Grafik Kopfschmerz© fedrelena / iStock / Getty Images Plus
Die Wahl des Schmerzmittels hängt auch oft von persönlichen Präferenzen ab.

Analgetika in der Selbstmedikation

DAS PASSENDE SCHMERZMITTEL AUSWÄHLEN

Regelschmerzen, Migräne, Fieber, Zahnextraktion oder Rückenbeschwerden: Welcher rezeptfreie Wirkstoff passt am besten zu welchem Schmerztyp? Verschaffen Sie sich hier einen Überblick.

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Die Regale sind voll, Auswahl gibt es also reichlich. Doch manchmal ist gerade die Wahl ja die Qual.

Von persönlichen Präferenzen abgesehen, gibt es evidente Punkte, die für das eine und gegen das andere Analgetikum sprechen.

Wir haben für Sie die Besonderheiten, den Wirkmechanismen und die Indikation der auf dem Markt befindlichen Substanzen zusammengestellt – praxisrelevant und übersichtlich.

    Paracetamol

    • Eigenschaften: schmerzlindernd (analgetisch) und fiebersenkend (antipyretisch)
    • Wirkmechanismus: nicht eindeutig geklärt. Es wird eine Hemmung der Cyclooxygenase-2 (COX-2) im zentralen Nervensystem angenommen. Die periphere Prostaglandinsynthese wird nur schwach beeinflusst. Paracetamol hemmt außerdem die Wirkung endogener Pyrogene auf das Temperaturregulationszentrum im Hypothalamus, was sich fiebersenkend auswirkt und es hat zudem eine Wirkung auf das endogene Cannabinioid-System.
    • Besonderheit: keinen Effekt auf die Blutgerinnung, keine antiinflammatorische Wirkung, magenschonend. Anwendung in der gesamten Schwangerschaft und Stillzeit möglich. Geringe therapeutische Breite: hepatotoxische Wirkung bei Überdosierung.
    • Empfehlen bei: Kopfschmerzen, Fieber, Zahnschmerzen 

    Ibuprofen

    • Eigenschaften: analgetisch, entzündungshemmend (antiphlogistisch), antipyretisch
    • Wirkmechanismus: Ibuprofen gehört zu den nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) mit den entsprechenden Nebenwirkungen. Es hemmt unselektiv Cyclooxygenase­-1 (COX­-1) und ­2 (COX-­2), und damit die Prostaglandinsynthese. Der Botenstoff ist wesentlich am Entzündungsgeschehen sowie an der Weiterleitung und Wahrnehmung von Schmerzsignalen beteiligt.
    • Besonderheit: Kopf-­ und Zahnschmerzen, Regelschmerzen, Schmerzen infolge von entzündlichen Prozessen, wie Gelenk­schmerzen durch Arthrose und Sportverletzungen
    • Empfehlen bei: stärkere analgetische, antipyretische und anti­phlogistische Wirkung als vergleichbare Dosen ASS; von allen NSAR geringste klinische Relevanz für gastrointestinale Neben­wirkungen sowie für verlängerte Blutungszeit nach Operationen. Ibuprofen senkt die thrombozytenaggregationshemmde Wirkung von niedrigdosiertem ASS, deshalb zeitliche Reihenfolge beachten: ASS 100 mg mindestens eine halbe Stunde vor oder acht Stunden nach Ibuprofen einnehmen. Ibuprofen gilt als NSAR der Wahl in den ersten zwei Dritteln der Schwangerschaft und der Stillzeit.

