Hamsterkäufe
KINDERARZNEIMITTEL REICHEN, WENN NICHT GEHORTET WIRD
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Wenn es nach Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach geht, dann sollen sich die Sorgen und das Chaos vom vergangenen Winter bei Kinderarzneimitteln nicht wiederholen. Nach einem Treffen mit Vertretern von Industrie, Ärzteschaft und Apothekern am 14. September in Berlin legte er einen 5-Punkte-Plan vor und sagte: „Wir können Engpässe nicht komplett ausschließen. Aber wir sind deutlich besser aufgestellt als im letzten Jahr.“
Die Produktion von Schmerzmitteln und Fiebersäften wurde demnach „deutlich gesteigert, um bis zu 100 Prozent“. Diese und Antibiotika für Kinder sollten Eltern deshalb bei Bedarf zuverlässig bekommen. Aber nur, „wenn nicht gehortet wird“.
Mehr Spielraum für Apothekenteams
Man sei „stark auf die Leistungen der Apotheker angewiesen“, so der Minister. Diese hätten im letzten Winter „eine hervorragende Leistung“ erbracht. Ab Herbst sollen sie nun erweiterte Befugnisse erhalten:
- Der Austausch von Kinderarzneimitteln der Dringlichkeitsliste soll ausgeweitet und erleichtert werden. „Darreichungsformen können verändert werden, Produkte selbst hergestellt werden. Das kann stattfinden, ohne dass die Ärzte angerufen werden müssen“, erläuterte Lauterbach. .
- Für den Austausch von Darreichungsformen und die Herstellung von Rezepturen soll eine Retaxation ausgeschlossen werden.
Die vorgesehenen Befugnisse für Apothekenteams sollen rasch gesetzlich verankert werden. Geplant ist dies als Anhang zum Pflegestudiumstärkungsgesetz. Dessen erste Lesung im Deutschen Bundestag ist am 22. September angesetzt.
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Apotheken an der Belastungsgrenze
ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening sagte, dass man gemeinsame Lösungen präsentiere, sei nicht selbstverständlich. Sie sprach damit die Auseinandersetzungen mit dem Minister um Apothekenhonorare und wegen Apothekenschließungen an. Und ergänzte: „Die Apothekenteams sind an der Belastungsgrenze.“ Aber: „Wir sehen es als unsere Verpflichtung an, Lösungen zu finden.“
Weitere Punkte des Plans:
- Kinder- und Hausärzte sollen an Eltern appellieren, keine unnötigen Medikamentenvorräte anzulegen.
- Festbeträge bei dringlichen Kinderarzneimitteln bleiben weiter ausgesetzt, Aufzahlungen der Eltern werden vermieden. Rabattverträge für Kinderarzneimittel werden ausgeschlossen. Ebenso wird in diesem Bereich eine Beanstandung in Wirtschaftlichkeitsprüfungen für die Ärztinnen und Ärzte ausgeschlossen.
- Mit den Pharmaunternehmen zusammen will der Bund eng getaktet die jeweilige Situation analysieren. Sind trotz allem Engpässe zu befürchten, sind zusätzliche Importe vorgesehen.
- Die Bundesregierung unterstützt mit allen beteiligten Akteuren eine „sachlich-realistische Kommunikation“.
Quelle:
Pressemitteilung vom Bundesministerium für Gesundheit„5-Punkte-Plan des BMG zur Sicherung der Versorgung mit Kinderarzneimitteln im Herbst/Winter 2023/24“, 14. September 2023, Berlin. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/A/Arzneimittelversorgung/5-punkte-plan_kinderarzneimittel_2023-09-14.pdf