ein Kind im Swimmingpool in einem Schwimmreifen© RomoloTavani / iStock / Getty Images Plus
Den Sommer genießen - auch bei großer Hitze.

Beat the Heat

DEM HITZEKOLLAPS VORBEUGEN – DAS HILFT WIRKLICH

Heiß, heißer, am heißesten: Deutschland schwitzt und mit ihm Spanien, Frankreich und Portugal. Ja, sogar den Briten sengt die Sonne mit 40 Grad auf den Schädel. Was kann man tun, damit der Körper abkühlt – und stimmt das überhaupt, was wir an Tipps und Tricks überall lesen?

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Der Wetterfrosch Jörg Kachelmann wetterte in einem bekannten deutschen Nachrichtenmagazin: „Glauben Sie bloß nicht an die üblichen Hitzetipps! Damit Oma und Opa überleben, brauchen Sie steten Durchzug und je mindestens einen Ventilator vor der Nase!“

Da hat der Mann nicht ganz unrecht. Denn es ist wirklich kontraproduktiv, morgens zu lüften und den Rest des Tages die Fenster fest zu schließen und die Vorhänge zuziehen. Warm wird es nämlich sowieso.

Luftströme sorgen für Kälteeffekt

Damit die Luft abkühlen und sich auf der Haut ein kühlender Film bilden kann, braucht es Verwirbelung. Und die bekommt man nur, wenn man Durchzug erzeugt: Also Fenster und Türen auf, statt zu. Vorhänge und Teilrollos halten die die direkte Sonneneinstrahlung dabei draußen. Nicht ohne Grund zieren in südlichen Ländern klappbare Fensterläden die Hauswände: Das direkte Licht wird abgehalten, aber die Luft kann hineinziehen.

Ein Ventilator erfüllt diesen Zweck ebenfalls – Hauptsache, die Luft kann zirkulieren. Denn bewegte Luft weht die Hitze von der Haut weg. Spätestens wenn die Luft im Raum steht, führt nämlich auch Schwitzen nicht mehr zu einer Abkühlung.

 

Valide Tipps für heiße Tage
● Die Luftfeuchtigkeit ist das wesentliche Element, das es zu beachten gilt. Wer möchte, kann sich auch ein Hygrometer aufstellen. Es gilt an heißen Tagen alles zu vermeiden, was die Luftfeuchtigkeit in geschlossenen Räumen ansteigen lässt.
● Idealerweise liegt die relative Luftfeuchtigkeit in Wohn- und Arbeitszimmern bei 40 bis 60 Prozent.
● Die Luft sollte in Bewegung sein. Ein simpler Ventilator kann da Wunder wirken, ist energietechnisch auch besser als eine Klimaanlage. Die aber reguliert auch die Luftfeuchtigkeit (nach unten).
● Ebenso: Lüften ja, aber auch Verdunkeln!
● Unnötige Hitzequellen in Räumen sind zu vermeiden. Sie werden sich wundern, welche Elektrogeräte den ganzen Tag im Standby-Modus laufen. Wenn nicht gebraucht, dann bitte ausschalten.

 

Luftfeuchtigkeit niedrig halten

Generell ist eine hohe Luftfeuchtigkeit zu vermeiden – denn die macht Hitze unerträglich. Beispiel Sauna: Bei niedriger Luftfeuchtigkeit und 80 Grad Celsius lässt es sich aushalten. Doch wehe, wenn ein Aufguss gemacht wird. Der erhöht zwar eigentlich gar nicht die Temperatur – es fühlt sich aber so an.

Und das hat viel mit klassischer Physik zu tun: Wasser kann Wärme nämlich viel besser leiten als Luft. Daher verbrühen wir uns lebensgefährlich an kochend-heißem Wasser, können aber einen Saunabesuch in einer 90 Grad-Trockensauna überleben. Erhöht sich aber die Luftfeuchtigkeit – wie übrigens beim Aufguss auch – wird es zunehmend unangenehm. Die Luftfeuchtigkeit erhöht die Wärmeleitfähigkeit der Luft, sie kann nun besser die Wärmeenergie an die Haut abgeben – und das spürt man. Obwohl sich die Temperatur erstmal nicht verändert beziehungsweise sogar objektiv leicht sinkt.

Doch dann wird es für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen gefährlich – wenn sie nämlich „Schalen mit Eiswasser“ aufstellen oder „feuchte Tücher“ in die Wohnung hängen, wie manchmal empfohlen. Das ist ein gefährlicher Hitzemythos. Eine niedrige Luftfeuchtigkeit ist das A und O, um Hitze in den eigenen vier Wänden auszuhalten. Auch selbst gebaute „Klimaanlagen“ aus Handtuch, Wasser, Ventilator und Stuhl sind eher schädlich als nützlich.

Hitze: Was sie so gefährlich macht

Bei hohen Temperaturen – also allem, was über die Körpertemperatur von 37 Grad Celsius hinausgeht – können wir kaum noch Wärme abgeben und wir drohen zu überhitzen. Erste Anzeichen sind eine Körpertemperatur über 39 Grad, Kopfschmerzen, ein trockener Mund, Erbrechen, Kreislaufprobleme und Verwirrtheit.

Bei einem Hitzekollaps schwitzt der Mensch stark, der Blutdruck nimmt ab und er bekommt zu wenig Sauerstoff. Der Betroffene sollte unbedingt an einen kühlen Ort gebracht werden und die Beine hochlagern. Viel trinken!

