Eine laufende Infusion vor unscharfem Krankenhaushintergrund  © Kwangmoozaa / iStock / Getty Images Plus
Könnten frühzeitig angewandte Infusionen den Ausbruch von Typ-1-Diabetes verhindern?

Typ-1-Diabetes

HOFFNUNG FÜR KRANKE KINDER

Jedes Jahr erkranken über 3000 Kinder und Jugendliche an Diabetes Typ 1 – eine bis dato immer noch unheilbare Krankheit. Obwohl weltweit nach einer ursächlichen Therapie geforscht wird. Doch ein Meilenstein wurde nun in den USA erreicht.

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Auf der anderen Seite des Ozeans wurde kürzlich ein Medikament zugelassen, das den Ausbruch von Diabetes Typ 1 bei Kindern mit erhöhtem Risiko immerhin verzögern kann.

Teplizumab ist ein neuartiger Wirkstoff, der durch Infusion verabreicht wird. In Studien ist es durch Gabe des Antikörpers gelungen, bis zur Notwendigkeit einer Insulintherapie zwei bis drei Jahre Zeit zu gewinnen.

Ausbruch mit Ansage

Das nun neu zugelassene Arzneimittel Tzield® mit dem Wirkstoff Teplizumab bindet an die Immunzellen, die ansonsten die insulinproduzierenden Zellen angreifen würden und verzögert somit den Ausbruch von Typ-1-Diabetes, der mit einer ausfallenden Insulinproduktion einhergeht. Es ist zugelassen für Kinder ab 8 Jahren, die sich in Stadium 2 der Krankheitspathogenese befinden. Die Gabe der Infusionen erfolgt täglich, insgesamt für zwei Wochen. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Kopf- und Gelenkschmerzen, Übelkeit und Ausschläge. Weiter kann es zum Cytokin-Release-Syndrom kommen, das auch bei anderen Immuntherapien auftritt und unter anderem die Zahl der Leukozyten im Blut reduzieren kann. Daher kann die Abwehr kurzzeitig geschwächt sein.

Typ-1-Diabetes: Die Stadien der Pathogenese
Diabetes Typ 1, der auch juveniler, also Jugend-Diabetes genannt wird, kann theoretisch jede Person treffen. Fast 90 Prozent der Erkrankten haben keine engen Verwandten mit der Stoffwechselstörung. Lange bevor sich die ersten Symptome bemerkbar machen, bildet der Körper bereits Antikörper gegen die insulinbildenden Inselzellen der Bauchspeicheldrüse. Dieses Stadium 1 ist nur im Blut nachweisbar und verläuft ohne Symptome. Bei Fortschreiten der Erkrankung kommt es zu ersten messbaren Störungen des Glucosestoffwechsels (Stadium 2). Stadium 3 bedeutet den Ausbruch von Diabetes Typ 1 mit Ausfall der Insulinproduktion. Hier muss zwingend Insulin gespritzt oder eine Pumpe eingesetzt werden. Je jünger die Kinder beim Eintritt in Stadium 1 sind, desto schneller scheint die Erkrankung fortzuschreiten.

Hoffnungsträger oder Augenwischerei?

Kritiker können nun einwenden, dass lediglich eine Verzögerung des Ausbruchs von Diabetes Typ 1 erreicht werden kann. Doch auch Monate bis wenige Jahre, die ein Kind ohne die Belastungen der Insulintherapie leben kann, sind für betroffene Familien ein Gewinn. Weiter sagt eine an der Forschung in den USA beteiligte Wissenschaftlerin des Helmholtz-Instituts München: „Für uns ist das der Beginn einer neuen Therapie-Ära, aber natürlich noch nicht das Ende. Es wurde nun zum ersten Mal ein Medikament zugelassen, das an den Wurzeln der Erkrankung, also am Immunsystem, angreift.“ Prof. Anette-Gabriele Ziegler ist optimistisch, dass die Behandlung bald auch in Europa zugelassen wird.

Auch in Deutschland schreitet die Forschung voran. Das Helmholtz-Institut in München hat einen Bluttest entwickelt, mit dem zwei- bis zehnjährige Kinder auf Inselautoantikörper getestet werden können. Dazu ist nur ein Stich in den Finger nötig. Fällt der Test positiv aus, liegt das symptomlose Stadium 1 der Krankheit vor. Durch die frühe Diagnose erhofft man sich, schneller und besser behandeln zu können.

Weiter läuft in München eine Studie, bei der Kinder mit Stadium 1 täglich eine Kapsel mit Insulin schlucken. Diese soll über 12 Monate ähnlich wie bei einer Desensibilisierung bei Allergien wirken und das Fortschreiten der Autoimmunreaktion bremsen. Erste Erkenntnisse werden nächstes Jahr erwartet.

Quellen:
https://www.diabetologie-online.de/a/beginn-einer-neuen-aera-therapie-zur-vorbeugung-von-typ-diabetes-soll-noch-besser-werden-2456469
https://www.typ1diabetes-frueherkennung.de/41950.html
https://www.diabetologie-online.de/a/typ-diabetes-entwickelt-sich-in-verschiedenen-stadien-1732011
TZIELD™ (teplizumab-mzwv) is now approved
https://www.diabetes-news.de/nachrichten_archiv/2022/neues-medikament-verzoegert-typ-1-diabetes#:~:text=Mit%20dem%20Wirkstoffs%20Teplizumab%20k%C3%B6nnen,Typ%2D1%2DDiabetes%20zugelassen
https://www.fda.gov/news-events/press-announcements/fda-approves-first-drug-can-delay-onset-type-1-diabetes

 

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