Silhouetten: Zwei Menschen wandern nachts bei Vollmond durch den Wald.© FORGEM / iStock / Getty Images Plus
Offensichtlich nutzen unsere T-Zellen die Zeit, in der wir schlafen, um eine Nachtwanderung zu machen.

T-Zellen

AUCH IMMUNZELLEN BRAUCHEN SCHLAF

Sie kennen es: Wenn man schlecht geschlafen hat, leidet die Leistungsfähigkeit. Offensichtlich auch die des Immunsystems, wie Münchener Forscher herausgefunden haben. Sie zeigen, dass zentrale Immunzellen auf Stoffe reagieren, die wir im Schlaf bilden.

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T-Zellen spielen eine unersetzliche Rolle in unserer Abwehr. Ihre Wanderung in Lymphknoten ist unter anderem wichtig für den Erfolg von Impfungen. Professorin Luciana Besedovsky vom Institut für Medizinische Psychologie an der Universität München hat diese Wanderung unter die Lupe genommen.

Dazu hat ihr Team vierzehn Menschen untersucht. Sie fanden deutliche Unterschiede bei der Aktivität der T-Zellen im Immunsystem, je nachdem, ob der Proband ausgeschlafen war oder nicht. Die Münchener zeigen: Die Zellen wandern besser nach einem guten Schlaf. Das könnte für die Zukunft Bedeutung haben.

Schlaf beeinflusst T-Zell-Wanderung

Das Team um Besedovsky stellte fest, dass nach einem achtstündigen Nachtschlaf die Wanderungsbereitschaft der T-Zellen höher war als nach einer durchwachten Nacht. Die Wanderung in die Lymphknoten dient der Schulung der T-Zellen, unter anderem durch Antigenpräsentation. Diese erfolgt zum Beispiel nach einer Impfung. Die T-Zellen folgen dabei einem Signalprotein namens CCL 19, dem sogenannten Homing-Cytokin.

Bei einer Gruppe gesunder Männer und Frauen untersuchten die Forscher die Konzentration bestimmter T-Zell-Populationen im Blut über 24 Stunden. Daraus schlossen sie auf die Wanderungsbereitschaft der T-Zellen. In einer Versuchsreihe durften die Probanden acht Stunden nachts schlafen, in der anderen lagen sie zwar entspannt im Bett, wurden aber durch Fernsehen oder Gespräche wachgehalten. Ein Unterarmkatheter, der in den Nebenraum führte, ermöglichte Blutabnahmen, ohne den Probanden zu wecken. Hatten die Studienteilnehmer geschlafen, waren die Konzentrationen bestimmter T-Zellen im Blut höher als nach einer Nacht ohne Schlaf.

Hormone im Blutplasma lassen Immunzellen wandern

In weiteren Experimenten zeigte sich: Behandelt man T-Zellen mit dem Blutplasma schlafender Personen, steigt die Wanderungsbereitschaft. Besedovsky erklärt: „Dies zeigt, dass lösliche Faktoren, die während des Schlafs im Blutplasma erhöht sind, den Effekt von Schlaf auf die T-Zell-Wanderung vermitteln. Wir können den Effekt von Schlaf also quasi im Labor mit dem Blutplasma von schlafenden Personen nachbauen.“ Die entscheidenden Stoffe dafür sind Wachstumshormon und Prolaktin, deren Plasmakonzentrationen im Schlaf ansteigen.

Effekt für Impfungen nutzen

Sollten sich die Ergebnisse bestätigen, könnte das medizinisch nützlich sein. Menschen, die nach einer Impfung nachts schliefen, wiesen in vergangenen Untersuchungen eine doppelt so starke Immunantwort auf wie die Probanden ohne anschließenden Nachtschlaf. Nun könnte der Grund dafür gefunden sein. Prolaktin und Wachstumshormon könnten dann in Zukunft als Wirkverstärker dienen, um die Immunantwort auf Impfungen zu verbessern.

Besonders für ältere Menschen ist das wichtig. Ihre Blutspiegel von Prolaktin und Wachstumshormon sind niedriger, ihre Immunantwort auf Impfungen oft unzureichend. Diese Personen profitieren also möglicherweise von den Erkenntnissen aus München. Die Ergebnisse sind ein wichtiger Schritt, um den Einfluss von Schlaf auf die Immunreaktionen unseres Körpers besser zu verstehen.

Quellen:
https://idw-online.de/de/news829973 
Estefanía Martínez-Albert, Nicolas D. Lutz, Robert Hübener, Stoyan Dimitrov, Tanja Lange, Jan Born, Luciana Besedovsky: „Sleep promotes T-cell migration towards CCL19 via growth hormone and prolactin signaling in humans”, Brain, Behavior, and Immunity. 24. Februar 2024. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0889159124002575?via%3Dihub#s0055 

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