Schwangere Frau mit Händen auf dem Bauch.© xmocb / iStock / Getty Images Plus
Meist klingen Beschwerden wie Übelkeit nach der 16. Schwangerschaftswoche wieder ab.

Repetitorium – Teil 3

SICHER ZU VERDAUUNGSPROBLEMEN IN DER SCHWANGERSCHAFT BERATEN

So herrlich erdend und erfüllend eine Schwangerschaft verlaufen kann, so lang ist die Liste der möglichen Beschwerden. Dank Hormonwirbel und Embryowachstum drückt es ab und an im Verdauungstrakt. Manche Frau ist gar monatelang von quälender Übelkeit und Erbrechen geplagt – so können Sie Ihren Kundinnen helfen.

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Oftmals kündigt sich eine Schwangerschaft schon vor dem Ausbleiben der Menstruation mit Übelkeit und Erbrechen an. In der Frühschwangerschaft sind diese Symptome keine Anzeichen für eine Krankheit. Vielmehr treten sie im Rahmen eines physiologischen Umstellungsprozesses auf, der in der Regel zeitlich begrenzt und für eine Schwangerschaft typisch ist

Bei vier von fünf Betroffenen dauern die Beschwerden etwa bis zur 16. Schwangerschaftswoche (SSW) an. Danach klingen sie in der Regel wieder allmählich ab, selten persistieren sie weit über das erste Trimenon hinaus. Treten Übelkeit und Erbrechen erst in der späteren Schwangerschaft auf, kann eine Gestose, früher auch als Schwangerschaftsvergiftung bezeichnet, die Ursache sein, bei der die Gesundheit von Mutter und Kind ernsthaft bedroht ist. In diesen Fällen muss sich die Betroffene möglichst schnell in gynäkologische Behandlung begeben.

Emesis und Hyperemesis gravidarum

Etwa jede zweite Schwangere ist von der klassischen Schwangerschaftsübelkeit (Emesis gravidarum) betroffen, vor allem morgens. Manche leiden aber auch den ganzen Tag darunter. Meist ist den Betroffenen übel und sie sind geruchsempfindlich, was das Unwohlsein noch verstärkt. 

Erbrechen muss nicht auftreten. Doch in Einzelfällen erbricht die Betroffene so stark, dass es zu erheblichen Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten kommt, die für Mutter und Kind lebensbedrohlich werden können. Die übersteigerte Form des Schwangerschaftserbrechens (Hyperemesis gravidarum) gehört in stationäre Behandlung, wo eine intravenöse Flüssigkeitszufuhr und parenterale Ernährung eingeleitet werden. Das sind die Anzeichen:

  • die Schwangere muss mehr als fünfmal pro Tag erbrechen,
  • sie erleidet einen Gewichtsverlust um mehr als fünf Prozent,
  • die Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme ist erschwert.

Ernährungs- und Entspannungstipps

In leichteren Fällen reichen einfache diätetische Maßnahmen zur Linderung aus. Bewährte Tipps können der Übelkeit entgegenwirken:

  • auf üppiges Essen verzichten,
  • mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt essen,
  • gleich morgens vor dem Aufstehen ein Brot oder einen Zwieback essen, dazu gesüßter Tee (bindet Magensäure und hebt den Blutzuckerspiegel an). 

Generell tut der Schwangeren Ruhe gut. Entspannungstechniken wie beispielsweise Yoga oder Progressive Muskelrelaxation wirken sich ebenso positiv auf die Schwangerschaftsübelkeit aus wie ausreichender Nachtschlaf und kleine Pausen zwischendurch. 

Mit Akupressur gegen Übelkeit

Entspannend kann auch Akupressur sein. Dafür drückt man all vier Stunden mit den eigenen Fingern auf den Akkupressurpunkt P6, der drei Finger breit oberhalb der Handgelenkbeugefalte liegt. Alternativ üben spezielle Akkupressurbänder mit einer Plastiknoppe gezielten Druck aus.

Vorsicht bei Ingwer

Ebenso kann warmer Kräutertee helfen. Vor allem wird der Genuss von Pfefferminztee (etwa vier bis fünf Tassen über den Tag verteilt) als magenberuhigend empfunden, aber auch Melissen- oder Kamillentee entspannen den Verdauungstrakt und wirken lindernd. 

