Eine Frau lässt große Mengen Salz aus dem Streuer über ihre Hand in einen Kochtopf fallen.© DanielTaeger/iStock/Getty Images Plus
Wer Salz nicht richtig schmeckt, salzt häufiger nach – und begünstigt damit Bluthochdruck.

Geschmackssinn

GESCHMACKSVERLUST: HINWEIS AUF FRÜHEREN TOD?

Geschmacksverlust, besonders für salzige oder saure Aromen, kann ein Hinweis auf ein erhöhtes Sterberisiko sein. Das zeigen zumindest Statistiken. Sollte sich ein Zusammenhang bestätigen, kann man das möglicherweise in der Prävention bestimmter Erkrankungen nutzen.

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Geschmacksverlust tritt vor allem mit zunehmendem Alter auf, kann aber auch andere Ursachen haben. Dazu zählen Infekte wie Erkältungen oder Covid-19 oder bestimmte Medikamente. Speziell dann, wenn salzige oder süße Aromen nicht mehr ausreichend wahrgenommen werden, kann das das Essverhalten verändern und Probleme verursachen.

Forschende aus China haben sich Daten aus Sterberegistern angesehen und sind dabei auf den Zusammenhang von Geschmacksverlust und einem höheren Sterberisiko gestoßen. Die Studie hat aber auch ein paar Schwächen.

Geschmacksverlust und erhöhtes Sterberisiko

Ein Team um Ruixin Zhu von der Universität Peking forscht zum Thema Geschmacksverlust und hat sich dazu Daten aus den USA näher angesehen. Zum einen stammten diese aus einer großen Ernährungsstudie, die in den Jahren 2011 bis 2014 durchgeführt wurde, und zum anderen aus dem National Death Index, also der Erfassung von Sterbedaten in den USA. Hier werden Todesursachen und medizinische Daten erfasst. Insgesamt umfasste die Studie aus Peking die Daten von 7340 Personen über 40 Jahren. Alle mussten angeben, ob sie süß, sauer, bitter und salzig wahrnehmen konnten.

Gestörter Geschmackssinn und Sterberisiko in Zahlen
Personen, deren Geschmackssinn seit dem frühen Erwachsenenalter nachgelassen hatte, hatten ein um 47 Prozent erhöhtes Sterberisiko gegenüber Menschen ohne Geschmacksverlust. Ein Geschmacksverlust für Salz stand mit einem um 65 Prozent erhöhten Sterberisiko in Verbindung, für Saures sogar mit 69 Prozent.

Dabei legten die Forschenden Wert darauf, das Alter sowie sozioökonomische und Lebensstil-bezogene Faktoren zu berücksichtigen. Ein erhaltener Geruchssinn konnte den Geschmacksverlust im Hinblick auf das Sterberisiko übrigens nicht ausgleichen.

Wichtig in diesem Zusammenhang: Es gibt keine Beweise dafür, dass ein Geschmacksverlust ursächlich zu einem höheren Sterberisiko führt. Lediglich ein statistischer Zusammenhang lässt sich feststellen. Wohl aber weiß man, dass Geschmacksverlust das Essverhalten beeinflusst.

Was wissen wir über die Ursache von Geschmacksverlust?

Nicht nur im Alter kann Geschmacksverlust auftreten, auch während Infekten oder der Einnahme bestimmter Medikamente wie Chemotherapeutika kann sich der Geschmackssinn verändern. Erkrankungen wie Schlaganfälle, Hirntumore, neurodegenerative Erkrankungen oder Verletzungen gehen ebenfalls manchmal mit Geruchs- oder Geschmacksverlust einher. Im Alter sinkt die Zahl der Sinneszellen auf der Zunge und ihre Regeneration dauert länger.

Geschmacksverlust kann Ursache für Fehlernährung sein

Problematisch kann Geschmacksverlust dann werden, wenn er die Ursache für Veränderungen in der Ernährung ist. So kann ein Geschmacksverlust für salzige Aromen dazu führen, dass Betroffene mehr Kochsalz verwenden. Das fördert wiederum Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie hohen Blutdruck. Wird Süßes weniger wahrgenommen, konsumieren Betroffene meist mehr Zucker als vor dem Geschmacksverlust. Diabetes kann die Folge sein.

Veränderungen des Geschmackssinns tragen zudem häufig dazu bei, dass Menschen weniger oder einseitiger essen. So kann ein Geschmacksverlust die Ursache für Mangel- oder Fehlernährung sein. All diese Faktoren können hinter dem erhöhten Sterberisiko stecken.

Geschmackssinn ist schlecht messbar

Die Studie aus Peking hat allerdings ein paar Schwächen. So mussten die Probanden ihren Geschmackssinn selbst einschätzen und angeben, ob sie seit dem 25. Lebensjahr einen Geschmacksverlust bemerkten. Da alle Personen über 40 Jahre alt waren, lag das frühe Erwachsenenalter bei allen schon länger zurück. Die Bewertung des eigenen Geschmackssinns erfolgte über Fragebögen und dürfte daher recht subjektiv ausgefallen sein.

Man kann den Geschmackssinn in aufwendigen Verfahren mehr oder weniger objektiv messen.

Man kann den Geschmackssinn in aufwendigen Verfahren mehr oder weniger objektiv messen. Das ist aber sehr kompliziert und hier nicht erfolgt.Weil die Studie aber eine große Anzahl an Personen berücksichtigt und die Verzerrungen durch Alter und andere Faktoren sorgfältig herausgerechnet wurden, sollte man sie nicht ganz ignorieren.

Möglicherweise kann ein Geschmacksverlust ohne erkennbare Ursache zumindest ein Hinweis sein, dass bei betreffenden Personen genauer hingesehen werden sollte. So können Veränderungen in der Ernährung bemerkt und Kontrollen, zum Beispiel der Blutwerte und des Blutdruckes, engmaschiger durchgeführt werden.

Quellen:
https://www.doccheck.com/de/detail/articles/50480-salz-wer-schlechter-schmeckt-ist-frueher-tot
https://www.gesundheits-lexikon.com/Medizingeraetediagnostik/Hals-Nase-Nebenhoehlen/Geschmackspruefung-Gustometrie

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