Winter
5 TIPPS GEGEN TROCKENE HAUT IM WINTER
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Das größte und schwerste Organ unseres Körpers: die Haut. Mit bis zu zehn Kilogramm Gewicht und bis zu zwei Quadratmetern Fläche (je nach Körpergröße und Umfang) stellt sie unsere wichtigste Barriere zwischen Körper und Umwelt dar.
Doch so stark sie auch scheint, an ihren dicksten Stellen misst die Haut lediglich wenige Millimeter. Kommen dann noch extreme Umwelteinflüsse oder weitere Strapazen dazu, reagiert die Haut, wird trocken und rissig. Ihre Schutzfunktion lässt nach – nun braucht die Haut unseren Schutz.
Die Aufgaben der Haut
Im Alltag nehmen wir unsere Haut und ihre wichtigen Schutzfunktionen für uns als selbstverständlich wahr. Zeigen sich dann erste Probleme, wissen wir eine gesunde Haut richtig zu schätzen. Doch wozu brauchen wir unsere Körperhülle überhaupt?
- Eine intakte Hautbarriere hält Nässe, Kälte, Sonnenstrahlen, Krankheitserreger und Umweltgifte von uns fern.
- Die Haut unterstützt den Körper bei der Temperaturregulation: Sie gibt bei Bedarf Wärme ab, schafft durch Schwitzen einen Temperaturausgleich oder verhindert, dass wir unterkühlen.
- Ohne die Haut würden uns jede Menge Sinneseindrücke fehlen: Wärme, Kälte, Druck, Juckreiz, Schmerz – alles wichtige Signalreize, die in unserem Körper unterschiedliche Schutzreflexe auslösen bevor unsere Gesundheit Schaden nimmt.
- Ohne die Haut, könnten wir keine aktive Vitamin-D3-Form bilden – und wichtige Körperfunktionen wären beeinträchtigt.
- Ohne eine ganz besondere Haut – die Hornhaut am Auge – könnten wir nicht (scharf) sehen.
Hierfür ist die Haut in drei Schichten aufgebaut: Epidermis (Oberhaut aus hornbildenden und verhornten Zellen), Dermis (Lederhaut aus elastischen Kollagenfasern) und Subkutis (Unterhaut aus Fett und Bindewebe). Jede dieser Schichten gilt es zu schützen und zu pflegen, damit keine der genannten Hautfunktionen beeinträchtigt wird.
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Die Rolle des Mikrobioms
Pilze, Viren, Bakterien – wollen Sie alle nicht auf der Haut haben? Sollten Sie aber. Denn die Mikroben leben in enger, symbiotischer Gemeinschaft mit der Haut. Dabei handelt es sich sowohl um kommensale Mikroben (aus dem Lateinischen für Tischgenosse, ein neutraler, in vielen Fällen sogar positiver Genosse) als auch fakultativ pathogene Erreger. Das sind solche, die an sich keine Gefahr für unsere Gesundheit darstellen, aber zu Problemen führen können, wenn sie beispielsweise in eine Körperregion geraten, in die sie nicht gehören (Beispiel: E.coli aus dem Darm in die Blase) oder sich stark vermehren (Beispiel: der Hefepilz Candida albicans auf der Kopfhaut oder im Intimbereich). Unter diesen Vertretern lassen sich wiederum solche Unterscheiden, die immer da sind (sogenannte residente Erreger) oder solche, die nur kurz zu Besuch sind (transiente Erreger). Die Gesamtheit dieser auf der Haut lebenden Mikroorganismen bezeichnet man als Hautmikrobiom. Seine Aufgaben:
- Es bildet die mikrobielle Barriere der Haut, interagiert also mit Umwelteinflüssen und pathogenen Erregern.
- Es unterstützt das Immunsystem, in dem es die Bekämpfung pathogener Erreger unterstützt und die Ansiedlung von ihnen unterdrückt. Hierfür geht es in einen Stoffwechselaustausch mit tiefer liegenden Abwehrzellen.
Die Voraussetzung hierfür: Das Mikrobiom muss sich in Balance befinden. So kann beispielsweise die wiederholte Gabe eines lokalen Antibiotikums dazu führen, dass bestimmte Erreger aus dem Mikrobiom (zeitweise) verschwinden oder in Unterzahl geraten – damit können sich an ihre Stelle neue, im schlechtesten Fall pathogene Erreger ansiedeln. Händewaschen und Hautdesinfektion beeinträchtigt das Hautmikrobiom nur kurzfristig, so lange es nicht übertrieben gehandhabt wird.
