Escherichia coli © EzumeImages / iStock / Getty Images Plus
Mit der neuen Methode konnten bereits bei Mäusen angesiedelte Escherichia coli-Bakterien erfolgreich verdrängt werden.

Schutz

BEIM IMPFEN UNTERSTÜTZEN DARMBAKTERIEN

Sich impfen zu lassen, kann viel Ärger ersparen, und unsere Darmbakterien sind für unsere Abwehr unverzichtbar. All das ist nichts Neues. Eine Schluckimpfung könnte bald aber zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

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Darmbakterien sind meist nützliche Keime. Unter ihnen finden sich aber auch solche, die uns krank machen, wie Salmonellen. Ist das Immunsystem geschwächt oder nimmt die Zahl der Schädlinge überhand, gibt es Probleme. Forschende arbeiten gerade daran, dass man sich in Zukunft gegen solche Keime impfen kann. Nützliche Darmbakterien sollen dabei helfen, dass der Schutz auch hält.

Forschende aus der Schweiz und aus England arbeiten zusammen und fanden heraus, dass man Mäuse gegen bestimmte Salmonellen impfen kann. Spezielle Darmbakterien verbessern die Wirkung. Gilt das auch für Menschen?

Impfen plus Darmbakterien gleich langwirksamer Schutz

Ein internationales Team konnte zeigen, dass man Mäuse besser gegen Salmonellen impfen kann, indem man gezielt gute Darmbakterien mit dem Impfstoff kombiniert. Emma Slack, Professorin an der Eidgenössischen Hochschule Zürich und der Universität Oxford, arbeitete zusammen mit Médéric Diard vom Biozentrum der Universität Basel und weiteren internationalen Forschenden. Sie kombinierten eine Schluckimpfung gegen einen bestimmten Salmonella-Stamm mit einem gezielt ausgewählten, gutartigen Bakterium. Dieses machte den Salmonellen die Nahrung streitig und hungerte sie aus. Es gelang so, die Mäuse wirksamer zu impfen als ohne die nützlichen Darmbakterien. Anschließender Kontakt mit Salmonellen verhinderte eine Infektion besser als bei Mäusen, die lediglich den Impfstoff erhalten hatten.

Die Kombination aus Impfung und nützlichen Bakterien verhinderte aber nicht nur eine Besiedlung mit Salmonellen. Mit der Methode, die Mäuse zu impfen und parallel Darmbakterien zu verabreichen, konnten auch bereits angesiedelte Escherichia coli-Bakterien erfolgreich verdrängt werden. Was macht den Ansatz so wirksam?

Es sei ein bisschen wie beim Gärtnern, meinen die Autor*innen der Studie.

Beim Impfen auch nützliche Darmbakterien zu verabreichen, vergleichen sie mit Unkrautjäten. Bleibt der Platz frei, an dem das Unkraut gestanden hat, kommt es bald zurück. Pflanzt man an die Stelle aber eine andere Pflanze, verdrängt diese das Unkraut auch weiterhin. Gleiches gilt, wenn man beim Impfen der Mäuse nützliche Darmbakterien „sät“, die dann die Stelle im Mikrobiom einnehmen, wo vorher ein Problemkeim wuchs.

Methode auch bei Mikroben im Darm mit Resistenzen

Damit die Methode wirkt, müssen die Stämme, die beim Impfen verabreicht werden, gut ausgewählt werden. Darmbakterien wachsen an verschiedenen Bereichen des Darms unterschiedlich gut. Über Gentechnik können die Forschenden gezielt Keime erschaffen, die unter denselben Bedingungen wachsen wie der, gegen den man impfen will. Den so erschaffenen Darmbakterien fehlen aber die krankmachenden Eigenschaften. Man kann die Keime, die beim Impfen unterstützen, aber auch aus Darmbakterien aussuchen, die natürlicherweise vorkommen.

Das Team hat gezielt eine Mischung aus drei natürlich vorkommenden E. coli-Arten verwendet. Durch das Impfen in Kombination mit nützlichen Darmbakterien gelingt es, die Krankheitserreger erfolgreich zu verdrängen und langfristig die Lücke im Mikrobiom zu füllen. Das sichert den Schutz. Das Beste daran: Die Methode hilft auch gegen Mikroben im Darm, die eine Resistenz gegen Antibiotika haben.

Bisher gelang es nur, Mäuse erfolgreich mit der Kombination zu impfen.

Die Darmbakterien verbesserten den Schutz, allerdings wurden nur Modellkeime untersucht und keine krankmachenden Salmonellen. Das steht noch aus. Gelingt es außerdem, den Erfolg auf Menschen zu übertragen, könnte man sich in Zukunft vor Fernreisen gegen am Zielort vorkommende Keime impfen lassen. Nützliche Darmbakterien und Impfstoff könnten dann in einer Kapsel geschluckt werden. Außerdem lässt sich mit dem Ansatz auch gegen Mikroben vorgehen, die im Darm leben und bereits eine Resistenz gegen Antibiotika besitzen.

Der Antibiotikaverbrauch, der in vielen Ländern nach wie vor zu hoch ist, befeuert die Resistenzbildung seit Jahren. Gelingt es, Pathogene gezielt zu verdrängen, könnte das Entspannung bringen. Gegen potenzielle Problemkeime kann man dann nicht nur wirksam impfen, mit nützlichen Darmbakterien lassen sich auch Mikroben im Darm bekämpfen, die Resistenzen besitzen.

Quelle: https://idw-online.de/de/news850102

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