Ein Arzt sitzt an seinem Schreibtisch, erklärt etwas und zeigt dabei auf ein Modell einer Wirbelsäule. Der Patient oder die Patientin steht vor dem Schreibtisch, hört zu und hält sich dabei mit einer Hand den unteren Rücken.© undefined undefined/iStock/Getty Images Plus
Auch wenn Betroffene wissen, wie es zu ihren Rückenschmerzen kommt, fällt es ihnen oft schwer, mehr Bewegung in ihren Alltag zu integrieren.

Beratungswissen

RÜCKENSCHMERZEN – URSACHE IN DER IGNORANZ?

Verrissen, gezogen, verrenkt – jeder weiß, worum es geht: Rückenschmerzen. Aber wieso ist eigentlich keiner vor einem schmerzenden Rücken sicher? Wann sich der Besuch beim Arzt lohnt, welche Therapien helfen und wo die Quälerei ihre Ursachen hat, erfahren Sie hier.

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Der Rücken umfasst neben den stabilisierenden Rückenmuskeln auch unsere S-förmige Wirbelsäule, die vom Hals bis zum Steißbein verläuft und unsere Beweglichkeit ermöglicht. Die 23 Bandscheiben, die sogenannten Zwischenwirbelscheiben, geben der Wirbelsäule die nötige Flexibilität. Außerdem mildern sie als Puffer Stöße durch Springen, Laufen oder Gehen.

Rückenschmerzen deuten je nach Bereich auf jeweils unterschiedliche Ursachen hin, die man im Einzelnen erkennen muss, um eine Linderung zu erhalten. Eine Ursache für Schmerzen im unteren Rücken ist beispielsweise langes Stehen – ein bekanntes Problem des Apothekenpersonals.

Obwohl so viele Menschen auch an unspezifischen Rückenschmerzen leiden, weil sie diese ignorieren, lernen nur die wenigsten aus ebendiesem Fehler.

Rückenschmerzen – was gehört dazu?

Hexenschuss, Ischialgie, Bandscheibenvorfälle – diese Rückenschmerzen sind allseits bekannt und führen in den Apotheken auch zu vielen Zusatzkäufen für eine Therapie in der Selbstmedikation. Aber ist das schon alles?

Die Wirbelsäule teilt sich in Hals-, Brust-, Lenden-, Kreuz- und Steißbeinwirbel auf, von denen die ersten drei Wirbelarten beweglich sind. Daher gehören Nackenschmerzen, Rückenmuskelverspannungen im ganzen Bereich und Probleme an der Lendenwirbelsäule ebenfalls zu dem Überbegriff Rückenschmerzen. Außerdem können Rückenschmerzen auch in anliegende Körperregionen ausstrahlen. Damit nicht zu verwechseln ist der Muskelkater, dessen Ursache in einem intensiven Training liegt.

Trainingstipp
Muskelkater lässt sich durch aktive Regeneration lindern. Fahrradfahren, Spaziergänge oder Schwimmen in leichter Intensität regen die Durchblutung und somit den Heilprozess an.

Nackenschmerzen und Hexenschuss – bekannt, verhasst!

Oben begonnen: Nackenschmerzen treten in jedem Alter auf – meist geschuldet durch regelmäßiges Falschsitzen in der Schule, Uni oder Arbeit. Außerdem können die Schmerzen im Nacken- und Schulterbereich als Folge auftreten, zum Beispiel nach einem Schleudertrauma, körperlicher Überarbeitung oder aufgrund rheumatischer Erkrankungen.

Ein gemeinsames Problem der Rückenschmerzen entlang der Wirbelsäule liegt in der Ursache der instinktiven Schonhaltung, denn diese eigentlich falsche Haltung führt nur zu weiteren Schmerzen, Schwindel oder Unwohlsein.

Ein plötzlicher Schmerz in der Lendenwirbelsäule, der in die Beine ausstrahlt und den Menschen vornüber zwingt, ist der Hexenschuss. Die Ursache der heftigen Schmerzen liegt in einer Muskelverhärtung nach ungewohnten, ungeschickten Bewegungen beim Heben oder Bücken, nach der sich Betroffene nur schwer wieder aufrichten können. Das Problem hält je nach ergriffenen Maßnahmen mindestens ein paar Tage an, wobei Schmerzmittel und geführte Bewegungen zur Linderung verhelfen.

Allgemeine Ursachen von Rückenschmerzen

Allgemeine Ursachen von Rückenschmerzen teilen sich sowohl in psychische als auch körperliche Faktoren auf. Auch feuchtes oder kaltes Wetter spielt eine Rolle. Grundsätzlich ergeben sich Rückenschmerzen meist aus mehreren Ursachen gleichzeitig. So kommt es, dass sich beispielsweise eine von Stress übermüdete Psyche durch Rückenschmerzen bemerkbar macht, während körperlich die Mangelbewegung wegen fehlender Zeit vorliegt.

