Alopezie
HAARAUSFALL UNTER DER LUPE: URSACHEN, ARTEN UND THERAPIEN
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100 Haare verliert man täglich im Durchschnitt, wobei der Wert mit starkem Haarwachstum steigt. Innerhalb der Wachstumsphase des Haares, die sechs bis acht Jahre andauert, wächst das Haar etwa einen Zentimeter pro Monat. Diese Phase bestimmt die Länge der Haare, denn darauf folgt die Übergangsphase von ein bis drei Wochen, in der die Haarwurzel nicht mehr versorgt wird. Schlussendlich kommt es zur Ausfallphase, in der sich das Haar aus der Verankerung löst und nach bis zu sechs Monaten ausfällt.
Bei den Ursachen für Haarausfall gibt es geschlechterbedingte Unterschiede, aber die psychische Belastung bleibt gleich. Die Sichtbarkeit des Problems, das Gefühl an Ausdruck zu verlieren oder auch die Angst vor dem Zustand belasten Betroffene nachhaltig. Deshalb wird hier Sensibilität in der Beratung großgeschrieben.
Arten von Haarausfall
Von einem pathologischen Haarausfall spricht man bei einem Verlust von über 100 Haaren am Tag oder sobald Haare über einen längeren Zeitraum ausfallen, ohne wieder nachzuwachsen. Haarausfall kann zur Haarlosigkeit führen, hier spricht man dann von Alopezie.
Die Wachstumsfähigkeit ausgefallener Haare hängt von der Vernarbung der Haarfollikel ab, die sich in primäre und sekundäre Formen aufteilen:
- Primäre Vernarbung entsteht beispielsweise durch eine Entzündung des Haarfollikels, die diesen irreversibel zerstört.
- Sekundäre Vernarbung entsteht durch äußere Faktoren, wie Verbrennungen oder Verletzungen der Kopfhaut.
Beide Formen führen dazu, dass die für das Wachstum zuständigen Stammzellen zerstört werden und das Haar nicht mehr nachwachsen kann.
Erblich bedingter Haarausfall – androgenetische Alopezie
Die häufigste Art von Haarausfall ist der erblich bedingte, von dem 80 Prozent der Männer und 50 Prozent der Frauen betroffen sind. Bereits im Alter von 20 Jahren kann der Haarausfall auftreten, wobei die Mehrheit ab 70 Jahren betroffen ist. Die Ursache ist hier die Überempfindlichkeit der Haarfollikel gegenüber Dihydrotestosteron, dem Stoffwechselprodukt von Testosteron. Die Wachstumsphase des Haares verkürzt sich, auch das Haar selbst wird immer dünner.
Bei Frauen gehört auch das Hormon Östrogen zur Ursache dieses Haarausfalls, welches das Haarwachstum fördert: Forscher vermuten, dass dessen Wirkung während der Menopause abnimmt und so die Schutzfunktion verloren geht.
Den Rückstand der Haare nimmt man bei Männern an den sogenannten Geheimratsecken wahr; bei Frauen vom Mittelscheitel ausgehend.
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Kreisrunder Haarausfall – Alopecia areata
Als Autoimmunerkrankung liegt die Ursache des kreisrunden Haarausfalls darin, dass das Immunsystem Haarfollikel angreift. So löst es Entzündungen aus, die wiederum zu Haarverlust führen. Am Kopf, aber auch an anderen Körperstellen bemerkt man die Erkrankung in kreisrunden, kahlen Stellen, wobei das Haar in den meisten Fällen wieder nachwächst.
Beobachtet wurde die Autoimmunerkrankung vor allem bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter 30, wobei sich weder die Symptome noch die Ursachen dieses Haarausfalls innerhalb der Geschlechter unterscheiden.
Diffuser Haarausfall
Von diffusem Haarausfall sind Frauen häufiger betroffen als Männer, da sie mehreren möglichen Ursachen ausgesetzt sind. Grundsätzlich zeichnet er sich durch gleichmäßiges Ausfallen der Haarwurzeln aus, wodurch sich langfristig das Haupthaar reduziert. Die Ursachen sind Stress, Eisenmangel, Schilddrüsenfunktionsstörungen oder Hormonbehandlungen, außerdem Veränderungen durch Schwangerschaften oder Kontrazeption.
Weitere Ursachen für Haarausfall
Zu den psychischen Ursachen von Haarausfall zählt erst einmal allgemeiner Stress. Aber auch die Impulskontrollstörung Trichotillomanie, bei der sich Betroffene impulshaft die Haare ausreißen, gehört dazu. Hierbei empfiehlt sich eine Psychotherapie.
