Long-COVID
WENN DIE LUNGE DAUERHAFT GESCHÄDIGT WIRD
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Nach über zwei Jahren der Pandemie haben sich die Behandlungsmöglichkeiten für Betroffene und die Vorbeugemaßnahmen deutlich verbessert. So haben neue antivirale Medikamente, Impfungen, Antikörpertherapien sowie eine verbesserte Intensivbehandlung dazu beigetragen, die Sterberate von COVID-19 zu senken. Dennoch gibt es Patient*innen, die sich nur unvollständig von der Infektion erholen und teils Monate später noch unter den postakuten Folgen (PASC oder Long-COVID) zu leiden haben.
Was könnte die Ursache von Abgeschlagenheit, Dyspnoe und anderen Symptomen sein? Ein Auslöser könnten chronische Lungenschäden sein, die bereits bei Menschen mit früheren Corona-Erkrankungen (SARS, MERS) festgestellt wurden.
Untersuchungen im Mausmodell
Ein Forschungsteam der Universität von North Carolina in Chapel Hill wollte die fibrotischen Veränderungen genauer unter die Lupe nehmen. Hierfür haben sie Veränderungen an der Variante MA10 von SARS-CoV-2 untersucht, die auch bei Mäusen zu einer Infektion führt. Es sind Parallelen zum Verlauf beim Menschen festzustellen. Auch bei den Mäusen kommt es, vor allem bei älteren Tieren, zu einem PASC mit Veränderungen in der Lunge.
Entscheidend ist nun, wie stark das Ausmaß der Schädigungen an den Alveolen ist und ob eine Regeneration durch Pneumozyten vom Typ 2 erfolgt, wie Ralph Basic und sein Team innerhalb des Experiments feststellen konnten. Können solche Vorgänge nicht rechtzeitig in Gang gebracht werden, entstehen reparative Vorgänge, die auch nach dem Ende der Infektion anhalten. Im schlimmsten Fall besteht dann die Möglichkeit, dass eine Lungenfibrose entsteht, die nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.
Frühzeitige Behandlung kann Vorgänge stoppen
Dem Team ist es gelungen, die Veränderungen durch zwei Maßnahmen zu unterbinden: Zum einen konnte eine frühzeitige Behandlung mit dem Virustatikum Molnupiravir ab dem ersten Tag der Infektion eine fibrotische Veränderungen verhindern. Zum anderen wurde durch eine spätere Behandlung mit dem Kinase-Inhibitor Nintedanib eine Schutzwirkung und damit verbunden eine Abschwächung erreicht.
Nintedanib, das ursprünglich zur Behandlung von Krebsbehandlungen entwickelt wurde, ist mittlerweile auch zur Therapie der idiopathischen Lungenfibrose zugelassen. Der Wirkstoff hat die Aufgabe, die Weiterleitung von Signalen am Rezeptor für den Fibroblasten-Wachstumsfaktor zu hemmen. Die Forschenden konnten feststellen, dass die mit MA10 infizierten Tiere keine Fibrose entwickelten, wenn eine Behandlung mit Nintedanib ab dem siebten Tag begonnen wurde.
Für den Menschen wiederum bedeuten die von Baric und seinem Team gewonnen Erkenntnisse, dass eine virustatische Behandlung in der Frühphase der Erkrankung ein PASC vermeiden kann. Des Weiteren wäre eine Behandlung mit Nintedanib sinnvoll, um fibrotische Veränderungen in den Lungen abzuschwächen. In einem nächsten Schritt müssen die Ergebnisse nun in klinischen Studien überprüft und belegt werden.
Quelle: Ärzteblatt
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