle im Zusammenhang mit dem plötzlichen Kindstod gelten sollte, wäre es noch kritischer zu betrachten, wenn ein Baby mit dem Gesicht nach unten auf dem Bauch schläft.
Die Erkenntnisse könnten dazu beitragen, neue Präventionsstrategien zu entwickeln. Eventuell können Monitoring-Systeme zur Erkennung von Krampfanfällen das Risiko für den plötzlichen Kindstod weiter senken.
Quelle: Pharmazeutische Zeitung