Hebammen empfehlen gegen die Übelkeit in der Frühschwangerschaft zudem Ingwertee. Allerdings scheint die Diskussion über potenziell wehenfördernde sowie teratogene Eigenschaften des Ingwer-Wurzelstocks noch nicht abgeschlossen zu sein. Daher sollte Ingwer nur zeitlich begrenzt (zwei Wochen) und in niedrigen Dosierungen (ein bis zwei Gramm pro Tag, entspricht einer dünnen Scheibe Ingwer) zur Anwendung kommen.

Nur dann gilt er in der Schwangerschaft als unbedenklich. Praktisch bedeutet dies, dass die Schwangere täglich eine Tasse (150 bis 200 Milliliter (ml)) Ingwertee trinken darf. Alternativ können Kapseln mit Ingwerwurzelstockpulver eingenommen werden.

Auch wenn diese in Deutschland nicht gegen die Schwangerschaftsübelkeit zugelassen sind, kann ihr Einsatz Off-label während der Frühschwangerschaft (bis zur 16. SSW) erfolgen. Dabei sollte eine tägliche Dosis von vier Kapseln (entspricht einem Gramm Ingwerwurzelstockpulver) nicht überschritten werden.

Selbstmedikation gegen Übelkeit

Eine klassische Empfehlung, vor allem gegen die Übelkeit, ist Pyridoxin (Vitamin B6). Ein bewährtes Präparat gegen Schwangerschaftsübelkeit enthält neben Vitamin B6 noch die Vitamine B1 und B12. Die Kombination der verschiedenen B-Vitamine soll nicht nur gegen die Schwangerschaftsübelkeit wirken, sondern auch die Bildung roter Blutkörperchen anregen sowie das Immunsystem und die Nerven stärken.

H1-Antihistaminika mit und ohne Rezept

Nicht immer bringen naturheilkundliche Methoden ausreichende Linderung. Dann kann die gelegentliche Einnahme chemisch-synthetischer Mittel die Lösung sein. Klassiker sind die älteren sedierenden H1-Antihistaminika, die aber wegen ihrer möglichen kontraktionsfördernden Wirkung auf den Uterus im dritten Trimenon zu meiden sind. 

Als Mittel der ersten Wahl gilt Meclozin, da es wenig sedierend ist. Allerdings kann es nur aus dem Ausland importiert werden und ist damit rezeptpflichtig. Eine Alternative ist Doxylamin, das seit 2019 in Deutschland in Kombination mit Pyridoxin gegen Schwangerschaftsübelkeit als Kapseln zur Verfügung steht. Auch dafür benötigen die Schwangeren ein Rezept.

Neu seit Mai 2022 ist zudem ein – ebenfalls verschreibungspflichtiges – Präparat mit der gleichen Wirkstoffkombination, das aber in Tablettenform vorliegt und damit bei Übelkeit besser schluckbar sein soll. 

Diphenhydramin und Dimenhydrinat sind wirksame Alternativen, die der Schwangeren ohne Rezept zur Verfügung stehen. Während Diphenhydramin aufgrund seiner ausgeprägten sedierenden Wirkung nur als Schlafmittel vertrieben wird, findet sich Dimenhydrinat in Antiemetika verschiedener Darreichungsformen.

Alternativen, wenn nichts hilft

Versagen H1-Antihistaminika oder liegt eine besonders schwere Symptomatik vor, verordnet der Arzt entweder den Dopamin-Antagonisten Metoclopramid (MCP) oder den Serotonin-Antagonisten (5-HT3-Blocker) Ondansetron. Dabei ist Ondansetron hinsichtlich der Reduktion von Erbrechen MCP überlegen.

Sodbrennen – ein physiologisches Problem

Während die Schwangerschaftsübelkeit mit zunehmendem Schwangerschaftsverlauf nachlässt, stellt sich bei der Hälfte der Schwangeren in der fortgeschrittenen Schwangerschaft Sodbrennen durch Rückfluss (Reflux) von Magensäure ein.

Ursache für das Problem ist zum einen der zunehmende Platzbedarf des Ungeborenen. Gebärmutter und Kind drücken den Magen durch stetiges Wachstum im weiteren Verlauf der Schwangerschaft nach oben und begünstigen das Austreten von Magensaft. 

