Hepatitis C Viren© Dr_Microbe / iStock / Getty Images Plus
Hepatitis-C-Viren bestehen aus zehn Proteinen.

Entzündungen

WENN SICH ZWEI HEPATITISVIREN BLOCKIEREN

Sie sind weltweit bekannt, die Hepatitisviren, vor allem A bis E. Was aber nur wenige wissen ist, dass aufgrund ihrer großen Verbreitung theoretisch viele Menschen gleichzeitig mit den Typen C und E infiziert sein müssten. Ein Forscherteam hat eine mögliche Erklärung gefunden, warum es nicht so ist. 

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Jährlich am 28. Juli findet der Welt-Hepatitis-Tag statt. Mittlerweile gibt es gegen die Virusinfektion, die eine Entzündung der Leber hervorruft, wirkungsvolle Schutzmaßnahmen und auch Behandlungsmöglichkeiten. Oft bleiben die Infektionen allerdings unerkannt, was auch die Zahlen belegen.

Weltweit leiden etwa 325 Millionen Menschen an chronischer Hepatitis B und C. Von ihrer Erkrankung wissen allerdings nur rund 25 Millionen. Das bedeutet wiederum, dass die Virusinfektion bei rund 300 Millionen Menschen über Jahre hinweg die Leber schädigen kann. 

Wie hemmen sich Hepatitis C und E?

Das Forschungsteam der Abteilung für Molekulare und Medizinische Virologie der Ruhr-Universität Bochum (RUB) um Thomas Burkard hat sich mit den gleichzeitigen Infektionen mit den Erregern der Typen C und E näher beschäftigt und herausgefunden, dass sich bei einer parallelen Infektion die Viren gegenseitig hemmen. 

Bereits bekannt ist, dass Co-Infektionen mit Hepatitis-Viren auftreten: „Die Co-Infektion von Hepatitis C und E wurde bisher allerdings nicht systematisch untersucht“, erklärt Burkard. „Dabei steht immer im Raum, dass eine zeitgleiche Infektion mit zwei Viren vielleicht besonders gefährlich sein könnte.“
 

Virus-Protein NS3/4A für Blockade verantwortlich

Menschen können also gleichzeitig mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) und Hepatitis-E-Virus (HEV) infiziert sein. Um mehr Licht ins Dunkel zu bringen, hat das Team um Burkard Leberzellen in Zellkultur mit beiden Erregern infiziert. Die Untersuchung zeigte, dass das Hepatitis-C-Virus in der Lage ist, eine Infektion mit Hepatitis E zu unterdrücken. Was aber ist die Ursache? 

„HCV besteht aus zehn Proteinen“, erklärt Thomas Burkard. „Indem wir dafür gesorgt haben, dass einzelne davon im Übermaß hergestellt werden, konnten wir ihre Auswirkung untersuchen.“ Dadurch waren die Forscher in der Lage herauszufinden, dass ein einzelnes Virus-Protein – namens NS3/4A – die Vermehrung der Hepatitis-E-Viren in der Zellkultur erfolgreich unterdrückt. „Es schien so, als sei eine Co-Infektion mit beiden Viren nur sehr eingeschränkt möglich“, so Thomas Burkard.
 

Andere Ergebnisse im Tiermodell


Untersuchungen an genetisch veränderten Mäusen zeigte nun allerdings andere Ergebnisse. Die Mäuse, die eine menschliche Leber haben, waren in der Lage, sich sowohl mit Hepatitis C als auch mit E zu infizieren. Je nachdem, mit welchem Virus sich die Tiere zuerst ansteckten, war auch der Verlauf ein anderer. Hatte der Hepatitis-E-Virus die Nase vorn, war das Hepatitis-C-Virus nicht in der Lage, die Tiere erfolgreich zu infizieren. Verlief die Ansteckungsreihenfolge genau anders herum, war der Infektionsverlauf mit HEV oft verlangsamt. „Hier stellte sich HCV also nicht als so domiant heraus wie in der Zellkultur“, erklärt Thomas Burkard.

Nun sollen weitere Untersuchungen folgen. Im Fokus stehen dann die Leberzellen, die Aufschluss darüber geben sollen, warum der Prozess so verläuft. „Vielleicht finden wir nur Inseln, die jeweils mit dem einen oder dem anderen Virus infiziert sind“, so der Forscher. „Fest steht auf jeden Fall, dass es zwischen den beiden Viren einen gegenseitigen Einfluss gibt.“

Quellen:
https://idw-online.de/de/news790958 
https://gastro-praxis-herne.de/2019/07/hepatitis-a-bis-e-kleine-viren-grosse-unterschiede/ 
Thomas Burkard et al.: Viral interference of Hepatitis C and E virus replication in novel experimental co-infection systems, in: Cells, 2022, DOI: 10.3390/cells11060927, https://www.mdpi.com/2073-4409/11/6/927
 

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