Weitere körperliche Ursachen von Haarausfall sind andere Autoimmunerkrankungen, Infektionen oder Entzündungen auf der Kopfhaut oder Vergiftungen mit Schwermetallen. Auch Nährstoffmangel durch zu wenig oder ungesunde Ernährung führt zur Unterversorgung der Haarwurzeln. So kann man beispielsweise bei Erkrankten der Magersucht einen Haarausfall feststellen.
Haarausfall tritt bei manchen Medikamenten als Nebenwirkung auf, sodass man je nach Möglichkeit hier die Therapie abbricht oder umstellt, um die Ursache zu beheben. Starker Haarverlust wird meist mit Krebserkrankten assoziiert, wobei sich hier nicht die Krankheit als Ursache findet, sondern die Chemotherapie der Betroffenen. Hier geht der Haarausfall über die Kopfhaut hinaus, endet aber mit Beendigung der Therapie.
Therapie von Haarausfall
Die Therapie von Haarausfall hängt von der Ursache ab. Wie bereits erwähnt besteht die Möglichkeit, beeinflussbare Ursachen bis zu einem gewissen Grad zu eliminieren, wie beispielsweise durch eine Medikamentenumstellung oder -absetzung. Der Körper muss sich davon natürlich erholen und auch die Therapien von Haarausfall brauchen Zeit.
Minoxidil oder Finasterid sind Wirkstoffe, die bei anlagebedingtem Haarausfall angewandt werden, bieten sich aber auch unterstützend bei einer anderen Ursache als Therapie an. Haartransplantationen sind nur bei anlagebedingtem Haarausfall empfohlen. Kreisrunder Haarausfall wird normalerweise topisch mit Kortison therapiert, wobei Tabletten oder Spritzen auch zur Verfügung stünden.
Bei der Trichotillomanie ist die Psychotherapie ohnehin empfohlen. Da Haarausfall aber auch als Folge schwerer Erkrankungen auftritt oder zu Verlustgefühlen und Trauer führt, ist die Psychotherapie für Betroffene, die stark mit ihrem Haarausfall hadern, ebenfalls hilfreich.
Außerhalb dieser Therapien bietet die Kosmetik Lösungen bei irreversiblem Haarausfall: etwa Haarfärbung, entsprechende Frisuren oder bei Gesichtshaarverlust Permanent-Make-up oder künstliche Wimpern.
Haare ernähren
Wie immer meldet sich auch die Ernährung zu Wort: Von innen heraus beginnt man mit der richtigen Ernährung, die möglichst ausgewogen ausfällt. Neben den Makronährstoffen, unter denen auf Proteinen ein großes Augenmerk liegt, sind auch die Mikronährstoffe essenziell.
Bei Haarausfall sind neben einer grundsätzlichen Nährstoffversorgung Zink und Eisen essenziell für das Haarwachstum Grünes Gemüse fördert die Keratinbildung. Kürbiskerne enthalten Eisen, das durch die in beispielsweise Beeren enthaltene Ascorbinsäure besser aufgenommen wird. Leinsamen, Nüsse und Fisch liefern essenzielle Omega-3-Fettsäuren, die zur Elastizität der Haare beitragen.
Unterstützend zu den Therapien lohnt es sich, die Ernährung an körperliche Bedürfnisse anzupassen, um dem Haarausfall entgegenzuwirken.
Pflegetipps
Die Regale stehen voller Pflegemittel, aber hierbei geht es darum, die richtigen zu erwerben, wenn man sie nicht sowieso selbst mischt. Ob Haarmasken, Shampoos oder Conditioner: Silikone, Parabene, Sulfate und Polyethylenglykol (PEG) sind eher reduziert zu verwenden, wenn nicht ganz zu meiden.
Rosmarinöl soll das Haarwachstum anregen, während Mandel-, Kokos-, und Arganöl die Kopfhaut pflegen und die Haare bis in die Spitzen nach dem Auftragen mit Nährstoffen versorgen.
Die richtigen Produkte und entsprechende Behandlung des Haares und der Kopfhaut wirken unterstützend zum natürlichen Haarwachstum oder eventuellen Therapien von Haarausfall. Je nach Ursache und Veranlagung haben die Tipps und Tricks natürlich ihre Grenzen, sodass sie nicht immer eine Therapie mit Arzneimitteln oder eben den Haarausfall verhindern.
Quellen:
Plewig et al.: Braun-Falco's Dermatologie, Venerologie und Allergologie. 7. Auflage Springer-Verlag 2018
https://www.onmeda.de/krankheiten/haarausfall-id200235/
https://www.vital.de/beauty/die-bedeutung-der-inhaltsstoffe-von-shampoos-2098.html