Analgetika in der Selbstmedikation
DAS PASSENDE SCHMERZMITTEL AUSWÄHLEN
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Die Regale sind voll, Auswahl gibt es also reichlich. Doch manchmal ist gerade die Wahl ja die Qual.
Von persönlichen Präferenzen abgesehen, gibt es evidente Punkte, die für das eine und gegen das andere Analgetikum sprechen.
Wir haben für Sie die Besonderheiten, den Wirkmechanismen und die Indikation der auf dem Markt befindlichen Substanzen zusammengestellt – praxisrelevant und übersichtlich.
Paracetamol
- Eigenschaften: schmerzlindernd (analgetisch) und fiebersenkend (antipyretisch)
- Wirkmechanismus: nicht eindeutig geklärt. Es wird eine Hemmung der Cyclooxygenase-2 (COX-2) im zentralen Nervensystem angenommen. Die periphere Prostaglandinsynthese wird nur schwach beeinflusst. Paracetamol hemmt außerdem die Wirkung endogener Pyrogene auf das Temperaturregulationszentrum im Hypothalamus, was sich fiebersenkend auswirkt und es hat zudem eine Wirkung auf das endogene Cannabinioid-System.
- Besonderheit: keinen Effekt auf die Blutgerinnung, keine antiinflammatorische Wirkung, magenschonend. Anwendung in der gesamten Schwangerschaft und Stillzeit möglich. Geringe therapeutische Breite: hepatotoxische Wirkung bei Überdosierung.
- Empfehlen bei: Kopfschmerzen, Fieber, Zahnschmerzen
Ibuprofen
- Eigenschaften: analgetisch, entzündungshemmend (antiphlogistisch), antipyretisch
- Wirkmechanismus: Ibuprofen gehört zu den nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) mit den entsprechenden Nebenwirkungen. Es hemmt unselektiv Cyclooxygenase-1 (COX-1) und 2 (COX-2), und damit die Prostaglandinsynthese. Der Botenstoff ist wesentlich am Entzündungsgeschehen sowie an der Weiterleitung und Wahrnehmung von Schmerzsignalen beteiligt.
- Besonderheit: Kopf- und Zahnschmerzen, Regelschmerzen, Schmerzen infolge von entzündlichen Prozessen, wie Gelenkschmerzen durch Arthrose und Sportverletzungen
- Empfehlen bei: stärkere analgetische, antipyretische und antiphlogistische Wirkung als vergleichbare Dosen ASS; von allen NSAR geringste klinische Relevanz für gastrointestinale Nebenwirkungen sowie für verlängerte Blutungszeit nach Operationen. Ibuprofen senkt die thrombozytenaggregationshemmde Wirkung von niedrigdosiertem ASS, deshalb zeitliche Reihenfolge beachten: ASS 100 mg mindestens eine halbe Stunde vor oder acht Stunden nach Ibuprofen einnehmen. Ibuprofen gilt als NSAR der Wahl in den ersten zwei Dritteln der Schwangerschaft und der Stillzeit.
Butylscopolamin
- Eigenschaften: krampflösend (spasmolytisch)
- Wirkmechanismus: Die Substanz blockiert den muskarinischen Acetylcholinrezeptor und wirkt so spasmolytisch auf die glatte Muskulatur. Außerdem hemmt sie die Motilität bei übererregter Magen- und Darmperistaltik.
- Empfehlen bei: krampfartigen Schmerzen, z. B. Bauchkrämpfen, Magenschmerzen, Regelschmerzen in Kombination mit anderen Schmerzwirkstoffen
Naproxen
- Eigenschaften: analgetisch, antiphlogistisch, antipyretisch
- Wirkmechanismus: Als nichtsteroidales Antirheumatikum wirkt Naproxen über die unselektive Hemmung der Cyclooxygenasen-1 und -2 (siehe Ibuprofen) mit den entsprechenden Nebenwirkungen der NSAR.
- Besonderheit: lange Wirkzeit von etwa 8 bis 12 Stunden
- Empfehlen bei: Arthritis, Muskel- und Gelenkschmerzen, Gicht, Menstruationsbeschwerden, Kopfschmerzen, Zahnschmerzen
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Acetylsalicylsäure (ASS)
- Eigenschaften: analgetisch, antipyretisch, antiphlogistisch
- Wirkmechanismus: Der Wirkmechanismus der Acetylsalicylsäure beruht auf einer irreversiblen Hemmung von Cyclooxygenasen durch Acetylierung eines Serinrestes. Dadurch wird die körpereigene Produktion verschiedener Prostaglandine blockiert. Niedrige Dosen hemmen verstärkt die COX-1-Rezeptoren und wirken thrombozytenaggregationshemmend. Höhere Dosen greifen über COX-2-Hemmung in Entzündungsprozesse ein und vermindern die Schmerzwahrnehmung.
- Besonderheit: Da Prostaglandine auch die schützende Magenschleimhaut aufbauen, kann es zu Magenbeschwerden kommen (höhere Relevanz als bei Ibuprofen). Bei Asthmatikern: Durch die COX-Hemmung kommt es zur vermehrten Bildung von Leukotrienen mit bronchokonstriktiver Wirkung. Die verlängerte Blutungszeit durch die COX-Inhibition ist bei ASS von klinischer Relevanz, da diese hier irreversibel ist (im Gegensatz zu Diclofenac und Ibuprofen).
- Empfehlen bei: Beschwerden bei grippalem Infekt mit Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, hochdosiert bei Migräne
Diclofenac
- Eigenschaften: analgetisch, antiphlogistisch, antipyretisch
- Wirkmechanismus: Diclofenac gehört zu den nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) mit den entsprechenden Nebenwirkungen wie gastrointestinaler Blutung, Bronchokonstriktion. Die Wirkung beruht auf der Hemmung von Cyclooxy genase-1 und -2. Die Bildung von Prostaglandinen aus Arachidonsäure wird gehemmt.
- Besonderheit: gute antientzündliche Wirkung, stärker schmerzhemmend als Ibuprofen in vergleichbarer Dosierung; Diclofenac erhöht das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall (stärker als Naproxen und Ibuprofen); gute Wirksamkeit bei lokaler Anwendung mit geringen Nebenwirkungen.
- Empfehlen bei: Gelenkschmerzen in folge von Arthrose oder rheumatoider Arthritis, Zerrungen, Prellungen, Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Migräne, Regelschmerzen, Fieber
Triptane
- Eigenschaften: vasokonstriktiv an den Blutgefäßen im Gehirn
- Wirkmechanismus: Triptane sind selektive 5-Hydroxytryptamin-Rezeptoragonisten (5-HT1B, 5-HT1D und 5-HT1F-Typ), sie stimulieren also die Serotoninrezeptoren. Das führt zu einer Vasokonstriktion der bei Migräne erweiterten Blutgefäße in der Hirnhaut und zur Hemmung einer perivaskulären Entzündung im Bereich der Hirnhautarterien durch verminderte Ausschüttung von Entzündungsmediatoren.
- Besonderheit: keine Wirkung bei Spannungskopfschmerz
- Empfehlen bei: akuter Migräne (nicht prophylaktisch) und Begleitsymptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Lärm und Lichtempfindlichkeit