Eine Mutter und ihre Tochter im Kleinkindalter sitzen im Bademantel auf dem Bett. Die Tochter hat im Gesicht, auf dem Handrücken und auf dem Knie Creme. Sie tupft etwas Creme auf die Nasenspitze der Mutter und lacht.© Liderina / iStock / Getty Images Plus
Um vor einem akuten Neurodermitis-Schub zu schützen, gelten bei der Basispflege zwei Regeln. Erstens: Mindestens zweimal täglich cremen. Und zweitens: Das Produkt muss zur Haut passen und sich angenehm anfühlen!

Basispflege

NEURODERMITIS – GUT GEPFLEGT IST HALB GEWONNEN

Neurodermitis betrifft immer mehr Menschen. Die Ursachen sind vielfältig, eine Heilung gibt es nicht. Gerade bei Babys und Kindern leidet die ganze Familie mit. Um die gestörte Hautbarriere zu stärken, kommt es auf die richtige und konsequente Basispflege an.

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Bei Neurodermitis kommt es in akuten Schüben zu Juck- und Kratzattacken. Das liegt auch daran, dass die Hautbarriere geschwächt und die Haut so empfindlicher gegenüber Reizen ist. Die passende Basispflege kann die Hautbarriere stärken und so die schwere der Schübe reduzieren und die beschwerdefreien Zeiten verlängern. Nur: Wie findet man die richtige Creme? Oder doch besser eine Lotion?

Viele Betroffene suchen in der Apotheke Rat, denn Termine bei Fachärzten sind rar und der Leidensdruck meist groß. Hier finden Sie eine Übersicht, welche Produkte Sie verzweifelten Patienten oder den besorgten Eltern anraten können. Und, wie die Betroffenen ihre Haut sonst noch unterstützen können.

Zweimal täglich cremen

Unter Hautexperten herrscht klare Übereinstimmung bei der Empfehlung, den gesamten Körper auch in beschwerdefreien Zeiten zweimal pro Tag einzucremen.

Man weiß mittlerweile, dass genetische Faktoren mitentscheiden, wer Neurodermitis bekommt und wer nicht. Kinder, bei denen beide Eltern darunter leiden, sollten unbedingt prophylaktisch zweimal pro Tag mit einer passenden Basispflege behandelt werden, und zwar vom ersten Lebenstag an.

Allergien und bestimmte Nahrungsmittelunverträglichkeiten können, müssen aber keine Rolle für die Erkrankung spielen. Ab mittelschwerem Ekzem sollte ein Allergietest erfolgen. Durch die gestörte Hautbarriere und die dauerhafte erhöhte Zahl von Entzündungszellen in der Haut lösen Allergene leichter Reaktionen aus.

Basispflege kann Neurodermitis-Schübe verhindern

Klar ist, dass es Geduld und viele Versuche braucht, um eine geeignete Basispflege zu finden. Diese ist aber das A und O bei Neurodermitis, denn die gestörte Hautbarriere führt zu einem erhöhten Wasserverlust der Epidermis. Die Haut wird trocken, rau und spröde, das Mikrobiom der Haut verändert sich und sie beginnt sich zu entzünden. Der Juckreiz führt zu einem Teufelskreis, denn Kratzen lindert nur kurz und verstärkt dann die Beschwerden.

Die offenen Stellen sind anfällig für Bakterien, Viren und Pilze. Vor allem Staphylokokken besiedeln die Haut von Neurodermitikern. Das Toxin von Staphylococcus aureus kann an den Nerven wirken und so unmittelbar Juckreiz auslösen.

Der Leidensdruck ist hoch, Juckreiz und Schmerzen stören den Schlaf und belasten die Psyche. Um die beschwerdefreien Intervalle zu verlängern, sollte konsequent gepflegt und mild mit den richtigen Substanzen gereinigt werden. Auch wenn das Eincremen gerade bei Kindern äußerst unbeliebt ist: Es verhindert unter Umständen Schlimmeres.

Fettgehalt anpassen

Wichtigster Grundsatz: Die Pflege muss zum Kunden passen. Das bedeutet, dass sich der Fettgehalt am Hauttyp und dem Grad der Entzündung orientiert. Hier gilt die Regel „feucht auf feucht, fett auf trocken“. Ist die Haut stark gerötet, juckt und nässt, sollten Lotionen oder Cremes mit einem hohen Wasseranteil bevorzugt werden. Auch ein fett-feuchter Umschlag eignet sich.