    Butylscopolamin

    • Eigenschaften: krampflösend (spasmolytisch)
    • Wirkmechanismus: Die Substanz blockiert den muskarinischen Acetylcholinrezeptor und wirkt so spasmolytisch auf die glatte Muskulatur. Außerdem hemmt sie die Motilität bei übererregter Magen-­ und Darmperistaltik.
    • Empfehlen bei: krampfartigen Schmerzen, z. B. Bauch­krämpfen, Magenschmer­zen, Regelschmerzen in Kombination mit ande­ren Schmerzwirkstoffen

    Naproxen

    • Eigenschaften: analgetisch, antiphlogistisch, antipyretisch
    • Wirkmechanismus: Als nichtsteroidales Antirheumatikum wirkt Naproxen über die unselektive Hemmung der Cyclooxygenasen­-1 und -­2 (siehe Ibuprofen) mit den ent­sprechenden Nebenwirkungen der NSAR.
    • Besonderheit: lange Wirkzeit von etwa 8 bis 12 Stunden
    • Empfehlen bei: Arthritis, Muskel­- und Gelenkschmerzen, Gicht, Menstruationsbeschwerden, Kopfschmerzen, Zahnschmerzen

    Acetylsalicylsäure (ASS)

    • Eigenschaften: analgetisch, antipyretisch, antiphlogistisch
    • Wirkmechanismus: Der Wirkmechanismus der Acetylsalicylsäure beruht auf einer irreversiblen Hemmung von Cyclooxygenasen durch Acetylierung eines Serinrestes. Dadurch wird die körpereigene Produktion verschiedener Prostaglan­dine blockiert. Niedrige Dosen hemmen verstärkt die COX­-1-­Rezeptoren und wirken thrombozytenaggregations­hemmend. Höhere Dosen greifen über COX-­2-Hemmung in Entzündungsprozesse ein und vermindern die Schmerz­wahrnehmung.
    • Besonderheit: Da Prostaglandine auch die schützende Ma­genschleimhaut aufbauen, kann es zu Magenbeschwerden kommen (höhere Relevanz als bei Ibuprofen). Bei Asthmati­kern: Durch die COX-­Hemmung kommt es zur vermehrten Bil­dung von Leukotrienen mit bronchokonstriktiver Wirkung. Die verlängerte Blutungszeit durch die COX-­Inhibition ist bei ASS von klinischer Relevanz, da diese hier irreversibel ist (im Ge­gensatz zu Diclofenac und Ibuprofen).
    • Empfehlen bei: Beschwerden bei grippalem Infekt mit Glie­derschmerzen, Kopfschmerzen, hochdosiert bei Migräne

    Diclofenac

    • Eigenschaften: analgetisch, antiphlo­gistisch, antipyretisch
    • Wirkmechanismus: Diclofenac gehört zu den nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) mit den entsprechenden Neben­wirkungen wie gastrointestinaler Blu­tung, Bronchokonstriktion. Die Wirkung beruht auf der Hemmung von Cyclooxy­ genase-­1 und ­-2. Die Bildung von Pros­taglandinen aus Arachidonsäure wird gehemmt.
    • Besonderheit: gute antientzündliche Wirkung, stärker schmerzhemmend als Ibuprofen in vergleichbarer Dosierung; Diclofenac erhöht das Risiko für Herzin­farkt und Schlaganfall (stärker als Napro­xen und Ibuprofen); gute Wirksamkeit bei lokaler Anwendung mit geringen Ne­benwirkungen.
    • Empfehlen bei: Gelenkschmerzen in­ folge von Arthrose oder rheumatoider Arthritis, Zerrungen, Prellungen, Kopf­schmerzen, Zahnschmerzen, Migräne, Regelschmerzen, Fieber

    Triptane

    • Eigenschaften: vasokonstriktiv an den Blutgefäßen im Gehirn
    • Wirkmechanismus: Triptane sind selektive 5­-Hydroxytryptamin-­Rezeptorago­nisten (5-­HT1B­, 5­-HT1D­ und 5-­HT1F-­Typ), sie stimulieren also die Serotoninrezep­toren. Das führt zu einer Vasokonstriktion der bei Migräne erweiterten Blutge­fäße in der Hirnhaut und zur Hemmung einer perivaskulären Entzündung im Bereich der Hirnhautarterien durch verminderte Ausschüttung von Entzün­dungsmediatoren.
    • Besonderheit: keine Wirkung bei Spannungskopfschmerz
    • Empfehlen bei: akuter Migräne (nicht prophylaktisch) und Begleitsym­ptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Lärm­ und Lichtempfindlichkeit
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