Menschen spazieren im Schnee.© Sasha_Suzi / iStock / Getty Images

Diabetes Life

UNHEILIGE ALLIANZ

Menschen mit Diabetes zählen zur Risikogruppe im Hinblick auf schwere COVID-19-Verläufe. Neben Impfen und Boostern gibt es weitere Parameter um einem dramatischen Krankheitsverlauf entgegenzuwirken. Beraten Sie Ihre Diabetes-Kunden, was dabei wichtig ist.

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Nachdem die Pandemie nun schon zwei Jahre lang das Leben der Menschen weltweit beeinflusst, gibt es zahlreiche Erkenntnisse über Gefahren, Verläufe und Schutzmaßnahmen rund um das Coronavirus und seine Mutationen. Fakt ist, dass ein hohes Lebensalter, männliches Geschlecht, hohes Gewicht, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes zu den Risikoparametern zählen. Sie alle können mitverantwortlich sein, wenn es zu einem dramatischen Krankheitsverlauf kommt.

Dabei liegt die Sterberate für Diabetiker um fast 50 Prozent höher als für Menschen ohne die chronische Stoffwechselerkrankung. Angaben einer französischen Studie zufolge verstarb jeder zehnte Diabetespatient mit Corona nach Einweisung ins Krankenhaus innerhalb der ersten Woche. Hat ein Mensch mit Diabetes neben den genannten Begleiterkrankungen eine diabetesbedingte Nierenerkrankung, eine nicht- alkoholbedingte Fettleber oder einen insgesamt schlecht eingestellten Diabetes, erhöht sich das Risiko für einen schweren COVID-Verlauf deutlich, heißt es von Seiten der Experten der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).

Impfen, Boostern, Testen Zum Schutz vor schweren Corona-Verläufen ist das Impfen und Boostern der erste wichtige und sinnvolle Schritt, der von Diabetesexperten empfohlen wird. Aber auch regelmäßiges Prüfen der diabetischen Stoffwechsellage und Anpassen der Therapie hin zu gesunden Blutzuckerwerten ist ratsam. Empfehlen Sie deshalb Kunden mit instabilen Blutzuckerwerten die Rücksprache mit ihrem Diabetologen.

Nicht nur um Folgeerkrankungen, sondern auch um schwere COVID-Verläufe zu vermeiden. So kann man auch bei Menschen mit Typ-2-Diabetes über Insulin nachdenken, wenn sich durch die Tabletten und Lebensstilanpassungen die Werte auf Dauer nicht verbessern. Auch hohes Gewicht soll das Risiko für schwere Verläufe erhöhen. Dies scheint in einer eingeschränkten Lungen- und Nierenfunktion, entzündlichen Prozessen und einer verstärkten Thromboseneigung begründet zu sein.

Ja zur Änderung des Lebensstils Ihre Kunden wissen bestimmt, dass ein gesunder Lebensstil aktiv dazu beiträgt, dass die diabetische Stoffwechsellage positiv verläuft. Damit gehen entsprechendes Essen, Bewegen, Nichtrauchen und ein möglichst seltener Alkoholgenuss einher. Eine ganz schöne Latte an Maßnahmen, die für den Einzelnen so kaum zu schaffen ist – zumindest nicht allein. Deshalb ist es wichtig, Ihre Kundinnen und Kunden zu unterstützten und auch zu motivieren. Am besten ist es, erst einmal ein bis zwei Dinge anzugehen und nicht alles auf einmal.

Praxistipps
+ Regelmäßige Blutzuckerkontrollen helfen, die diabetische Stoffwechsellage im Blick zu halten.
+ Empfehlen Sie, sich mehr zu bewegen. Dazu reicht ein täglicher Spaziergang von 30 Minuten bereits aus.
+ Wichtig ist es, gesund und dauerhaft abzunehmen. Denn hohes Gewicht ist ein Risikofaktor für schwere Verläufe.
+ Low-Carb, mediterrane, fettbewusste und ballaststoffreiche Ernährung bieten sich zum gesunden Abnehmen bei Diabetes an.
+ Auch Formula-Diäten können das Abnehmen unterstützen.
+ Nichtrauchen trägt aktiv dazu bei, die Gesundheit zu stärken.

So klappt es mit mehr Bewegung Es gibt sie, die sehr sportlichen und gut trainierten Diabetiker. Allerdings ist der Anteil der inaktiven Menschen mit dieser Stoffwechselerkrankung weitaus höher. Pauschal zu empfehlen, sich einfach mehr zu bewegen, wird bei Ihren Kundinnen und Kunden jedoch auf kein großes Echo stoßen. Deshalb gehen Sie hier kleinteiliger vor. Viele blockieren schon, wenn sie allein das Wort „Sport“ hören. Denn damit verbinden viele extrem schweißtreibendes Training, das keinen Spaß macht.