Feucht auf feucht, fett auf trocken: Auf akut entzündete, nässende Hautstellen kommen stark wasserhaltige Lotionen. Im schubfreien Intervall pflegen fetthaltige Dermatika die trockene Haut.

Würde man eine entzündete, juckende Hautstelle mit Fettsalbe behandeln, könnte der entstehende Fettfilm zu einem Wärmestau führen und die Beschwerden verstärken. Fettige Salben gehören nur auf intakte, trockene Haut. Dort verbessern sie den Hautzustand langanhaltend. Dafür lassen sie sich schlechter verteilen.

Spezial-Lösung im Akutfall: der fett-feuchte Verband
Wenn die Haut gerötet ist, schuppt, juckt und nässt, kann auch eine fettige Salbe für eine juckreizstillende Behandlung genutzt werden. Die Salbe kommt auf die Haut, darüber ein mit warmem Wasser befeuchteter Schlauchverband. Über diesen legt man noch einen trockenen Verband. Das Ganze kann unauffällig unter Kleidung getragen werden und bis zu sechs Stunden auf der Haut bleiben.
Hilft die Methode nicht binnen weniger Tage, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Möglicherweise muss eine antientzündliche Therapie begonnen werden.

Produkte mit einem hohen Wasseranteil wirken oft nur kurz, ihre Anwendung muss also manchmal bis zu sechs Mal pro Tag erfolgen. Im Winter verträgt die Haut meist etwas mehr Fett als im Sommer.

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Inhaltsstoffe im Überblick

Die Basispflegeprodukte, die in der Fachsprache Emollenzien heißen, enthalten also Fettkomponenten und Feuchtigkeitsspender, sogenannte Moisturizer. Sind weitere Zusätze enthalten, wie etwa Pflanzenwirkstoffe oder -extrakte, deren Wirkung bei Neurodermitis belegt ist, spricht man von Emmolenzien plus.

Emollenzien bedeutet so viel wie „wirkstoffreie Vehikel“. All diese Basistherapeutika sind keine Arzneimittel, sondern Medizinprodukte oder Kosmetika. Wie alle PTA wissen, bedeutet das, dass die Erstattung durch die gesetzlichen Krankenkassen nur für Kinder bis zum zwölften Geburtstag möglich ist.

Die Fettphase der Basispflege

Als Lipidkomponenten einer Basispflege kommen Phospholipide (Lecithine) zum Beispiel aus Jojoba-, Weizenkeim- Traubenkern- oder Nachtkerzensamenöl in Frage. Sie stärken die Hautbarriere. Auch Ceramide sind sinnvoll. Diese sind neben essenziellen Fettsäuren und Cholesterol Bestandteile der intrazellulären Kittsubstanz in der Hornschicht. Sie können in die tieferen Hautschichten eindringen und die geschädigte Lipidmatrix wieder aufbauen. Der reine Ceramidgehalt ist dabei nicht so wichtig wie die physiologische Kombination aus Ceramiden mit Fettsäuren und Sterolen.

Anders wirken Filmbildner wie die chemisch sehr stabilen und in hoher Reinheit herstellbaren Mineralöle (Vaseline, Paraffin, Cera microcristallina) oder Silikone (Dimethicon, Polysiloxan). Sie besitzen ein hohes Molekulargewicht, können deshalb nicht in die Haut eindringen und bilden einen dünnen lipophilen Film auf der Oberfläche. Dieser begrenzt den Wasserverlust der Haut.

Achtung! Reine Öle wie Kokosnuss- oder Olivenöl trocknen die Haut noch mehr aus und sollten nicht angewendet werden! Bei pflanzlichen Ölen muss wie bei allen Pflanzeninhaltsstoffen außerdem mit einem gewissen Allergierisiko gerechnet werden. Ausnahmen stellen raffinierte Öle dar, denn sie sind weitestgehend eiweißfrei und so auch nicht mehr allergen.

Emollenzien plus: hilfreiche Zusätze

Emollenzien können angereichert werden mit Tanninen, Ammoniumbituminosulfonat, Flavonoiden und ungesättigten Omega-3- oder -6-Fettsäuren. Auch synthetische Mentholderivate sind möglich. Licochalcon A ist ein aus Süßholz gewonnenes Flavonoid und besitzt entzündungshemmende Eigenschaften.

