Hautpflege
TROCKENE HAUT, WOHER SIE KOMMT UND WAS WIRKLICH HILFT
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Unsere Haut hält die anderen Organe zusammen und schützt sie vor der Umwelt, indem sie Stöße abfedert, UV-Strahlen abfängt und Schadstoffe ausgrenzt. Außerdem verhindert sie, dass wir austrocknen, indem sie den transepidermalen Wasserverlust geringhält. Und sie reguliert unsere Körpertemperatur. Wird die Haut trocken, sieht man ihr das nicht nur an. Auch die Barrierefunktion ist dann gestört; es kommt leichter zu Infektionen.
Fakten zum Organ Haut
Die rund zwei Quadratmeter Haut eines Durchschnittsmenschen beherbergen
● 2 Kilometer Blutgefäße,
● 8 Kilometer Nervenbanen,
● 300 000 Talgdrüsen,
● 1 Million Schweißdrüsen,
● 100 Millionen Sinneszellen,
● 3 Milliarden Pigmentzellen und
● 1 Billion Keime als Hautmikrobiom.
Die Haut eines Erwachsenen enthält rund 7,5 Kilogramm Wasser. Davon 3 Kilogramm an die Bindegewebsfasern gebunden und knapp 2,5 Kilogramm in den Zellzwischenräumen.
Alle vier Wochen eine neue Hülle
Die äußerste Schicht der Haut, die Epidermis, ist wiederum in mehreren Schichten aufgebaut. Die Zellen der innersten können sich (anders als andere Körperzellen) ein Leben lang teilen. So produzieren sie ständig neue, wasserreiche Basalzellen. Nachkommende Zellen schieben ältere Zellen nach außen. Auf diesem Weg verlieren sie Wasser und sterben ab. Die äußerste Epidermis-Schicht, die Hornschicht, besteht schließlich nur noch aus toten Zellen. Sie lösen sich nach und nach von selbst oder werden abgeschilfert, zum Beispiel durch Kleidung oder beim Waschen. Täglich verliert der Mensch rund 14 Gramm Hautschüppchen. Die Lebensdauer einer Basalzelle bis zum Ablösen beträgt etwa 28 Tage.
Was ist trockene Haut?
Trockener Haut fehlt Feuchtigkeit. Die Fachbegriffe dafür sind Xerodermie oder Xerosis cutis. Die Haut wird dann schuppig, rissig und rau, sie verhornt und neigt zu Einrissen. Nach dem Duschen spannt sie oft. Trockene Gesichtshaut wirkt fahl und knittrig. Regionen, an denen die Haut wenige Talgdrüsen besitzt, trocknen besonders schnell aus, also an Ellenbogen, Knien, Schienbeinen, Füßen und Händen. Denn der Talg bildet einen Schutzfilm auf der Haut, unter dem Feuchtigkeit weniger schnell verdunstet.
Nicht nur ein kosmetisches Problem
Viele Kund*innen, die in der Apotheke nach einer passenden Pflege für ihre trockene Haut suchen, stören sich vor allem daran, wie die Haut aussieht. Xerodermie ist aber nicht nur ein kosmetisches Problem, sondern birgt auch gesundheitliche Risiken. Denn spröde Haut kann ihre Barrierefunktion nicht mehr richtig erfüllen. Sie ist anfälliger für Irritationen, bakterielle und Pilzinfektionen. Die geschädigte Barriere lässt zudem mehr Wasser aus der Haut entweichen, was die Barriere weiter schwächt. Und juckende Haut kann das Wohlbefinden massiv stören und den Betroffenen den Schlaf rauben.
Ursachen von innen und außen
Mehrere Faktoren können eine trockene Haut bedingen:
- Genetische Veranlagung
- Im Alter lässt die Aktivität der Talgdrüsen nach und die Kapazität der Haut Feuchtigkeit zu speichern sinkt.
- Hormone: Etwa die Wechseljahre oder auch eine Schilddrüsenunterfunktion lassen die Haut trockener werden.