Zum anderen erschlafft durch die vermehrte Progesteronbildung in der Schwangerschaft der Ösophagussphinkter, also der Schließmuskel, der normalerweise den Magen zur Speiseröhre hin fest umgibt und damit ein Aufsteigen des sauren Magensafts verhindert. Die Beschwerden beginnen meist mit gelegentlichem Brennen hinterm Brustbein und saurem Geschmack im Mund.

Nähert sich der Geburtstermin, klagen die Betroffenen häufig über anhaltenden Reflux, der sogar nachts die Schwangere am Schlafen hindern kann. Nach der Geburt gehen die Beschwerden dann meist von allen wieder zurück.

Tipps bei Sodbrennen

Bei Sodbrennen empfiehlt es sich:

+ Lieber mehrere (vier bis fünf) kleinere, leichte Mahlzeiten über den Tag verteilt anstatt wenige große Portionen auf einmal zu essen. Vor allem abends sollten keine üppigen Mahlzeiten verzehrt und etwa drei Stunden vor dem Schlafengehen gar nichts mehr konsumiert werden.

+ „Säurelocker“ wie Kaffee, saure Fruchtsäfte, kohlensäurehaltige Getränke sowie süße, scharf gewürzte und fette Speisen zu meiden, da sie die Produktion von Magensäure ankurbeln. Stilles Wasser und ungesüßte Kräutertees sind hingegen als Getränke zu bevorzugen. Wenn Kaffee getrunken wird, dann empfiehlt es sich, röststoffarme, milde Sorten vorzugsweise zu den Mahlzeiten zu genießen.

+ Auch blähende Speisen vom Speisezettel zu streichen, da sie zu Überdehnungen des Magens und damit zur Schwächung des Ösophagusspinkters führen können.

+ Haferflocken, Kartoffeln, Weißbrot oder Zwieback zu verzehren, da sie überschüssige Säure binden können.

+ das Kopfteil des Bettes schräg zu stellen, um nachts mit erhöhtem Oberkörper schlafen zu können und damit Reflux von Magensäure zu minimieren.

Antazida als Mittel der Wahl bei Sodbrennen

Reichen nichtmedikamentöse Maßnahmen nicht aus, können magensäureneutralisierende Antazida wie Magaldrat und Hydrotalcit oder Aluminium-Saccharose-Sulfat (Sucralfat) die Beschwerden schnell lindern – zählen zu den Mitteln der ersten Wahl, da sie nicht systemisch wirken. Sie sind besonders empfehlenswert bei gelegentlichem Sodbrennen und leichten Beschwerden.

Aufgrund der guten Verträglichkeit eignen sie sich in der Schwangerschaft, auch wenn nicht alle Substanzen dafür eine Zulassung aufweisen. Antazida neutralisieren bereits innerhalb weniger Minuten überschüssige Magensäure. Dem schnellen Wirkeintritt steht allerdings die relativ kurze Wirkdauer von zwei bis vier Stunden gegenüber, sodass sie keine nachhaltige Beschwerdefreiheit erzielen.

Protonenpumpenhemmer als Alternative

Bei stärkeren oder anhaltenden Beschwerden kann der Arzt Protonenpumpenhemmer verschreiben. Sie hemmen die Magensäuresekretion am effektivsten. Dabei zählt Omeprazol in der Schwangerschaft zu den Mitteln der Wahl zur Therapie einer Refluxösophagitis oder zur Gastritisprophylaxe sowie im Rahmen einer Triple-Therapie zur Eradikation eines Helicobacter-pylori. Pantoprazol gilt als Alternative, wenn die Schwangere mehrere Medikamente einnehmen muss, da diese Substanz weniger Arzneimittelinteraktionen eingeht.

Ebenso eignen sich Alginate, von denen es sogar Präparate gibt, die sich bei Sodbrennen und saurem Aufstoßen explizit an Schwangere richten. Sie werden meist auch zu den Antazida gezählt, weisen aber ein etwas anderes Therapieprinzip auf. Sie hemmen die Säurewirkung nicht durch Neutralisation der Magensäure.

Vielmehr quillt Natriumalginat, ein pflanzlicher Stoff aus der Braunalge Laminaria hyperborea, bei Kontakt mit Magensäure zu einem stabilen Gelschaum, der sich als schwimmender Film auf den flüssigen Mageninhalt legt. Damit bildet sich eine Schutzbarriere, die mechanisch ein Aufsteigen des sauren Mageninhaltes in die Speiseröhre verhindert. Alginate liegen meist mit Antazida (diverse Carbonate) kombiniert vor. 

