Frau liegt zugedeckt auf Sofa, hustet und trinkt Tee© LittleBee80 / iStock / Getty Images Plus
Husten zählt auch bei der Omikron-Variante zu den häufigsten Beschwerden.

Infektionsverlauf

MILDE CORONAVERLÄUFE BEI ASTHMATIKERN

Neue Erkenntnisse über das Infektionsgeschehen von SARS-CoV-2 könnten dazu beitragen, unterschiedlich ausfallende Infektionsverläufe besser zu verstehen. So scheinen Asthmatiker über eine günstigere Immunreaktion zu verfügen als andere Lungenkranke.

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Asthma bronchiale ist, vor allem bei Auftritt ab Kindesalter, häufig allergisch bedingt. Das ursächlich auslösende Allergen ist dabei in der Regel nur im Frühstadium nachweisbar. Im Laufe des Lebens weitet sich das Allergiespektrum zunehmend aus, die chronische Entzündung der Atemwege und die damit einhergehenden Beschwerden werden immer schwerer durch Allergen-Meidung kontrollierbar.

Doch genau diese allergische Reaktion, die zur Verengung der Bronchien führt, könnte bei Asthmatikern dazu beitragen, dass sie weniger häufig an schweren COVID-19-Verläufen erkranken. Das durch T-Helferzellen gebildete Interleukin-13 spielt hierbei eine zentrale Rolle – soweit die Beobachtungen eines Teams um Camille Ehre vom Marsico Lung Institute in Chapel Hill/North Carolina. Mit Hilfe eines Transmissionselektronenmikroskop konnten die Forschenden neue Einblicke in das Infektionsgeschehen von SARS-CoV-2 erlangen. Da es sich um Untersuchungen an Zellkulturen handelt, sind die Ergebnisse zwar eingeschränkt aussagekräftig, denn sie rechnen die Reaktion des Immunsystems nicht mit ein. Dennoch machte das Team bemerkenswerte Beobachtungen.

Turbo-Vermehrung der Viruspartikel

Unter dem Mikroskop landeten Zellkulturen des menschlichen Lungenepithels. Infizieren sich diese mit SARS-CoV-2, kommt es zur explosionsartigen Vermehrung der Viren – außer in den Becherzellen, wo Muzine gebildet werden, die Viren binden und eine weitere Infektion verhindern. Leider sind diese Speicher nach zwei bis drei Tagen leer.

Während dieser Zeit passierte an den anderen Zellen folgendes: Die Viruspartikel heften sich an, die Zellen schwellen an, bis schließlich zahlreiche Virus-Kopien in Vakuolen freigesetzt werden. Binnen 24 Stunden war dieser Prozess bereits abgeschlossen, was die kurze Inkubationszeit der Erkrankung erklärt. Camille Ehre vermutet, dass sie auch in diesen Vakuolen ausgehustet werden. Tragen Infizierte eine Maske, blieben diese Vakuolen hängen, was die gute Schutzwirkung des Mund-Nasenschutzes erkläre.

Mit Asthma milde, mit COPD schwere Verläufe

Sowohl mit Asthma als auch mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) leiden Betroffene unter chronischen Entzündungen der Atemwege. Dennoch verlaufen COVID-19-Infektionen bei Asthmatikern häufig mild, wohingegen COPD-Patient*innen eher schwer erkranken.

Der Unterschied könnte in der Art der Entzündungsreaktion liegen: Bei Asthmatikern kommt es zu einer allergischen T-Helferzellen-2 (Th2-Zellen)-Reaktion, bei der verstärkt Interleukin-13 ausgeschüttet wird. Bei COPD läuft eine nicht-allergische Th1-Reaktion ab. Konfrontierten die Forschenden ihre Zellkulturen mit Interleukin-13, konnten sie tatsächlich die Virusvermehrung bremsen und die Epithelzellen schützen. Das könnte an einer verstärkten Muzinbildung in den Becherzellen oder an einer verstärkten Glykokalyx liegen, die wie ein schützender Mantel um die Epithelzellen liegt.

Die Beobachtungen tragen dazu bei, das Virus und seine Vermehrung im Körper besser zu verstehen. Doch handelt es sich bei einer allergischen Th2-Reaktion um ein pathologisches Geschehen. Interleukin-13 scheidet daher als potenzielle Waffe gegen SARS-CoV-2 aus.

Quelle: Deutsches Ärzteblatt

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