Metallrohre; eckig und rund in verschiedenen Größen© BildWerk / iStock / Getty Images Plus
Eisenpräparate gibt es in vielen Formen, aus verschiedenen Quellen in unterschiedlichen Oxidationsstufen. Doch das unübersichtliche Sortiment ist nicht der einzige Grund, warum Kunden nicht eigenmächtig Eisen supplementieren sollten.

Eisenmangel

EISENPRÄPARATE STÖREN DAS DARM-MIKROBIOM

Mehr als zwei Milliarden Menschen weltweit leiden Schätzungen zufolge unter Eisenmangel. Eisenpräparate führen oft zu Verstopfung. Forscher haben nun eine mögliche Ursache entdeckt – und die könnte dem Darm noch auf eine andere Art schädigen.

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Eisenmangel gibt es nicht nur in Entwicklungsländern, wo bisweilen 40 Prozent der Bevölkerung betroffen sind. In den Industrienationen leiden vor allem Vegetarier und Veganer, Schwangere, junge Frauen und Leistungssportler darunter. Oft verursachen die zur Behandlung verwendeten Eisenpräparate aber Probleme wie Verstopfung und Übelkeit.

Die Werbung ist voll von Eisenpräparaten. Doch neue Erkenntnisse zeigen: lieber keine Do-It-Yourself-Behandlung, denn der Darm kann Schäden davontragen.

Eisenpräparate verdrängen „gute“ Bakterien

Mehrere wissenschaftliche Arbeiten kommen zu dem Schluss, dass Eisenpräparate Einfluss auf unsere Darmbakterien haben könnten. Ein hoher Anteil an freiem Eisen im Darmlumen verursacht nicht nur lästige Beschwerden wie Übelkeit, Verstopfung, Bauchschmerzen oder Durchfall, sondern kann auf Dauer schwere Schäden auslösen.

Die Ursache ist möglicherweise die unkontrollierte Vermehrung von Bakterien, die Eisen verstoffwechseln können. Durch hohe Eisenkonzentrationen im unteren Teil des Darms werden so wichtige Lactobazillen und Bifidobakterien verdrängt, die nicht zur Verstoffwechslung von Eisen in der Lage sind. Das kann das Darm-Mikrobiom aus dem Gleichgewicht bringen und zahlreiche Beschwerden auslösen.

Sogar Darmkrebs als mögliche Folge einer dauerhaft erhöhten Eisenkonzentration steht im Raum. Die genauen Zusammenhänge müssen aber noch weiter erforscht werden.

Weiter besteht der Verdacht, dass erhöhte Eisenkonzentrationen das Wachstum Methan-bildender Bakterien fördern. Das Gas hemmt die Darmbewegung, wodurch die typische Obstipation entsteht. So vermuten es unter anderem Wissenschaftler am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf.

Wozu benötigen wir Eisen?

  • Rund 75 Prozent des Eisens braucht unser Körper für die Herstellung des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin,
  • weitere 10 bis 20 Prozent speichert er als Ferritin.
  • 5 bis 15 Prozent allerdings beanspruchen eisenabhängige Enzyme für sich, und zwar für die Energiegewinnung, im Neurotransmitterstoffwechsel, der Hormon- und DNA-Synthese, im Immunsystem und bei der Entgiftung.

Eisen aus Nahrungsmitteln

Da Eisen pflanzlicher Herkunft meist dreiwertig ist, wird es schlechter resorbiert als das zweiwertige aus tierischen Produkten. Und weil vegane und vegetarische Ernährung so beliebt ist, treten Eisenmangelerscheinungen immer häufiger auf.

Unser Körper begrenzt die Aufnahmequoten zudem evolutionsbedingt auf 5 bis 20 Prozent; wahrscheinlich, um sich vor einer Vergiftung zu schützen. Denn zu viel Eisen kann zu Leberschäden und sogar zum Tod führen.

Symptome eines Eisenmangels machen sich meist erst bemerkbar, wenn als letztes der Nachschub für die Blutbildung ins Stocken gerät.

Keine eigenmächtige Eisen-Einnahme

Das Bundesinstitut für Risikobewertung rät von einer Eisen-Supplementierung ohne ärztliche Kontrolle ab. Die Vielzahl der auf dem Markt befindlichen Produkte macht es schwer, einen Überblick zu erhalten. Zudem unterscheiden sich die Resorptionsraten von oral zugeführtem Eisen je nach Nahrungsquelle und Oxidationsstufe.

Genaue Empfehlungen für ein bestimmtes Eisenpräparat gestalten sich also schwierig, weil viele Faktoren eine Rolle spielen. Die Einnahme bestimmter Medikamente wie Protonenpumpenhemmer kann die Eisenaufnahme bremsen. Einfluss haben außerdem das Alter, Schwangerschaft, die körperliche Aktivität und mögliche Vorerkrankungen des Darms.

An besonderen Darreichungsformen auf Nanopartikelbasis wird noch geforscht. Für eine erfolgreiche Therapie von Eisenmangelerkrankungen braucht es also oft mehrere Versuche, bis eine verträgliche und wirksame Therapie gefunden wird. Keinesfalls sollten Betroffene auf eigene Faust behandeln, sondern immer ein Arzt zu Rate ziehen.

Quellen:
https://www.doccheck.com/de/detail/articles/45793-eisen-praeparate-stiften-chaos-im-darm
Iona Gabriela Rusu et al.: „Iron Supplementation Influence on the Gut Microbiota and Probiotic Intake Effect in Iron Deficiency—A Literature-Based Review”, Nutrients, 4. Juli 2020. https://www.mdpi.com/2072-6643/12/7/1993

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