Ein Mensch wird von einem großen, kreisrunden Plakat mit wilden Linien und Strichen, verdeckt.© BeritK / iStock / Getty Images Plus
Probleme sich selbst und seinen Alltag zu organisieren? Das ist nur eine von vielen ADHS-Symptomen.

Späte Diagnose

ADHS BEI ERWACHSENEN: DIESE 3 STRATEGIEN HELFEN IM ALLTAG WIRKLICH

Viele Erwachsene mit ADHS kämpfen mit mehr als nur Konzentrationsproblemen. Drei Fachleute zeigen auf, wie Selbstfürsorge, eine präzise Diagnose und der Fokus auf Positives Betroffenen im Alltag wirklich helfen können.

Seite 1/1 3 Minuten

Seite 1/1 3 Minuten

Nein, wer als Erwachsener ADHS hat und darunter leidet, ist nicht „kaputt“. Es gibt viele Möglichkeiten, damit besser zu leben. Und dabei geht es nicht nur darum, Symptome zu managen und Probleme zu vermeiden.

ADHS bei Erwachsenen ist oft mehr als nur ein Konzentrationsproblem. Viele Betroffene kämpfen mit Perfektionismus und anderen Symptomen der ADHS wie Organisationsproblemen oder Missverständnissen in der Partnerschaft. Das US-Magazin „ADDitude“ hat für seine Frühlingsausgabe (2025) fünf Fachleute gefragt, was typische Fälle ausmacht – und welche konkreten Ansätze helfen können.

1. Fokus auf positive Effekte trotz ADHS bei Erwachsenen

„ADHS ist nicht das Problem des Wissens, sondern des Handelns“, zitiert der Psychologe Ari Tuckman einen Kollegen. Er beobachtet häufig, dass Klientinnen und Klienten zwar gut verstehen, was sie ändern müssten – es aber im Alltag schwer umsetzen können.

„Bei ADHS hat man leicht das Gefühl, dass es im Leben zu sehr darum geht, Negatives zu vermeiden“, so der Psychologe. Er lege deshalb großen Wert darauf, über die positiven Aspekte zu sprechen, die die Klienten aus dem, was er mit ihnen bespreche, ziehen können.

Symptome der ADHS bei Erwachsenensind häufig von einem Gefühl der Antriebslosigkeit begleitet. Dabei helfen kleine Erfolge – wie ein pünktlicher Arbeitsbeginn oder bewusste Pausen – um neue Motivation zu schaffen.

„Wir alle profitieren davon, auf etwas hinzuarbeiten, das wichtig und sinnvoll ist. Ängste und Depressionen können dieses Gefühl der Zielstrebigkeit rauben, also müssen Sie herausfinden, was das für Sie ist. Dies wird Ihre Quelle für echte, dauerhafte Motivation sein.“

2. Diagnose ADHS Erwachsene – Was ist sonst noch im Spiel?

„ADHS kommt selten allein“, sagt Roberto Olivardia, Klinischer Psychologe. Viele seiner Klientinnen und Klienten wüssten gar nicht, welche Rolle die Diagnose der ADHS bei Erwachsenen im Zusammenhang mit anderen psychischen Problemen spielt. Gerade bei Symptome einer ADHS bei Erwachsenen überschneiden sich Beschwerden häufig mit denen anderer Störungsbilder.
Das macht eine klare Diagnose schwierig:

Olivardia vergleicht die Diagnostik mit einem Puzzle: Nur wenn man jedes Symptom ernst nimmt, entsteht ein klares Bild.
Fachleute müssen herausfinden, „welche Diagnose gerade am Steuer ist“, um eine gezielte Behandlung einzuleiten. Denn oft empfinden sich Betroffene mit multiplen Diagnosen als „unreparierbar“, obwohl es ihnen mit der richtigen Therapie viel besser gehen könnte.

3. Selbstfürsorge ADHS – besonders wichtig für Frauen

Die Ärztin Dawn K. Brown behandelt viele von ADHS betroffene Frauen. Gerade PoC-Frauen erleben einen besonders hohen Druck, allem gerecht zu werden. Dabei bleibt die Selbstfürsorge häufig auf der Strecke.
Brown beginnt ihre Therapie häufig mit einer Roadmap, wie das Leben mit ADHS bei Erwachsenen strukturiert werden kann. Methoden wie Time Blocking helfen, Aufgaben besser zu priorisieren und Zeit für sich selbst einzuplanen. Brown berichtet:

„Ich hatte eine Patientin, eine alleinerziehende Mutter mit einem anspruchsvollen Job. Sie fühlte sich überfordert, war immer ihrer To-do-Liste hinterher, aber schaffte es nie, alles aufzuholen. Wir fingen damit an, ihren Tag aufzuteilen, Aufgaben zu priorisieren und Zeit für die Selbstfürsorge einzubauen.“

Dann haben sie bestimmte Zeiten für Arbeit, Familie und sich selbst festgelegt – das Konzept heißt Time Blocking und funktioniert wie eine Art Stundenplan.
Im Laufe der Zeit lernte die Patientin, mehr Verantwortung abzugeben, den Perfektionismus loszulassen und auch mal „Nein“ zu sagen – ein zentraler Bestandteil jeder gesunden Selbstfürsorge bei ADHS.

Quelle: dpa

×