Auch ein proteinfreier Junghaferextrakt, der reich an Flavonoiden, Saponinen und Riboflavin ist, scheint gut zu wirken. Die Deutsche Gesellschaft für Dermopharmazie e.V. bewertet diesen als positiv, ebenso wie Bakterienlysate aus Aquaphilus dolomiae und Vitreoscilla filiformis. Die Lysate wirken juckreizstillend und hautschützend.

Feuchtigkeitsspender

Um den Feuchtigkeitsgehalt der Haut wiederherzustellen, bedient man sich unterschiedlicher Substanzen, meist Harnstoff, Glycerol und Propylenglycol. Alle haben Vor- und Nachteile.

Harnstoff

Harnstoff, der in der Haut Feuchtigkeit bindet und bei Neurodermitis oft fehlt, findet Einsatz in Konzentrationen zwischen drei und zehn Prozent. Er brennt allerdings gerade auf offenen Stellen und bei Kindern unter fünf Jahren. Dieser sogenannte Stinging-Effect schränkt die Verwendung ein. Ein Vorteil: Harnstoff besitzt eine juckreizstillende Wirkung.

Aus Wasser-in-Öl-Systemen penetriert er langsam und gleichmäßig in die Haut, aus Öl-in-Wasser-Emulsionen dagegen erreicht er schnell hohe Konzentrationen in der oberen Epidermis, ohne Tiefenwirkung zu entfalten. Ein Problem an dieser Stelle kann es sein, dass die Hersteller oft nicht klar angeben, um welchen Emulsionstyp es sich handelt. Die Öl-in-Wasser-Systeme werden vom Anwender oft eher akzeptiert, helfen aber nicht so gut.

Hier kommt es auf das Abwägen der jeweiligen Vor- und Nachteile an. Studien haben Hinweise ergeben, dass Harnstoff barriereverbessernd wirken könnte und die Bildung antimikrobieller Proteine fördert.

Glycerol

Kleine Kinder und empfindliche Personen sind mit einem Pflegeprodukt gut beraten, das Glycerol als Feuchthaltefaktor enthält. Die äußerst hygroskopische Substanz bindet gut Feuchtigkeit und hält die Haut geschmeidig. Wichtig ist: Die Formulierung muss selbst genug Wasser enthalten, denn sonst bedient sich das Glycerol an der Hautfeuchtigkeit – das wäre kontraproduktiv.

Propylenglykol besitzt allergenes Potential und ist für Kinder unter zwei Jahren ungeeignet.

Wichtig für die Entscheidung zum Kauf ist, dass sich der Anwender mit dem Produkt wohlfühlt. Textur und Geruch sollen angenehm sein, denn die Pflege wird jeden Tag zwei- oder sogar mehrmals benutzt. Proben wendet man daher am besten am ganzen Handrücken an, nicht nur an der Fingerbeere. Nur so kann man die Textur und das Hautgefühl beurteilen.

Fingerspitzeneinheiten und hohe Kosten

Wie bei Sonnenschutz ist auch bei der Basispflege eine ausreichende Menge Produkt entscheidend für eine gute Wirkung. Dabei braucht man mehr Pflege, als man denkt. Gemessen werden kann sie in Fingerspitzeneinheiten (Finger Tip Units, FTU). Damit ist die Menge gemeint, die auf eine Fingerspitze passt, also etwa 0,5 Gramm.

  • Gesicht und Nacken eines Babys kommen mit einer FTU aus,
  • für ein Erwachsenenbein sind 6 FTU nötig.
  • Mit 9 FTU kann man das Baby am ganzen Körper eincremen.
  • Um das bei einem Erwachsenen zu erreichen, braucht man über 40 FTU, also am Tag rund 40 g Basispflege.

Hochgerechnet auf einen Monat kommt je nach Bedarf bis zu einem Kilogramm (!) Creme zusammen. Die Preise für diese Produkte sind zwar sehr unterschiedlich, aber jedem dürfte klar sein, dass die Basispflege ein massiver Kostenfaktor ist. Fachgesellschaften befürworten daher, die Erstattungsfähigkeit dieser Produkte zu prüfen.