Je positiver und lustvoller Bewegung schmackhaft gemacht wird, desto eher sind viele Menschen bereit, es zumindest zu versuchen. Fragen Sie zum Beispiel, ob ein Hund zum Haushalt gehört –eine gute Möglichkeit, die täglichen Gassirunden auf längere Zeiten auszudehnen. Doch auch ohne Haushund geht Bewegung. Die aktuellen Empfehlungen zielen hier auf Spazierengehen. Jeden Tag eine halbe Stunde ist optimal. Zum Beispiel nach einer Hauptmahlzeit als Verdauungsspaziergang oder zum Frische-Luft-Tanken vor dem Schlafengehen, was zudem die Schlafqualität verbessern kann.

Spazierengehen geht auch bei starkem Übergewicht, mit Gehhilfe oder Rollator. Es ist eine Frage des Ausprobierens. Wenn dann noch die Gewohnheit dazu kommt, das dauert etwa vier Wochen, dann gehört der Tagesspaziergang zum Leben dazu. Wer sich also regelmäßig mehr bewegt, schafft es dann auch besser und leichter, mehr Treppen zu steigen. Eine weitere Möglichkeit mehr Aktivität in den Alltag einzubauen. Letztlich profitieren Ihre Kunden ungemein: Blutzuckerwerte verbessern sich, inklusive des Langzeitblutzuckers HbA1c. Die Seele profitiert, denn Menschen mit Diabetes kämpfen häufig auch mit Depressionen. Außerdem können sich sämtliche Stoffwechselparameter wie Blutdruck, Blutfette und Leberwerte verbessern sowie das Gewicht sinken.

Eingedampft
+ Die Sterberate durch Corona ist bei Diabetikern um 50 Prozent höher als bei stoffwechselgesunden Menschen.
+ Hohes Gewicht, Bluthochdruck, ein schlecht eingestellter Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, eine nicht-alkohol-bedingte Fettleber und Nierenerkrankungen sind Parameter, die das Risiko für schwere Coronaverläufe weiter erhöhen.
+ Neben Impfen und Boostern spielt der Lebensstil eine zentrale Rolle, um schweren COVID-Verläufen entgegenzuwirken.

Wie es klappt, bewusster zu essen Einer der wichtigsten Faktoren gegen schwere Coronaverläufe ist Normalgewicht. Doch wer seit Jahren sukzessive zu- statt abgenommen hat, ist zunächst erst einmal froh, wenn das Gewicht nicht weiter steigt. Mit Hilfe einer individuellen Ernährungsberatung, die von einer qualifizierten Fachkraft (staatlich diplomierte Diätassistenten, Diplom-Ökotrophologen, DGE-Ernährungsfachkräfte) durchgeführt wird, kann das Projekt in Angriff genommen werden. Hierzu gibt es probate Wege, die für Menschen mit Diabetes möglich sind: eine fettbewusste, ballaststoffreiche, mediterrane Ernährungsweise oder eine kohlenhydratarme Ernährungstherapie.

Generell wird empfohlen so wenig Alkohol wie möglich zu konsumieren. Er wirkt appetitanregend und schadet der meist ohnehin in Schieflage geratenen Lebergesundheit. Die Zuhilfenahme von Formula Drinks bietet sich ebenfalls an. Beim Mahlzeitenersatz mittels dieser Drinks oder fertigen Shakes und Suppen ist es wichtig, dass sie medizinischen Anforderungen entsprechen. Die Deutsche Adipositas Gesellschaft (DAG) empfiehlt in ihren Leitlinien Produkte mit einem Kaloriengehalt von 800 bis 1200 Kilokalorien täglich. Empfohlen werden sie für Menschen mit einem Body-Mass-Index über 30. Shakes und Suppen werden dabei mit Wasser, fettarmer Milch oder fettarmen, zuckerfreien veganen Alternativen, wie ungesüßten Soja-, Mandel- oder Kokosdrinks angerührt. Kokosdrinks sind nicht zu verwechseln mit Kokosmilch, die weitaus fettreicher ist.

Solche Produkte müssen den Anforderungen des Paragrafen 14a der Diätverordnung entsprechen. Praktisch enthalten sie dabei mindestens 50 Gramm Eiweiß, 90 Gramm Kohlenhydrate, 7 Gramm essenzielle Fettsäuren und 10 bis 30 Gramm Ballaststoffe. Und das bei einer Tagesration von maximal 1200 Kilokalorien. Im Hinblick auf Vitamine und Mineralstoffe sind in der Diätverordnung Mindestmengen festgelegt, die solche Produkte erfüllen müssen. Die Anwender können unter ärztlicher Aufsicht für einen definierten Zeitraum alle Mahlzeiten ersetzen oder es werden ein bis zwei Mahlzeiten täglich für eine bestimmte Zeit ersetzt. Empfehlen Sie hier die Rücksprache mit dem Diabetes-behandelnden Arzt. Des Weiteren empfiehlt es sich, das Rauchen aufzugeben. Zahlreiche Hilfen zur Raucherentwöhnung hält Ihr Sortiment bereit.

Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 02/2022 ab Seite 26.

Kirsten Metternich von Wolff, freie Journalistin

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