Probiotische Kosmetik
Immer mehr Kosmetikhersteller werben mit einer besonderen Formulierung, die das Mikrobiom der Haut unterstützen soll. Was ist damit gemeint und ist das wirklich notwendig?
Menschen mit atopischen Ekzemen, krankhaft trockener oder entzündeter Haut leiden häufig unter einem Hautmikrobiom in Dysbalance – die Barrierefunktion der Haut ist dann zusätzlich gestört. Studien konnten feststellen, dass ein Neurodermitiker während eines akuten Schubes eine stark verringerte Artenvielfalt im Hautmikrobiom aufweist, häufig ist dann vor allem der Problemkeim Staphylococcus aureus in hoher Zahl vertreten. Was allerdings zuerst da war – das veränderte Mikrobiom oder die Krankheit und wie sich alles bedingt – ist noch nicht abschließend geklärt.
Dennoch setzen immer mehr Hersteller auf lebende Bakterienkulturen in ihren Formulierungen, um nicht nur die Hautbarriere durch Feuchtigkeit und Fett, sondern auch durch eine „Mikrobiom-Kur“ zu unterstützen. Das Problem dabei: Das Hautmikrobiom ist wie ein Fingerabdruck: individuell für jeden Menschen. Zudem kann es sich auch verändern, je nach Alter, Umwelteinflüssen oder Lebensgewohnheiten. Mit dem Alter verändert sich das Mikrobiom ebenfalls. Und je nach Hautareal (trocken, feucht, von Kleidung bedeckt oder nicht) ändert sich die natürliche Zusammensetzung ebenfalls. Das erschwert nicht nur die galenische Formulierung, sondern auch das passende Studiendesign zu finden. Dementsprechend existieren keine, oder nur vereinzelte klinische Studiendaten zu probiotischer Kosmetik. Für einzelne Krankheitsbilder wie Neurodermitis oder Akne seien laut der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft vielversprechende in-vitro-Daten vorhanden.
Unsere Haut im Winter
Die Haut kann sich kurzfristigen Veränderungen anpassen, aber langanhaltende Umweltextreme können sie schnell austrocknen – sie verliert an Feuchtigkeit und Fett, reagiert rissig und schlimmstenfalls entzündlich. Denn bei geringerer Luftfeuchtigkeit im Raum reagiert die Haut, in dem sie selbst Feuchtigkeit abgibt. Dazu kommt, dass die Talgdrüsenaktivität im Winter durch die kalten Temperaturen geringer ist und der Lipidfilm der Haut weniger viskos, die Haut also an Geschmeidigkeit verliert.
Kalte, nasse Außenluft und im Anschluss direkt trockene, warme Heizungsluft – und das im besten Fall mehrmals am Tag im Wechsel – schafft die beste Hautbarriere auf Dauer nicht. Besonders anfällig sind die Hautbereiche an den Fingern, am Ellenbogen, den Kniekehlen oder der Fußsohle. Ein bis zweimal pro Tag kann man die Haut mit einer geeigneten Hautpflege unterstützen.
Wer ist besonders gefährdet?
Menschen mit dünner Haut reagieren besonders schnell und empfindlich auf die Klimaveränderungen im Winter. Dazu gehören Senior*innen, da die Haut im Alter dünner wird und die Talgproduktion in der Dermis nachlässt. Sie sollten ihre Haut mit viel Aufmerksamkeit im Winter behandeln, wer vorher bereits unter trockener Haut litt, sollte im Winter eine reichhaltigere Pflege bevorzugen.
Auch Personengruppen mit chronischen Hauterkrankungen wie Psoriasis oder Neurodermitis und damit gestörter Hautbarrierefunktion sollten ihre Pflege ab Herbst anpassen und eine fettreichere Basispflege verwenden. Ebenso anfällig sind Schwangere oder Kleinkinder.
So pflegen Sie die Haut im Winter
1. Die richtige Pflege wählen
Jede Haut ist anders und reagiert auch anders. Doch man kann grundsätzlich sagen, dass jüngere Haut in der Regel eher Feuchtigkeit, ältere Haut zusätzlich Lipide benötigt. Natürliche Feuchthaltefaktoren (NMF) können die Feuchtigkeit in der Epidermis „festhalten“ und das Austrocknen verlangsam. Dazu zählen Milchsäure (Laktat), Harnstoff (Urea) und verschiedene Aminosäuren. Wer ein Plus an Fett benötigt, sollte auf natürliche Öle wie Jojobaöl, Shea Butter oder Mandelöl setzen. Einige Hersteller setzen auch auf Ceramide, besondere Lipide, die in ihrer Form auch natürlicherweise in der Haut vorkommen. Bei empfindlicher Haut gilt: Weniger ist mehr, zusätzliche Duftstoffe, Alkohol oder Farbstoffe sollten nicht enthalten sein.