Reinigung muss pflegen

Neben der Pflege darf auch die Reinigung der trockenen, empfindlichen Haut nicht vergessen werden. Die Haut wird so von Schmutz, Hautschuppen und Cremerückständen befreit. Die Waschsubstanzen sollten dem natürlichen, leicht sauren pH-Wert der Haut entsprechen und die Produkte rückfettende Zusätze enthalten. Spreitende Ölbäder, zum Beispiel mit Mandelöl, bilden einen Film auf der Haut und sorgen so für einen langanhaltenden Effekt. Aufpassen muss man bei Erdnussöl, wenn die betreffende Person allergisch ist!

Keinesfalls sollte sich bei oder nach der Reinigung abgerubbelt werden. Das reizt die Haut unnötig. Lieber mit einem weichen Handtuch abtupfen und unmittelbar danach die Basispflege auf die noch feuchte Haut auftragen. Auch dabei bitte nicht zu stark reiben.

Hygiene und die richtige Reihenfolge beachten

Vor dem Eincremen sollten gründlich die Hände gewaschen werden. Für die Entnahme der Creme aus einem Tiegel eignen sich Einmalspatel. Es gibt zunehmend Produkte, die durch spezielle Verpackungstechnik den Inhalt luftdicht abschließen und Rückfluss und damit Verunreinigungen minimieren. Eingecremt wird von oben nach unten, also beginnend mit dem Kopf. Ist eine wirkstoffhaltige Creme nötig, sollte diese zuerst aufgetragen werden. Danach wäscht man sich die Hände und trägt die Pflege auf.

Die richtige Reihenfolge beim Eincremen

  1. Hände waschen
  2. Wirkstoffhaltige Creme auftragen (falls nötig)
  3. Hände waschen
  4. Pflegeprodukt hygienisch entnehmen
  5. Eincremen: von oben nach unten

Kinder können durch Ablenkung das ungeliebte Ritual leichter überstehen. Der Erwachsene kann Gesichter malen, die die Kinder verteilen, oder das Kind darf raten, was auf seinem Rücken mit Creme geschrieben wurde. Auch ein Lieblingslied laut hören oder singen kann helfen.

Was hilft noch bei Neurodermitis?

Um die Haut nicht unnötig zu reizen, hilft es, ein paar Regeln zu beachten.

  • Kleidung aus Wolle oder Kunstfaser wird oft als unangenehm empfunden, besser sind Seide oder Baumwolle ohne enge Bündchen oder kratzende Etiketten.
  • Tabakrauch sollte gemieden werden.
  • Auch bei Innenraumgiften lieber Vorsicht walten lassen: Neue Möbel oder die frisch gestrichene Wand lieber ein paar Tage länger auslüften lassen.
  • Generell sollte die Luft nicht zu trocken und auch nicht überheizt sein, häufiges Lüften wird empfohlen.
  • Eine generelle Diät bringt nichts, wenn nicht eine Unverträglichkeit besteht.
  • Schulungen für Neurodermitis-Patienten und Angehörige zeigen Wege auf, mit der Erkrankung zu leben.
  • Entspannungstechniken helfen beim Stressabbau.

Alles in allem bleibt aber oft ein großer Verlust an Lebensqualität für die Betroffenen, aber auch für ihr Umfeld. Psychologische Hilfe sollte man annehmen, wenn die Belastung zu groß wird. Gerade Kinder und Jugendliche empfinden die Sorge der Eltern, die Blicke und die Eingriffe in den Alltag oft als sehr belastend. Es zählt also jeder Tag, der ohne einen neuen Schub verläuft. Die passende Pflege kann dabei helfen.

Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/so-geht-die-neurodermitis-basispflege-140104/
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2023/07/25/basispflege-bei-neurodermitis-wie-man-sie-an-den-inhaltsstoffen-erkennt
https://www.dha-neurodermitis.de/neurodermitis.html
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/themen/spektrum/kosmetik-was-ist-drin
https://www.scinexx.de/news/medizin/bakterielles-sekret-verursacht-juckreiz-bei-neurodermitis-und-co/
https://register.awmf.org/assets/guidelines/013-027l_S3_Atopische-Dermatitis-AD-Neurodermitis-atopisches-Ekzem_2023-08.pdf 

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