Symbolbild HIV© Devenorr / iStock / Getty Images Plus
Forschende haben nach Anzeichen für ein früheres Altern von HIV-Betroffenen gesucht.

Zellprozesse

LÄSST HIV DEN KÖRPER SCHNELLER ALTERN?

Das HI-Virus beschleunigt womöglich den Alterungsprozess. Laut einer britischen Studie liegt nahe, dass trotz der Effizienz moderner antiretroviraler Therapien altersabhängige Erkrankungen bei Menschen mit dem Human Immundeficiency Virus früher auftreten.

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Endlich ist eine Therapie gegen das Virus gefunden, das in den 80er-Jahren als AIDS Angst und Schrecken verbreitete. Dank der breiten Verfügbarkeit hoch wirksamer Medikamente hat sich die Lebenserwartung von HIV-Patienten in Industrienationen der von Menschen ohne HIV angenähert.

Allerdings stellt die Infektion, auch wenn sie medikamentös eingestellt ist, eine Belastung für das Immunsystem dar. Der immunologische Dauerstress könnte Alterungsprozesse beschleunigen.

Forscher der Universität Birmingham überprüften dazu Einträge in der Forschungsdatenbank IQVIA, die für die britische Bevölkerung repräsentativ ist. Sie suchten in den Jahren zwischen 2000 und 2020 nach Erwachsenen, die HIV-infiziert waren und zu Studieneintritt weder eine kardiovaskuläre Erkrankung und chronische Nierenerkrankungen hatten noch unter erhöhtem Blutdruck und Diabetes Typ 2 litten.

Die altersmäßig vergleichbare Kohortengruppe ohne HI-Virus wurde ebenso auf diese Erkrankungen durchleuchtet.

Typische Alterskrankheiten kommen früher

Das Ergebnis: HIV-Infizierte entwickelten durchschnittlich mit 54,5 Jahren und damit gut zwei Jahre früher als nicht Infizierte (diese mit 56,8 Jahren) eine kardiovaskuläre Erkrankung wie die periphere arterielle Verschlusskrankheit, Schlaganfall, Herzinfarkt, eine koronare Herzkrankheit (KHK) oder Herzinsuffizienz.

Auch Bluthochdruck trat früher auf: mit 49,7 Jahren statt mit 51,4. Bei Typ-2-Diabetes und chronischer Nierenerkrankung gab es hingegen keinen Unterschied im Alter. Bei Nicht-Infizierten blieb die Krankheitslast der Nieren allerdings gleich, bei den anderen stieg sie kontinuierlich.

Den früheren Beginn von kardiovaskulären Erkrankungen und Hypertonie werteten die Autoren als Zeichen für ein vorgezogenes Altern bei HIV-infizierten Menschen genauso wie die steigende Krankheitslast der Nieren.

Allerdings ist der Effekt auch nicht übermäßig stark; so erkranken etwa Raucher durchschnittlich zehn Jahre vor Nichtrauchern an einer KHK, bilanzieren die Autoren.

Zellen stellen ihre Teilung eher ein

Seneszenz der Zellen: Das HI-Virus im Körper bewirkt, dass Mikroorganismen aus dem Gastrointestinaltrakt verstärkt systemisch aufgenommen werden, was wiederum eine dauerhafte Aktivierung des Immunsystems zur Folge hat.

HIV führt außerdem dazu, dass Zellen aufgrund ihres Alters die Teilung irgendwann einstellen (Seneszenz). All diese Vorgänge laufen bei Menschen ohne HIV-Infektion auch ab, aber eben erst später.

Die Überlegungen erscheinen zwar plausibel, doch sie erfahren eine wichtige Einschränkung: Vielleicht ist es gar nicht die Krankheit selbst, sondern es ist die Behandlung, die aufgrund ihrer Nebenwirkungen den Körper schneller altern lässt. Ob also die HIV-Infektion an sich oder aber ihre Therapie für die beobachteten Unterschiede verantwortlich ist, muss letzten Endes (noch) offen bleiben. 

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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