Welt-Kopfschmerztag
DAS HILFT BEI SPANNUNGSKOPFSCHMERZEN
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Die Nacht war unruhig, der Arbeitstag vollgepackt: Nur eine kurze Pause, fix ein belegtes Brötchen verschlungen, insgesamt viel zu wenig getrunken. Kennen Sie solche Tage? Und kennen Sie den brummenden, dröhnenden Schädel, der sich – spätestens zum Abend hin – dann meldet? Ihre Kundinnen und Kunden auch.
Geht es um Spannungskopfschmerz, kann fast jede und jeder aus eigener Erfahrung mitreden. Hier gibt es Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Wie entstehen Kopfschmerzen überhaupt?
Was dabei ganz genau im Körper passiert, das wissen Forscherinnen und Forscher noch gar nicht. „Das Gehirn selbst ist schmerzunempfindlich. Es geht also eher um Strukturen rund ums Gehirn“, sagt Professor Ulrich Pulkowski, Chefarzt der Klinik für Neurologie an der Schön Klinik Rendsburg.
Der Begriff Spannungskopfschmerz legt nahe, dass eine schmerzhafte Verspannung von Kopfmuskeln die Ursache sein muss. Aber so einfach ist es nicht. Es wirken mehrere Mechanismen zusammen, sagt Frank Erbguth, Präsident der Deutschen Hirnstiftung.
Eine Rolle etwa spielen die Schmerzrezeptoren, die in der Muskulatur von Hals, Nacken und Kopfhaut sitzen. Durch äußere Umstände wie etwa Stress können sie aktiviert werden. „Dann schalten diese Schmerzrezeptoren auf Alarm und vermitteln das ans Gehirn“, so Frank Erbguth. Wir empfinden also Schmerz.
Passiert das an mindestens 15 Tagen im Monat über einen Zeitraum von drei Monaten hinweg, gilt so ein Kopfschmerz als chronisch. Tückisch daran ist, dass der Schmerz sich verselbstständigen kann. „Die Filter für die Wahrnehmung schmerzhafter Ereignisse im Gehirn werden mit der Zeit eher empfindlicher – und nicht robuster“, erklärt Erbguth. So kann es dazu kommen, dass irgendwann schon vergleichsweise kleine Belastungen zu Spannungskopfschmerzen führen.
Spannungskopfschmerz oder schon Migräne?
Der Kopf fühlt sich an, als wäre er in einem engen Helm eingeklemmt. Oder als läge darum ein eisernes Band, das sich enger und enger zuzieht. So beschreiben viele Menschen, wie sich Spannungskopfschmerz für sie anfühlt. Dieser Kopfschmerz vom Spannungstyp, wie er in der Medizin genannt wird, tritt in aller Regel auf beiden Seiten des Kopfes auf. Er lässt sich als eher dumpf und in der Intensität „leicht bis mittel“ beschreiben, so Ulrich Pulkowski.
Anders ist das bei einer Migräneattacke: Dort sitzt der Schmerz in vielen Fällen nur auf einer Seite – links oder rechts. „Der Schmerz ist zum Teil stechend und klopfend – er ist drastischer“, sagt Frank Erbguth. Oft pulsiert er regelrecht.
Während es mit Spannungskopfschmerz oft noch möglich ist, einigermaßen durch den (Arbeits-)Alltag zu kommen, geht bei Migräne meist gar nichts mehr. „Wenn Sie sich mit einer Migräne körperlich anstrengen oder einfach nur eine Treppe hochgehen, haben Sie das Gefühl: Es wird deutlich schlimmer“, so Ulrich Pulkowski. Dazu erleben viele Betroffene Übelkeit und Lichtempfindlichkeit – so dass sie es nur in abgedunkelten Räumen aushalten können.
Bei einem Teil der Migräne-Betroffenen kündigt sich der Schmerz durch eine sogenannte Aura an: Typisch ist dabei etwa ein Flimmern im Gesichtsfeld, das das Lesen schwer machen kann. Es können auch Taubheitsgefühle auftreten, etwa in den Händen oder im Gesicht.
Was tun bei akutem Spannungskopfschmerz?
Ihre Kundin oder Ihr Kunde hat eine Vermutung, warum der Schädel so dröhnt? Dann ist es im ersten Schritt sinnvoll, den Auslöser aus der Welt zu schaffen, rät Neurologe Frank Erbguth. Hat man zu wenig getrunken, ist ein großes Glas Wasser fällig. Könnte akuter Stress dahinterstecken, ist eine Pause angesagt. Ist der Nacken verspannt, kann etwas Bewegung oder eine kleine Dehn-Einheit Lockerung bringen und damit lindernd wirken.