Weitere körperliche Ursachen, die zu Rückenschmerzen führen, sind

  • Überbeanspruchung
  • Falsche oder einseitige Bewegungsmuster
  • Aber auch Adipositas, die den Rücken täglich überfordert.

Yogamatte in der Hausapotheke?

Die Physiotherapie erklärt, dass den Rücken bei Schmerzen zu schonen in den meisten Fällen nicht das Richtige ist. Denn im Gegenteil: Es geht darum, den problematischen Bereich durch effektives Training zu stärken, um der Ursache entgegenzuwirken. Betroffene sollten sich bewusst damit auseinandersetzen, wann der Rückenschmerz auftritt oder ob er sie schon chronisch durch eine immerwährende Belastung begleitet.

Allein Schonung oder Bettruhe sind hier fehl am Platz. Akut helfen zusätzlich zu Schmerzmitteln, wenn der Zustand es verlangt, leichte Bewegung und individuell durchführbare Übungen. Auf lange Sicht ist es für den Rücken gesund, ihn mit Krafttraining zu stärken, aber auch Ausdauersportarten wie Schwimmen, Walken oder Radfahren in den Alltag zu integrieren – wobei hier nicht das Ziel ist, zum Leistungssportler zu werden.

Außerdem regen Wärmeanwendungen wie Salben, Kirschkernkissen oder Saunieren die Durchblutung an und verhelfen damit zur Linderung von Verspannungen. Richtiges Dehnen, Yoga oder autogenes Training sollten hierbei nicht außer Acht gelassen werden. All dies funktioniert übrigens auch vorbeugend!

Rückenschule
Krankenkassen und Volkshochschulen bieten Rückenkurse an, bei denen auch Anfänger willkommen sind.

Je nach Ursache führen entzündungshemmende Schmerzmittel bei besonders starken Schmerzen um die Wirbelsäule oder Verspannungen im Rücken zu Linderung. Allerdings ist ein nachhaltiger Effekt durch angepasste Bewegungsroutinen wahrscheinlicher.

Der Arztbesuch bei Rückenschmerzen – Grenze erreicht

Die Aussage ist bekannt: Wenn die Therapie mit Schmerzmitteln drei Tage nacheinander keine Besserung bringt, sollte man einen Arzt aufsuchen. Außerdem müssen plötzlich aufgetretene Rückenschmerzen, die sich über lange Zeit trotz ergriffener Maßnahmen nicht lindern lassen sowie in umliegende Gliedmaßen ausstrahlen oder Muskelschwäche hervorbringen, dringend ärztlich abgeklärt werden.

Kundinnen und Kunden, die durch chronische Krankheiten vorbelastet sind, aber auch Freizeitsportler, die selbstständig intensives Training verfolgen, sollte man von Anfang an zu entsprechenden Ärzten schicken, damit keine Begleitbeschwerden der Krankheiten oder heftige Folgeschäden unentdeckt bleiben. Die Ursache, besonders wenn sie Betroffenen noch unbekannt ist, muss festgestellt werden, um die korrekte Therapie zu ermitteln. Dasselbe gilt für Personen, in deren näheren Verwandtschaft Rückenschmerzen verbreitet sind.

Therapie von Rückenschmerzen

Für das Problem Schmerzen im Rücken gibt es erst einmal Schmerzmittel, die den Einstieg in eine nachhaltige Bewegungstherapie ermöglichen. Ibuprofen in höherer Dosierung oder in schweren Fällen eine Opioidtherapie kombiniert mit entzündungshemmenden Medikamenten gegen Rückenschmerzen finden meist den Weg aufs Rezept.

Aber auch die Krankengymnastik in einer Praxis für Physiotherapie, die Massagen, Wärmetherapie und das Lernen korrekter Bewegungsabläufe beinhaltet, werden Betroffenen oft verschrieben und daher von der Krankenkasse übernommen. Im Beratungsgespräch zu Rückenschmerzen empfiehlt es sich, den Kundinnen und Kunden nahezulegen, sich bei der Physiotherapie direkt über Übungen für zu Hause zu informieren.

Ergänzend zu diesen Therapien der Rückenschmerzen gehören aber auch Empfehlungen wie Stressminderung, Anpassung der Ernährung, Gewichtsreduktion oder -zunahme, die ernst genommen werden müssen. Mangelernährung führt langfristig zu Muskelschwund, Osteoporose und Schwäche, die wiederum durch mangelnde Bewegungsfähigkeit zu Schmerzen, aber auch frühzeitiger Überlastung in entsprechenden Muskeln führen. Dem entgegengesetzt führt Übergewicht durch eine hohe Körpermasse zu einer täglichen Belastung der Muskeln und somit zu Rückenschmerzen.

Quellen:
https://www.liebscher-bracht.com/schmerzlexikon/rueckenschmerzen/#
https://www.onmeda.de/symptome/rueckenschmerzen-id200306/
https://www.kenhub.com/de/library/anatomie/anatomie-des-ruckens
https://gelenk-klinik.de/wirbelsaeule/was-hilft-gegen-rueckenschmerzen.html

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