Bleibt der Mensch weiterhin in der Hitze und bekommt weder Wasser noch ärztliche Hilfe, droht Lebensgefahr. Die Wärmeregulierung des Körpers fällt aus, die Körpertemperatur steigt ins Extreme (bis 43 Grad Celsius), schließlich kommt es zu irreparablen Zellschäden, zur Hirnschwellung, einem Kreislaufkollaps und schließlich zum Tod.

Um all dem zu entgehen, gilt die Devise: viel trinken (und womöglich ältere Verwandte und Nachbarn durch einen simplen Telefonanruf daran erinnern). Als Faustregel gilt: Der Urin sollte immer mindestens hellgelb sein. Außerdem: direkte Sonne meiden, ebenso schwere körperliche Belastung und draußen eine Kopfbedeckung tragen.

Was trinken bei Hitze?

Die Sommerhitze führt zu vermehrtem Schwitzen, der Flüssigkeitsbedarf steigt. Eine eiskalte Limo sieht da verlockend aus. Doch man lässt besser die Finger davon. Denn zum einen sollten Durstlöscher zuckerarm oder am besten frei von Zucker sein. Und zum anderen lauwarm, auch wenn es unappetitlich klingt. Denn warme Flüssigkeiten führen dazu, dass sich die Blutgefäße erweitern und die Flüssigkeit besser aufgenommen werden kann. Kalte Getränke kühlen nur im ersten Moment, danach steigt die Wärmeproduktion im Körper an.

Auch coffeinhaltige Getränke sind als Durstlöscher ungeeignet, ebenso wie Alkohol. Auch wenn für viele Bier, Wein oder Cocktails zur Sommerzeit dazugehören, ist bei hohen Temperaturen Vorsicht geboten. Denn sowohl alkoholische Getränke als auch hohe Temperaturen erweitern die Blutgefäße, der Blutdruck sinkt, und zudem verliert der Körper Flüssigkeit und er kann nicht mehr genügend Schweiß produzieren – die hauseigene Klimaanlage fällt aus.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) rät daher zu alkoholfreien Durstlöschern bei Hitze und von Alkohol ab.

Als Durstlöscher eignen sich stattdessen Wasser (Leitungswasser oder Mineralwasser), ungesüßter Tee oder isotonische Getränke. Und zwar ungefähr drei Liter am Tag, zumindest bei Temperaturen über 30 Grad Celsius. Am besten regelmäßig kleine Portionen trinken, in Griffnähe sollte immer ein Gläschen bereitstehen. Wovon man am besten auch mal einen Schluck nimmt, ohne durstig zu sein.

 

Leichte Gazpacho – das ideale Sommergericht – von Michael Regner
Die kalte Gemüsesuppe stammt ursprünglich aus Spanien und Portugal, genauer gesagt aus Andalusien und von der Algarve. Bestimmte Zutaten sind obligatorisch, Tomaten beispielsweise, Paprika und Knoblauch – der Rest ist Geschmackssache. Unser Vorschlag lautet (für vier Personen):
● 500 Gramm sehr reife Tomaten
● 50 Gramm sehr reife, süße Kirschtomaten
● 50 Gramm Brot
● eine halbe rote Paprika
● eine halbe grüne Paprika
● eine halbe Salatgurke
● eine Knoblauchzehe
● 75 ml gutes Olivenöl
● 1 TL Salz
● Zitronensaft
● Ingwer
Die Kirschtomaten aufschneiden und mit dem Anschnitt nach oben auf ein Ofenblech legen. Mit Salz und Zucker bestreuen Für etwa 60 Minuten bei 180 Grad in den Ofen schieben – das entstandene Mus komplett auskühlen lassen.
Die anderen Tomaten in große Stücke schneiden, kochen lassen, bis alles Matsch ist. Dann das Ganze durch ein Tuch passieren.
Eine Scheibe Brot pro Person in einen tiefen Teller geben und mindestens für eine halbe Stunde in Wasser einweichen. Das übrige Gemüse in grobe Stücke schneiden.
Das eingeweichte Brot mit der Hand ausdrücken und zusammen mit dem Salz, dem Kirschtomaten-Mus und den Gemüsestücken in den Standmixer geben. Auf höchster Stufe ein bis zwei Minuten mixen.
Dann das Olivenöl hinzugeben und noch einmal auf höchster Stufe mixen. Das Ganze hat nun eine cremige, homogene Textur. Mit Salz, Zitrone und geriebenem Ingwer abschmecken und für eine Stunde kaltstellen.
Guten Appetit!

 

Elektrolyte sammelt man am besten über Obst und Gemüse: Gekühlte Wassermelone, Gurkensticks oder diese leckere Gazpacho stellen erfrischende (Zwischen-)Mahlzeiten dar. Generell sollten die Portionen eher klein gehalten, lieber häufiger am Tag verzehrt und zu einer mediterranen Kost gegriffen werden.

Quellen:
Apothekerkammer Niedersachsen
Landeszentrum Gesundheit NRW
Welt der Wissenschaft
BZgA-Newsletter Pressemeldung 19.07.2022: Vorsicht bei Hitze: Alkohol ist als Durstlöscher nicht geeignet
Der Spiegel
https://www.gesundheit.de/ernaehrung/richtig-trinken/trinken-und-gesundheit/beim-trinken-von-den-wuestenvoelkern-lernen
https://www.mimikama.at/hitze-hitzetipps-mythen/

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