- Bei Diabetes mellitus sind Schweiß- und Talgdrüsen weniger aktiv und die Durchblutung der Haut ist schlechter, was sie empfindlich und trocken macht.
- Erkrankungen, die mit einem hohen Wasserverlust einhergehen (entzündliche Darmerkrankungen, Bulimie) begünstigen eine trockene Haut.
- Bestimmte Hautleiden wie Neurodermitis, Psoriasis und Ichthyose, auch Fischschuppenkrankheit genannt, treten in Verbindung mit trockener Haut auf.
- Arzneimittel gegen Stoffwechselstörungen können die Haut austrocknen, etwa orale und parenterale Antidiabetika, Thyreostatika, und Lipidsenker.
- Einige geläufige Arzneimittel können unerwünschte Wirkungen auf die Haut haben, zum Beispiel ACE-Hemmer, Antiarrhythmika, Betablocker, Calciumantagonisten, Diuretika und Herzglykoside.
- Tretinoin, also die Vitamin-A-Säure bei schweren Akneverläufen
- Chemotherapien, weil sie an Zellen wirken, die sich schnell teilen, dazu gehören auch die Hautzellen
Zu den äußeren Faktoren, die die Hautbarriere stören und eine Xerodermie begünstigen, gehören
- das Hantieren mit Reinigungsmitteln, Desinfektionsmitteln oder Lacken,
- häufiges Händewaschen,
- UV-Strahlung,
- Wind sowie
- enge (reibende) Kleidung, auch Kompressionsstrümpfe oder das Masketragen.
Im Winter ist die Haut meist trockener als im Sommer. Denn unter acht Grad Celsius stellen die Talgdrüsen ihre Arbeit ein, die Durchblutung sinkt bei kalten Temperaturen und trockene Heizungsluft entzieht der Haut zusätzlich Feuchtigkeit.
Oft liegt auf der Hand, warum die Haut gerade trockener ist als üblich. Aber auch ernste Erkrankungen können der Auslöser sein. Kund*innen, deren Haut ohne erkennbaren Grund oder ganz plötzlich trocken wurde, sollten die Ursache bitte ärztlich abklären lassen.
Mehr über Hautkrankheiten:
Trockene Haut pflegen: Warum fetten, wenn doch Feuchtigkeit fehlt?
Empfehlen Sie bei trockener Haut reichhaltige Pflegeprodukte, also Wasser-in-Öl-Emulsionen (W/O). Die Lipidschicht hält die Hornzellen geschmeidig und stärkt die Hautschutzbarriere, sodass weniger Feuchtigkeit aus dem Hautinneren verloren geht. So können der Wasseranteil der Pflege und der körpereigene Wasseranteil besser auf und in der Haut verbleiben.
Lipidanteil der Grundlage
Gut geeignete Lipide in Pflegeprodukten für trockene Haut sind pflanzliche Öle und Wachse, etwa
- Mandelöl,
- Olivenöl,
- Avocadoöl,
- Sheabutter oder
- Jojobaöl.
- Nachtkerzen- und Traubenkernöl enthalten viele Omega-6-Fettsäuren und stärken die Hautbarriere so zusätzlich.
Ceramide sind Lipide, die auch natürlicherweise in der Haut vorkommen. Auch sie stärken als Pflegebestandteil die Hautbarriere.
Vaselin oder Paraffin, also Grundlagen auf Erdölbasis, sind wegen ihres Okklusionseffekts hingegen keine gute Pflegegrundlage: Sie bilden einen wasser- und luftundurchlässigen Film, der Selbstregulation der Haut behindert.
Weitere Inhaltsstoffe in Cremes für trockene Haut
Um Feuchtigkeit auf der Haut zu halten, können Pflegeserien gegen trockene Haut auch Stoffe enthalten, die Wasser binden. Dazu gehören Harnstoff, Glycerol und Hyaluronsäure. Ein hoher Lichtschutzfaktor ist im Sommer und im Skiurlaub wichtig.
