ein sitzender Schokoladenhase und 8 kleine Schokoladeneier© Svetlana-Cherruty/iStock/Getty Images Plus
Wie lange der Schokohase bei Ihnen noch überlebt, könnte auch davon abhängen, ob Sie Ibuprofen eingenommen haben.

Süß

ALTER WIRKSTOFF, NEUE WIRKUNG: IBUPROFEN GREIFT IN ZUCKERSTOFFWECHSEL EIN

Auch bei altbekannten Wirkstoffen gibt es immer wieder Neuigkeiten. So dämpft Ibuprofen einer neuen Studie zufolge die Lust auf Süßes und könnte so vor der Entstehung von Stoffwechselerkrankungen wie Typ-2-Diabetes schützen.

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Ibuprofen gibt es mit 400 Milligramm pro Tablette frei verkäuflich, ein regelrechter Dauerbrenner in der Apotheke. Die meisten Menschen nehmen Ibuprofen gegen Schmerzen oder Entzündungen ein, zum Beispiel begleitend zu einem Infekt. Eine neu entdeckte Nebenwirkung des Schmerzmittels lässt nun auf ein ganz neues Einsatzgebiet hoffen.

Menschen, die dauerhaft auf Ibuprofen angewiesen sind, zeigten bislang nicht erklärbare Phänomene. Frühere Studien erkannten bereits, dass die Einnahme von Ibuprofen mit einem geringeren Risiko für Diabetes, Alzheimer und Darmkrebs verbunden ist. Die Mechanismen, die dahinter liegen, sind allerdings nicht bekannt. Hier könnten wir nun einen Schritt weiter sein.

Ibuprofen hemmt Lust auf Süß

US-Forschende um Professor Paul Bresin von der Rutgers University zeigen sowohl in Zellstudien als auch am Menschen, dass bereits geringe Dosen Ibuprofen den Geschmack „süß“ abschwächen können. Nehmen Sie eine Tablette gegen Kopfschmerzen ein, tritt der neu entdeckte Effekt also schon ein – und Glucose, Fruchtzucker sowie Süßstoffe schmecken weniger süß. Andere Geschmackssinne bleiben dabei unberührt.

Der Grund: Ibuprofen hemmt die TAS1R2- und TAS1R3-Rezeptoren, die uns süß schmecken lassen. Die Rezeptoren sitzen nicht nur auf der Zunge, sondern finden sich unter anderem im Magen, im Darm, im Fettgewebe oder der Bauchspeicheldrüse. Dort lassen sie uns natürlich nicht süß schmecken, sondern sind an der Blutzucker-Regulation beteiligt.

So steuern sie nicht nur die Wahrnehmung von Süßem, sondern auch die Aufnahme von Glucose aus der Nahrung ins Blut beziehungsweise ins Fettgewebe, aber auch beispielsweise die Insulinsekretion.

Bald Ibuprofen gegen Diabetes?

Über die Hemmung von TAS1R2 und TAS1R3 könnte Ibuprofen also regulatorisch auf den Zuckerstoffwechsel wirken und so Stoffwechsel-Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes vorbeugen. Frühere Studien liefern bereits den Ansatz dazu. Dreimal täglich 600 Milligramm Ibuprofen ließen den Blutzuckerspiegel von Typ-2-Diabetiker*innen um durchschnittlich 20 Milligramm pro Deziliter sinken. Die TAS1R2- und TAS1R3-Hemmung liefert eine mögliche Erklärung für die Stoffwechsel-Auswirkungen von Ibuprofen.

Von der vorbeugenden Einnahme von Ibuprofen sollten Sie jedoch abraten. Die Langzeiteinnahme des Schmerzmittels birgt unter anderem ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Magen-Darm-Probleme.

Weitere Studien könnten aber die Möglichkeit eröffnen, Ibuprofen oder andere NSAR wie Naproxen, das in der Studie den gleichen Effekt zeigte, künftig zur Prävention oder Behandlung von Stoffwechsel-Krankheiten einzusetzen.

Quelle: Emily C. Hanselman, Caroline P. Harmon, Daiyong Deng, Sarah M. Sywanycz, Lauren Caronia, Peihua Jiang, Paul A. S. Breslin: “Ibuprofen inhibits human sweet taste and glucose detection implicating an additional mechanism of metabolic disease risk reduction”, British Journal of Pharmacology, 25. Februar 2025. https://doi.org/10.1111/bph.70004

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