Frau hält ASS-Tablette hoch© Jacob Wackerhausen / iStock / Getty Images Plus
Wie genau die Bildung von Metastasen durch ASS verhindert wird, untersuchte ein Team um Dr. Jie Yang von der University of Cambridge.

Neue Erkenntnisse

ASS VERHINDERT KREBS-METASTASEN

Metastasen sind für jeden an Krebs erkrankten Menschen eine tödliche Bedrohung. Denn meist sterben Krebserkrankte nicht am Primärtumor, sondern an zu spät entdeckten Metastasen. Die seit über 100 Jahren bekannte Acetylsalicylsäure (Aspirin®, ASS-Generika) könnte das vielleicht verhindern.

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Neu ist die Erkenntnis nicht, dass Aspirin® und ASS-Generika möglicherweise gegen Krebs wirksam sind oder zumindest das Krebsrisiko mindern können. Nun aber gibt eine Studie aus England erstmals einen Einblick, wie genau ASS die Bildung von Metastasen verhindert. Im Mausmodell ist dafür ein bestimmtes Molekül verantwortlich.

Sollten sich die Ergebnisse der Studien auf Menschen übertragen lassen, könnte ASS bei vielen Krebspatient*innen die Bildung gefährlicher Metastasen verhindern.

ASS macht Metastasen angreifbar

Wie genau die Bildung von Metastasen durch ASS verhindert wird, untersuchte ein Team um Dr. Jie Yang von der University of Cambridge. Die Forschenden fanden heraus: ASS sorgt in Mäusen dafür, dass Metastasen besser vom Immunsystem aufgespürt und vernichtet werden können. Die Wirkung von Aspirin® und seinen Generika gegen Krebs könnte auf seinem Wirkmechanismus beruhen.

Metastasen entstehen, wenn sich Krebszellen aus dem Primärtumor lösen und über das Blut wandern. Sie können sich dann zum Beispiel in lebenswichtigen Organen ablagern und so erneut Tumore bilden, die als Metastasen bezeichnet werden. Man sagt dann, der Krebs habe „gestreut“.

ASS hemmt das Enzym Cyclooxigenase-1 (COX-1), welches verschiedene Botenstoffe im Körper synthetisiert. Dazu zählt Thromboxan A2 (TXA2). Die Forschenden aus England haben entdeckt, dass TXA2 in Mäusen T-Zellen daran hindert, im Blut zirkulierende Krebszellen zu erkennen. Dadurch können sich leichter Metastasen bilden.

Verantwortlich für die Hemmung des Immunsystems und so für die erleichterte Bildung von Metastasen ist der Rho-Gunain-Nukleotid-Austauschfaktor 1 (RhoGEF1). Diese Substanz wird in ihrer Aktivität durch TXA2 gefördert und ist verantwortlich dafür, dass die T-Zellen sich weniger vermehren und nicht mehr richtig funktionieren. ASS verhindert die Bildung von TXA2 und damit die Wirkungen von RhoGEF1, weil es COX-1 zuverlässig ausschaltet. So kommt neben der bekannten schmerzstillenden und blutgerinnungshemmenden Wirkung von ASS auch noch eine gegen Metastasen hinzu.

Kann Aspirin wirklich Metastasen bei Krebs verhindern?

In Mäusen wirkte TXA2 nicht nur über den beschriebenen Weg immunsuppressiv und begünstigte so die Entstehung von Metastasen. Auch Stoffe, die vom Schwesterenzym der COX-1, COX-2, hergestellt werden, waren möglicherweise daran beteiligt. TXA2 hemmt außerdem wohl auch die Bildung von langlebigen Gedächtniszellen und sorgt dafür, dass T-Zellen schneller erschöpft sind. ASS kann also möglicherweise wirklich die Entstehung von Metastasen verhindern, weil es die Bildung von TXA2 wirksam blockiert.

Ganz neu ist die Wirkung von Aspirin® und seinen Generika gegen Krebs aber nicht. Es gibt zahlreiche Studien zu der Frage, ob die bewährte Substanz das Krebsrisiko mindert oder nicht. Die Ergebnisse schwanken, aber es gibt einige Hinweise, dass Aspirin® und seine Generika eine gewisse Wirkung gegen Krebszellen besitzen. Wermutstropfen bleiben aber.

ASS mag zwar wirkungsvoll gegen die Bildung von Metastasen sein und eine gewisse immunstärkende Wirkung besitzen. Leider weist sie aber zahlreiche Nebenwirkungen auf den Magen-Darm-Trakt und die Blutgerinnung auf, die ebenfalls berücksichtigt werden müssen. Vor allem ältere Krebspatient*innen sollten mit der Einnahme vorsichtig sein, zeigen Untersuchungen. Eine generelle Empfehlung kann nicht gegeben werden.

Die aktuelle Studie wird in der Fachwelt sehr positiv bewertet. Erstmals, so Experten, sei das Molekül TXA2 als Immunregulator erkannt worden. Es bleibt jetzt abzuwarten, ob der Aspirin®- Wirkstoff wirklich die Bildung von Metastasen bei an Krebs erkrankten Menschen verhindern kann.

Quellen:

https://www.pharmazeutische-zeitung.de/wie-ass-die-metastasierung-hemmt-153639/

https://www.doccheck.com/de/detail/articles/49046-anti-krebs-lifestyle-erst-mal-ne-aspirin-einschmeissen

https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ass-bei-aelteren-krebspatienten-koennte-mehr-schaden-als-nuetzen-119541/

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