Trockene Haut ist, wegen der geschwächten Barrierefunktion, oft empfindlich. Empfehlen Sie möglichst ein Produkt ohne Duft-, Farb- und kritische Konservierungsstoffe. Einige Produkte benötigen gar keine Konservierung mehr, da sie steril abgefüllt wurden und ihre Verpackungen über besondere Entnahmesysteme verfügen. Sie verhindern, dass Keime in die Packung gelangen.
Eine Creme für alles?
Es ist sinnvoll, die Pflege passend zur Körperregion, zum Hautzustand und zur Jahreszeit zu empfehlen. Im Winter ist oft eine reichhaltigere Creme (mit höherem Lipidgehalt) nötig als im Sommer. Dafür braucht man im Sommer einen höheren Lichtschutzfaktor. Harnstoff hält zwar Feuchtigkeit auf der Haut und macht die Hornzellen weicher, er kann auf offenen Hautstellen aber brennen. Empfehlen Sie Kund*innen, die eine sehr gereizte trockene Haut oder aufgekratzte Hautstellen haben, ein harnstofffreies Produkt zur Akutpflege und eine harnstoffhaltige Pflege im Anschluss. Und Füße, Hände, Lippen und das Gesicht benötigen Produkte, die speziell auf das jeweilige Areal abgestimmt sind.
Praxistipp: „Immer dann, wenn man sie braucht…“
Viele PTA haben trockene Haut an den Händen, weil sie im Labor Handschuhe tragen oder sich die Hände häufig waschen und desinfizieren. Genau dann, wenn Sie sich die Hände eincremen wollen, ist weit und breit nichts zur Hand? Statt eine Tube Handcreme mit sich herumzutragen (und sie dann zu verlegen) können Sie mehrere Tuben an verschiedenen Orten deponieren: am Spül- und am Waschbecken, unter dem HV-Tisch, am Schreibtisch, daheim auf dem Nachttisch, am Sofa oder in der Handtasche zum Beispiel.
Trockene Haut reinigen
Übertriebene Hygiene, wie zu häufiges Händewaschen, heiße Wassertemperaturen und aggressive Seifen, setzt dem Schutzmantel der Haut zu und trocknen sie aus. Empfehlen Sie seifenfreie, pH-hautneutrale Syndets mit zugesetzter Lipidkomponente. Oder Reinigungsöle, die schon beim Waschen Feuchtigkeit spenden und rückfetten.
Kund*innen, die am ganzen Körper zu trockener Haut neigen, sollten beim Duschen nicht immer den kompletten Körper einseifen. Meist reicht es den Intimbereich, die Achselhöhlen und die Füße zu waschen. Vollbäder hingegen weichen die Haut auf, schwächen ihre Barriere und trocknen sie so aus.
Hilft viel trinken gegen trockene Haut?
Trockene Haut enthält zu wenig Wasser. Kann ich also einfach „von innen“ auffüllen, indem ich viel trinke? Leider nein. Natürlich sollten wir alle ausreichend trinken, da Flüssigkeitsmangel trockene Haut begünstigt. Es ist also sinnvoll, die Trinkmenge zu analysieren und gegebenenfalls zu normalisieren. Aber mehr hilft leider nicht mehr. Denn meist ist das Problem nicht, dass zu wenig Wasser da wäre, sondern dass die Haut die Feuchtigkeit nicht binden kann. Dann ist es sinnvoller, die Haut mit passender Pflege in ihrer Funktion zu stärken, sodass sie das vorhandene Wasser besser festhalten kann.
Quellen:
Sabine Bender: „Körperpflegekunde“, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 3. Auflage 2009.
https://www.allergieinformationsdienst.de/news/article/trockene-haut-weit-verbreitet.html
Günter Stüttgen, Hans Schaefer: „Der Wassergehalt der Haut“, Funktionelle Dermatologie, Springer 1974. https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-642-93018-8_18
https://www.haut.de/haut/grundlagen/hauterneuerung-und-follikelapparat/
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2008/daz-13-2008/trockene-altershaut-und-medikamente
https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.hilft-viel-trinken-gegen-trockene-haut.b27aebab-c952-452b-8e56-88e889f61139.html