Verstopfung in der Schwangerschaft

Der erhöhte Progesteronspiegel während der Schwangerschaft lässt die Darmmuskulatur erschlaffen, sodass die Nahrung länger als üblich im Darm verweilt, wodurch dem Nahrungsbrei verstärkt Flüssigkeit entzogen wird (gesteigerte Wasserresorption). Hinzu kommt, dass der wachsende Uterus die Verdauungsorgane zur Seite drängt.

Zusammen führt das bei ungefähr jeder zweiten Schwangeren zur Verstopfung (Obstipation). Zudem können die während der Schwangerschaft häufig eingenommenen Eisenpräparate die Verdauungsprobleme begünstigen. 

Füll- und Quellmittel 1. Wahl bei Obstipation

Bevor Medikamente eingesetzt werden, ist eine ballaststoffreiche Ernährung, ausreichende Zufuhr an Flüssigkeit und vermehrte Bewegung anzustreben. Greifen diese Maßnahmen nicht, kommen zuerst Füll- und Quellmittel wie beispielsweise Leinsamen, indischer Flohsamen oder Weizenkleie in Betracht. Ihre Anwendung ist in der Schwangerschaft unbedenklich und sie helfen auch bei Hämorrhoiden, die häufig mit Verstopfung vergesellschaftet sind, den Stuhl weich zu halten. 

Vorsicht bei Phytos

Nicht geeignet sind pflanzliche Präparate wie Sennesblätter, Faulbaumrinde oder Aloe. Auch wenn die Anthrachinon-haltigen Phytos keine teratogene Wirkung aufweisen, so können sie die Uterusmuskulatur stimulieren und damit das Risiko für einen Abort erhöhen. Einläufe (Klistiere) sollten wegen ihres wehenfördernden Effektes im letzten Drittel der Schwangerschaft unterbleiben. Auch Rizinusöl kann die Wehentätigkeit anregen und sollte daher ebenfalls nicht im dritten Trimenon zum Einsatz kommen.

Bei der Abgabe sollte allerdings der Hinweis auf eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit nicht fehlen, damit sie nicht im Darm verklumpen. Tritt auch damit keine Besserung ein, gilt Lactulose als Mittel der Wahl, alternativ kann Macrogol die Verdauung regulieren. Aber auch Laxanzien wie Bisacodyl und Natriumpicosulfat sind in der Schwangerschaft für den kurzfristigen Einsatz geeignet.

Ein guter Tipp ist auch Magnesium. Es wird häufig in der Schwangerschaft gegen Krämpfe verwendet und zeigt in höheren Dosierungen einen laxierenden Effekt durch die Aktivierung der Darmmuskulatur.

Homöopathische Optionen bei Verdauungsbeschwerden

Klassiker bei Schwangerschaftsübelkeit sind

  • Colchicum (überempfindlich gegen Gerüche, Übelkeit und Brechreiz schon beim Anblick von Speisen),
  • Sepia (Übelkeit und Erbrechen gleich nach dem Aufwachen, Verlangen nach Saurem),
  • Ipecacuanha (dauernde Übelkeit und Erbrechen, Erbrechen bringt keine Erleichterung),
  • Nux vomica (morgentliche Übelkeit besonders nach dem Essen, Erbrechen bringt Erleichterung). 

Hier finden Sie alternative Therapieoptionen gegen Schwangerschaftsbeschwerden mit Schüssler-Salzen.

Gegen Sodbrennen helfen

  • Iris (plötzliche, anfallsartige Beschwerden mit saurem Erbrechen und starkem Speichelfluss),
  • Capsicum (häufiges Aufstoßen, schlechter Mundgeruch, brennende Schmerzen im Magen und hinterm Brustbein),
  • Robinia (saures Aufstoßen und saures Erbrechen mit dem Gefühl, als seien die Zähne stumpf, verbunden mit Blähungskoliken),
  • Nux vomica (krampfartige Magenschmerzen mit Sodbrennen).

Bei Verstopfung haben sich

  • Lycopodium (vergeblicher Stuhldrang, mit Blähungen und Bauchkoliken),
  • Nux vomica (krampfartige Verstopfung, vergeblicher Stuhldrang mit ungenügender Entleerung),
  • Opium (lähmungsartige Verstopfung),
  • Sepia (wenig Stuhldrang, Gefühl einer Kugel im Darm) bewährt. 
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