Ursachenerforschung
NEBENWIRKUNG: TROCKENE HAUT
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Haut wird trocken, wenn im Körper nicht genug Wasser vorhanden ist um die Haut damit zu versorgen, wenn die Haut die Feuchtigkeit nicht ausreichend binden kann oder wenn der transepidermale Wasserverlust erhöht ist. Das kann an Umweltfaktoren liegen, aber auch an Grunderkrankungen oder den Arzneimitteln, die eingenommen werden müssen.
Wenn Sie an Hauterkrankungen, die mit trockener Haut einhergehen, denken, kommen Ihnen wahrscheinlich als erstes die Neurodermitis oder die Psoriasis in den Sinn. Aber auch bei der perioralen Dermatitis sorgen die gestörte Hautbarriere und die Entzündungen für einen erhöhten Wasserverlust und eine geringere Wasserbindekapazität. Bei Ichthyosen ist die Verhornung der Haut gestört, es bilden sich größere Schuppen, weil abgestorbene Hautzellen nicht abgeschilfert werden oder weil nicht genug neue Hautzellen gebildet werden.
Trockene Haut durch Stoffwechselerkrankung
Auch Stoffwechselerkrankungen beeinflussen den Wasserhaushalt und damit den Wassergehalt der Haut. Bei Diabetes etwa scheidet der Körper vermehrt Wasser über den Urin aus. Außerdem arbeiten die Talgdrüsen der Haut oft nur eingeschränkt. Dem Hautschutzfilm fehlt also Fett, um den transepidermalen Wasserverlust gering zu halten. Langanhaltend hohe Blutglucosewerte schädigen die kleinen Blutgefäße, die unsere Haut eigentlich mit Wasser und Nährstoffen versorgen sollen.
Denken Sie auch an Ihre Krebspatienten
Hautzellen erneuern sich schnell, gerade einmal 28 Tage dauert es von der Teilung der Basalzelle in der Epidermis bis sie als tote Hornzelle abgeschilfert wird. Entsprechend leidet die Haut auch unter Therapien, die sich gezielt gegen schnellteilende Zellen richten: Chemotherapie und Bestrahlung.
Sicherlich gibt es oft dringlichere Nebenwirkungen, die Krebspatienten behandeln möchten: Schmerzen, Übelkeit und ein trockener Mund etwa. Die Haut kann dann schnell in den Hintergrund treten. Viele Angehörige oder auch Betroffene selbst, wenn sie zwischen den Behandlungsintervallen die Apotheke aufsuchen, sind jedoch froh um Ihren Rat, wenn es darum geht, sich mit so einfachen Mitteln wie einer guten Pflegelotion etwas Wohlbefinden zu verschaffen.
Auch die systemischen Effekte, die die Schilddrüse auf den Stoffwechsel ausübt, beeinflussen den Wassergehalt des Körpers. Bei einer Unterfunktion begünstigen die heruntergeregelte Thermogenese und die Vasokonstriktion eine trockene Haut. Zudem besitzen die Haut und die Hautanhangsgebilde eigene Rezeptoren für Schilddrüsenhormone, sodass eine Unterfunktion auch ohne den Umweg über den Stoffwechsel zu trockener Haut (und sprödem Haar) führen kann.
Nicht zuletzt können Magen-Darm-Erkrankungen den Wasser- und Elektrolythaushalt durcheinanderbringen. Bei chronisch Betroffenen, die regelmäßig erbrechen müssen oder Durchfall haben, kann sich das in der Haut widerspiegeln.
Gestörte Durchblutung verhindert Wassertransport
Bei Gefäßerkrankungen wie der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit oder der chronisch venösen Insuffizienz leidet die Durchblutung und damit auch der Wassertransport, besonders in den Extremitäten. Das allein begünstigt trockene Haut. Hinzu kommen die Kompressionsstrümpfe, die bei Venenleiden die Beine entstauen. So sinnvoll sie sind, das enganliegende Gewebe trocknet die Haut weiter aus, indem es Hautschüppchen vermehrt abschilfert und den schützenden Talgfilm abträgt.
Mehr zu den Hintergründen trockener Haut und Tipps zur Abhilfe
Den seelischen Zustand an der Haut ablesen
Psychische Erkrankungen zeigen sich oft in körperlichen Symptomen. Auch die Haut ist davon betroffen. Essstörungen zum Beispiel können trockene Haut begünstigen, wenn die Betroffenen mangelernährt sind oder durch Erbrechen Wasser verlieren.
Depressionen und Stress schwächen das Immunsystem, auch in der Hautbarriere.
Auch Zwangsstörungen wie Wasch- oder Putzzwänge gehen oft mit trockener, gereizter Haut einher, weil der Hautschutzfilm häufig abgetragen wird und sich zwischenzeitlich nicht erneuern kann. Und Depressionen und Stress schwächen das Immunsystem, auch in der Hautbarriere.
Trockene Haut als Nebenwirkung
Nicht nur Erkrankungen liefern Ihnen einen Berührungspunkt mit den Ursachen trockener Haut. Auch Arzneimittel können als unerwünschte Wirkung die Haut beeinflussen. Bei Diuretika, den entwässernden Mitteln, steckt der Wasserverlust schon im Namen. Das sollten Kunden idealerweise ausgleichen, indem sie viel trinken.
Auch Laxanzien können Wasser aus dem Körper schleusen. Idealerweise dosiert man sie natürlich so, dass sie lediglich eine Verstopfung ausgleichen. Im Übermaß angewendet verliert der Körper aber Wasser, das der Haut dann fehlt.
Einige Arzneimittel, die typischerweise ältere Kundinnen und Kunden einnehmen, können sich unerwünscht auf die Haut auswirken. Dazu gehören unter anderem
- ACE-Hemmer,
- Antiarrhythmika,
- orale Antidiabetika,
- Betablocker,
- Calciumantagonisten,
- Herzglykoside,
- Lipidsenker
- und die bereits erwähnten Diuretika.
Da die Haut sich im Alter langsamer erneuert und schlechter durchblutet wird, neigen Senioren ohnehin eher zu trockener Haut als jüngere Kundengruppen.
Die Beratung in der Apotheke
Die Rezeptbelieferung ist ein guter Zeitpunkt, um sich nach dem Hautzustand zu erkundigen. Zu den jüngeren Personengruppen, die trockene Haut als Nebenwirkung kennen, gehören die Vitamin-A-Säure-Anwender. Zu den typischen Tretinoin-Nebenwirkungen gehört eine gereizte, schuppende, trockene Haut. Hier gilt jedoch nicht die Devise, einen schützenden Fettfilm auf der Haut aufzubauen um die Feuchtigkeit im Inneren zu halten.
Schließlich wird Tretinoin gegen Akne eingesetzt und Ziel der Therapie ist es unter anderem, dass die Haut weniger talgig wird. Eine leichte, rein feuchtigkeitsspendende Pflege ohne reizende Inhaltsstoffe ist hier genau richtig. Denken Sie bei Ihrer Empfehlung auch an eine entsprechende Lippenpflege, denn die Lippen werden unter Tretinoin oft besonders trocken.