Sprechstunde
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ IN DER PSYCHOTHERAPIE
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KI oder Mensch? Diese Frage wird immer schwerer zu beantworten. Egal ob Internetbewertung, Social-Media-Beitrag oder Kinderbuch: Immer mehr digitale Inhalte stammen nicht aus der Feder eines Menschen, sondern aus der einer Maschine. Künstliche Intelligenzen füllen immer mehr Bereiche unseres alltäglichen Lebens.
In einer aktuellen Studie gingen Forschende um den US-amerikanischen Psychologen Gabe Hatch der Frage nach, ob ein KI-Chatbot auch in der Paarberatung hilfreich sein könnte. 13 erfahrene Psychotherapeut*innen und der KI-Chatbot ChatGPT wurden mit 18 fiktiven Situationen aus der Paartherapie konfrontiert und die Reaktionen ausgewertet. 830 reale Personen erhielten diese Antworten und sollten entscheiden, ob sie vom Menschen oder einer Maschine stammen. Und natürlich auch, ob sie taugen.
KI nicht besser als Therapeut*in – außer in einem Aspekt
Ein Ergebnis überrascht nicht: Die Proband*innen konnten schlecht zwischen KI und Mensch unterscheiden. Insgesamt bewerteten sie die KI-generierten Antworten auch als wenig variabel. Echte, individuelle Hilfe liefert eben nur der zwischenmenschliche Kontakt. Dies spiegelte auch das Studienergebnis wider.
Doch in Bezug auf Empathie und kultureller Sensibilität überzeugte die KI eher als der Mensch. ChatGPT zeigte sich laut Autor*innen in seinen Antworten häufig unterstützend und validierend. Das bedeutet, dass sich die KI einer Kommunikationsform mit wertschätzender, nicht korrigierender Sprache bedient. Die menschlichen Bedürfnisse sollen so im Gespräch empathisch gespiegelt werden. Das kann zur eigenständigen Lösung des Problems beitragen, stellt aber nicht immer die optimale therapeutische Reaktion dar.
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KI künftig als Therapeut?
Therapie ist individuell. Und neben den Antworten zählen auch nonverbale Signale und die langfristige Beziehung, die Menschen mit Therapeut*innen im Laufe einer Therapie aufbauen. Das trägt maßgeblich zum Erfolg einer Therapie bei. Die Forschenden betonen auch, dass die Studienergebnisse keinesfalls eine komplexe, echte Psychotherapie abbilden können. Inwieweit eine KI künftig therapeutisch eingesetzt werden könnte, bleibt fraglich. Doch die Autor*innen könnten sich zumindest eine Ergänzung zur menschlichen Face-to-Face-Therapiesitzung vorstellen.
Quelle: www.spektrum.de/news/kuenstliche-intelligenz-ueberzeugt-als-paartherapeutin/2257979