Nitisinon
NEUE HOFFNUNG GEGEN MALARIA DURCH ALTBEKANNTEN WIRKSTOFF
Seite 1/1 3 Minuten
Die Anopheles-Mücke, eine in den Tropen und Subtropen heimische Mückenart, überträgt Malaria durch ihren Stich. Im Jahr 2023 traten weltweit rund 249 Millionen Fälle auf. Resistenzen gegen die gängigen Wirkstoffe erschweren die Bekämpfung der Mücken und die Behandlung Betroffener. Daher werden neue Substanzen dringend benötigt.
Einem Team aus England ist es gelungen, die Anopheles-Mücken mit einem bewährten Wirkstoff zuverlässig abzutöten. Vielleicht könnte die Substanz in Zukunft beim Kampf gegen Malaria zum Einsatz kommen.
Malaria: Mücken abtöten, um Ausbreitung zu verhindern
Malaria wird hauptsächlich durch weibliche Mücken der Art Anopheles gambiae übertragen. Mit der Substanz Nitisinon gelang es einem Team um Lee Haines von der Liverpool School of Tropical Medicine, die Malaria-Mücken gezielt abzutöten. Dazu fütterten die Forschenden die Mücken mit Blutproben von Menschen, die den Wirkstoff einnahmen, sowie mit nachträglich damit versetztem menschlichem Blut. Die Mücken starben binnen weniger Stunden nach der Blutmahlzeit, und zwar junge Mücken genauso wie ältere.
Malaria wird durch den Stich der Mücken übertragen, die nur nach einer Blutmahlzeit in der Lage sind, Eier zu legen. Haines und sein Team fanden heraus, dass die Mücken das aufgenommene, Nitisinon-haltige Blut nicht richtig verdauen konnten.
Nitisinon hemmt ein Enzym, das auch Menschen besitzen. Gesunde Menschen beeinträchtigt die Hemmung nicht, sie kann bei bestimmten Erkrankungen aber nützlich sein. Anders bei der Malaria-Mücke. Deshalb könnte Nitisinon möglicherweise der Ausbreitung von Malaria entgegenwirken.
Was ist Nitisinon?
Nitisinon ist eine bekannte Substanz und wird zur Behandlung seltener Stoffwechselstörungen eingesetzt. Menschen mit Tyrosinämie oder Alkaptonurie leiden unter einer Ansammlung giftiger Stoffwechselprodukte. Die Hemmung des Enzyms 4-Hydroxy-Phenylpyruvat-Dioxigenase (HPPD) durch Nitisinon bewahrt diese Menschen vor schädlichen Ablagerungen.
Bei Malaria besser vorbeugen als behandeln
Gegen Malaria kann man am besten vorbeugen, indem man sich gar nicht erst stechen lässt. Eine Behandlung ist schwierig, denn die aktuell verwendeten Substanzen haben teils starke Nebenwirkungen und viele Resistenzen erschweren die Therapie. Medikamentöse Prophylaxe verhindert lediglich die Ausbreitung der Erreger von Malaria im Blut.
Mit Insektenschutzmitteln imprägnierte Moskitonetze bieten den sichersten Schutz, denn: kein Stich, keine Infektion. In den Gegenden, in denen Malaria vorkommt, sind diese Netze aber oft nur für die wenigsten Menschen zugänglich. Daher versucht man bisher, die Menschen mit Wirkstoffen wie Ivermectin zu behandeln.
Dieses Insektizid wirkt zwar ebenfalls tödlich auf die Mücken, wenn sie das Blut eines Behandelten trinken. Aber Ivermectin ist umweltschädlich und nicht für Schwangere und Stillende geeignet. Außerdem sind viele Mücken, die Malaria übertragen, gegen den Wirkstoff resistent. Ältere Mücken reagieren zudem weniger empfindlich als jüngere.
Mehr über Stechmücken:
Wie geht es weiter mit Nitisinon?
Nitisinon zeigt sich nicht nur gut wirksam gegen Malaria-Mücken jeden Alters. Blut, das die Substanz enthält, bleibt 16 Tage giftig für die Mücken, während Ivermectin nur rund 10 Tage wirksam ist. Im Unterschied zu Ivermectin deuten frühere Studien und Praxisdaten darauf hin, dass es auch in Schwangerschaft und Stillzeit geeignet ist.
Um Malaria wirksam vorbeugen zu können, müssten die Menschen in betroffenen Gebieten die Substanz möglichst flächendeckend einnehmen, zumindest während der Zeiten, in denen die Überträgermücken Hochsaison haben. Ob das sich umsetzen lässt, bleibt abzuwarten. Zunächst müssen noch weitere Studien durchgeführt werden.
Quellen:
https://www.wissenschaft.de/bdwplus/potenzielles-neues-malaria-mittel-entdeckt/
https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Nitisinon_48850
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2025/02/18/mit-ivermectin-malaria-vorbeugen
https://tropeninstitut.de/aktuelle-krankheitsmeldungen/05.12.2023-who-world-malaria-report