Und abgesehen davon? „Wissenschaftlich belegt ist, dass Pfefferminzöl an der Schläfe und auf der Stirn hilft“, sagt Neurologe Erbguth. Es sollte sich um 10-prozentiges Pfefferminzöl handeln, am besten trägt man es dreimal im Abstand von je 15 Minuten auf die genannten Stellen auf. „Das brennt ein bisschen und dadurch wird dem Kopf ein neuer Reiz gesendet.“ Vereinfacht gesagt entscheidet das Gehirn: Ich beschäftige mich mit diesem neuen Reiz und höre nicht mehr auf die Schmerzrezeptoren.
Auch Kälte kann helfen, etwa in Form einer kühlenden Kompresse im Nacken – das ist aber nicht wissenschaftlich belegt. „Es gibt auch Menschen, die gehen dann unter die kalte Dusche und sagen: „Das hilft wunderbar!“. Anderen hingegen hilft eher Wärme“, sagt Frank Erbguth. Am Ende kommt es also auch darauf an, was einem der eigene Körper signalisiert.
Wie sieht es mit Schmerztabletten aus?
Paracetamol, Ibuprofen und Acetylsalicylsäure (ASS): Diese Wirkstoffe helfen bei Kopfschmerzen. Dröhnt der Kopf nur gelegentlich, gibt es aus medizinischer Sicht keinen Anlass, die Zähne zusammenzubeißen und sich die Schmerztablette zu verkneifen. Im Gegenteil: „Man sollte sie relativ früh nehmen. Je länger man wartet, desto schwieriger kann es werden, auf den Schmerz Einfluss zu nehmen“, sagt Ulrich Pulkowski.
Sind Kopfschmerzen jedoch ein ständiger Begleiter, ist ab einem gewissen Punkt Vorsicht angesagt, was Schmerzmittel angeht. „Wenn man sie an mehr als 15 Tagen im Monat einnimmt, droht Medikamentenübergebrauchskopfschmerz“, sagt Frank Erbguth. Die Tabletten bringen dann als Nebenwirkung selbst Kopfschmerzen mit sich – Startpunkt für einen Teufelskreis.
Und was ist mit Kombipräparaten, die einen oder mehrere Wirkstoffe mit Koffein kombinieren? Studien zufolge sind sie etwas wirksamer als die einfachen Präparate. Da sie jedoch mit mehr Nebenwirkungen einhergehen, gilt laut Ulrich Pulkowski: „Erstmal den reinen Wirkstoff nehmen - nur Ibuprofen etwa. Wenn man merkt, dass das nicht genügt, kann man auf die Kombination mit Koffein zurückgreifen.“ Übrigens: Kombipräparate mit Koffein sollte man nur an maximal 10 Tagen im Monat einnehmen, um keinen Übergebrauchskopfschmerz zu riskieren.
Wann zum Arzt oder zur Ärztin gehen?
Ein stechender Kopfschmerz – mit einer Wucht, die man so noch nie erlebt hat? Das ist ein Grund, ihn ärztlich abklären zu lassen. So wie alles, was in Sachen Kopfschmerzen untypisch erscheint, neu aufgetreten ist – oder was den Alltag stark einschränkt.
„Tritt Migräne nach dem 40. Lebensjahr zum ersten Mal auf, sollte man das zum Beispiel auch abklären lassen, das ist nämlich eher ungewöhnlich“, sagt Ulrich Pulkowski. Auch bei Lähmungserscheinungen und andere neurologischen Auffälligkeiten ist es sinnvoll, das Gespräch mit dem medizinischen Profi zu suchen.
So lässt sich ausloten, was man tun kann, um die Kopfschmerz-Situation zu verbessern. Infrage kommen zum Beispiel eine Prophylaxe mit bestimmten Medikamenten oder auch Psychotherapie, um besser mit dem Schmerz umgehen zu können.
Wie beugt man Kopfschmerzen vor?
Wer sich mit der Frage beschäftigt, wie er oder sie Stress besser bewältigen kann, macht schon einmal einen wichtigen Schritt. „Wenig Schlaf, viel arbeiten, danach aber nicht entspannen – das ist eine Lebensweise, die Spannungskopfschmerz unterhält“, sagt Ulrich Pulkowski. Hier kann man ansetzen und mehr Ruhe und Entspannung einbauen. Etwa durch Verfahren wie die Progressive Muskelrelaxation, bei der man bestimmte Muskelpartien bewusst anspannt – und dann loslässt.
Um Kopfschmerzen vorzubeugen, rät er zudem, regelmäßig Ausdauer- oder Krafttraining zu machen. Mindestens 30 bis 45 Minuten an drei Tagen pro Woche kann man sich vornehmen. Auch hier spielt eine Rolle, dass man durch Bewegung den Stress besser loslassen kann – und damit die Häufigkeit von Kopfschmerzen verringern kann.
Quelle: dpa