2. Besondere Körperstellen auch besonders pflegen
Lippenhaut ist sehr dünn und besitzt keine Talgdrüsen. Gerade im Winter klagen viele Menschen über rissige Lippen, Herpes zoster hat hier leichtes Spiel. Ebenso entwickeln sich schneller eingerissene Mundwinkel, die schlecht abheilen. Ein Fettstift schafft hier Abhilfe, am besten mehrmals täglich auftragen. Auch reines Mandel- oder Arganöl schützt die empfindliche Lippenhaut. Wer im Winter gern im Schnee unterwegs ist, sollte hier auf Produkte mit Sonnenschutz setzen, da die empfindliche Haut im Winter besonders anfällig für Sonnenbrand ist. Bei Minusgrad-Temperaturen sollte die Gesichtspflege ebenfalls angepasst werden, denn Öl-in-Wasser-Emulsionen können auf der Haut gefrieren und für mehr Feuchtigkeits- und Fettverlust sorgen. Es lohnt sich bei längeren Aufenthalten im Freien auf eine Wasser-in-Öl-Emulsion oder eine sogenannte Coldcream umzusteigen.
3. Keine übermäßige Handhygiene
In Zeiten von Corona haben wir uns alle ans Händewasche gewöhnt. Doch im Winter hat häufiges Händewaschen in Verbindung mit starken Waschsubstanzen zur Folge, dass die Haut an den Fingern und Handrücken gereizt und trocken reagiert – auf Dauer wird auch das Mikrobiom in Mitleidenschaft gezogen. Eine rückfettende Handdesinfektion zeigt weniger starke Auswirkungen. Oder man hat immer eine passende Handpflege griffbereit und verwendet pH-hautneutrale Waschsyndets.
Beim Putzen schützen Gummihandschuhe vor Putzmitteln und langem Wasserkontakt.
4. Nicht zu heiß und zu lange Baden oder Duschen
Ein heißes Bad im Winter verspricht Entspannung. Doch wer zu oft, zu lange und zu heiß badet, stresst seine Haut. Das gleiche gilt fürs Duschen. Besser: Lieber nur ab und an bei maximal 39 Grad Celsius ein Wohlfühlbad von 10 bis 15 Minuten genießen, am besten mit rückfettenden Badezusätzen. Und im Anschluss eincremen.
5. Hautbarriere von innen stärken
Eine konkrete, evidente Ernährungsempfehlung zur Pflege von Winterhaut existiert nicht. Dennoch neigen wir gerade in der kalten Jahreszeit dazu, besonders deftig und süß zu essen. Unsere Ernährung gestaltet sich dann insgesamt zu salz-, zucker- und fettreich. Wer seine Haut von innen unterstützen möchte, sollte auch im Winter auf eine ausgewogene, vollwertige Kost achten, Gemüse und Obst bevorzugen und auf eine ausreichende Trinkmenge kalorienarmer Getränke wie Wasser, ungesüßte Tees oder Saftschorlen setzen. Fettreiche Fische, Nüsse oder Avocados versorgen den Körper mit essenziellen Omega-3-Fettsäuren, die auch unserer Haut zugutekommen. Der Genuss von Alkohol und Tabak spiegelt sich auch in der Haut wieder – im Maßen genossen tun wir unserer Haut etwas Gutes.
Und noch ein Beratungstipp am Schluss, den man im Kundengespräch dennoch immer wieder anbringen kann: Bitte nicht kratzen! So können sich pathogene Erreger, die sich unter unseren Fingernägeln befinden, auf die Haut gelangen. Beim Kratzen entstehen kleinste Verletzungen der Epidermis – Erreger finden hier ihre gewünschte Eintrittspforte und Hautentzündungen (Ekzeme) können entstehen. Lieber mit hautberuhigenden Inhaltstoffen wie Allantoin oder Bisabolol pflegen. Und: Der nächste Sommer kommt bestimmt.
Quellen:
https://www.gesundheitsinformation.de/wie-funktioniert-die-haut.html
https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Trockene-und-juckende-Haut-im-Winter-pflegen,haut272.html
https://hubertus-apo.net/beauty/hautpflege-winter/
https://ptaforum.pharmazeutische-zeitung.de/was-mikrobiom-kosmetik-kann-und-was-nicht-126771/seite/2/
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-312018/oekogemeinschaft-mensch/
https://derma.de/ndgk/detail-ndgk/news/kieler-studie-zeigt-trockene-haut-und-neurodermitis-fuehren-zu-einem-veraenderten-hautmikrobiom/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=7900863613a41c015f54e125ce057ff7