Frau atmet im Wind draußen, es ist kalt© Pheelings Media / iStock / Getty Images Plus
Wer im Winter ohne Jacken draußen ist, bekommt kalte Füße und Hände.

Stoffwechselentgleisung

ABNEHMEN DURCH FRIEREN

Kälte erhöht den Grundumsatz. Bei gleichbleibender Kalorienzufuhr könnte man durch Frieren also Gewicht verlieren. Soweit die Theorie. Neue Studienergebnisse klären auf, was dahintersteckt und welche Auswirkungen Kälte auf die menschliche Stoffwechsellage zeigt.

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Der Trend, durchs Frieren abzunehmen, geistert schon länger durchs Netz. Setzt sich der menschliche Körper längere Zeit Temperaturen unter 19 Grad Celsius aus, soll sich mehr braunes Fettgewebe bilden. Zudem führen Muskelzittern, der erhöhte Sympathikustonus, sowie eine dadurch aktivierte Schilddrüse zu einem erhöhten Grundumsatz. Das geht so weit, dass sich Menschen in Kältekammern einer sogenannten Kryolipolyse  aussetzen. 

Forschende interessiert vor allem die Auswirkungen von Kälte auf einen entgleisten Stoffwechsel. So könnte Menschen mit Stoffwechselerkrankungen und starkem Übergewicht nichtmedikamentös geholfen werden. Erste Daten von Frieren auf die orale Glucosetoleranz bei Menschen liefert nun eine kleine niederländische Studie mit 15 Probanden mit mehrheitlicher Glucoseintoleranz und Body Mass Index von 30kg/m2.

Frieren für einen gesunden Blutzucker

Um durch Frieren abzunehmen, bekamen die Teilnehmenden einen mit kühlem Wasser gefüllten Anzug. Diesen mussten sie zehn Tage lang für jeweils eine Stunde tragen. Damit die Muskeln zitterten, wurde die Wassertemperatur schrittweise gesenkt. Dadurch stieg der Energieverbrauch mindestens um 50 Prozent pro Minute. Das entspricht der Energie, die für leichte körperliche Aktivität aufgebracht werden muss.

Das Kälteempfinden

Zum Winter hin wird es draußen nicht nur schneller dunkler, die Tage also kürzer, es wird auch spürbar kälter. Wer sich dann ohne Jacke im Freien bewegt, wird folgendes feststellen:

  • Rezeptoren auf unserer Haut registrieren die Kälte,
  • wir ziehen die Schultern hoch, machen uns kleiner,
  • das vegetative Nervensystem wird aktiviert, der erhöhte Sympathikustonus lässt die Gefäße verengen und behält so die Wärme in unserer Körpermitte aufrecht,
  • die Füße und Hände werden kalt,
  • wir beginnen zu zittern, um Wärme zu erzeugen.

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Nach zehn Tagen Frieren zeigte sich bereits eine messbare Verbesserung auf die Stoffwechsellage:

  • Nur noch vier von neun Probanden zeigten eine Glucoseintoleranz,
  • der Nüchternblutzucker verbesserte sich,
  • Triglyceridwerte, die Konzentration veresterter Fettsäuren und der Blutdruck wurden gesenkt,
  • die Insulinsensitivität nahm zu.

Messbare Erfolge nach bereits einer Kälteanwendung

Frieren scheint wirklich dazu beizutragen, die Stoffwechsellage zu verbessern und Übergewicht zu normalisieren. Die Forschenden berichteten von positiven Effekten durch Frieren mit Zittern nach der ersten Anwendung und vermuten, dass der Effekt einer Anwendung auch einige Tage anhalten könnte.

Muskelbiopsien brachten die Erklärung für das Phänomen: die wiederholte Kälteanwendung beeinflusste die Expression bestimmter Gene. Unter anderem solcher Gene, die an der Mitochondrienaktivität und damit der Energieproduktion beteiligt sind. Für eine Empfehlung reicht das Studiendesign nicht aus, dafür ist die Probandenzahl zu gering und eine Kontrollgruppe fehlte. Dennoch könnte Frieren ein alternativer Therapieansatz sein und das Thema weiter erforscht werden.

Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/zittern-fuer-die-blutzuckerkontrolle-151980/
https://www.nature.com/articles/s42255-024-01172-y

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