Leberentzündung | Letalität
DUNKELZIFFER BEI HEPATITIS: „VIELE BETROFFENE SCHEUEN EINE DIAGNOSE“
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Das Motto des diesjährigen Welt-Hepatitis-Tages erinnert ein wenig an die Schlafmünzen-Kampagne der Bundesbank anlässlich der Euro-Umstellung: „Findet die fehlenden Millionen!“ Anlass ist ein ernster: Denn nach wie vor ist von einer großen Dunkelziffer von Menschen mit unentdeckter Hepatitis B und C auszugehen. Millionen von Menschen ahnen nichts von ihrer Infektion und deren Folgen.
Ulrike Protzer meint dazu: „Viel zu lange ist die Zahl der Betroffenen komplett unterschätzt worden, sodass zu wenig politische Maßnahmen ergriffen wurden. Es gab beispielsweise keine Diagnosekampagnen wie bei HIV.“ Doch jetzt hat sich die Weltgesundheitsorganisation WHO des Problems angenommen. Ihr Ziel ist eine drastische Senkung der Zahlen für Neuerkrankungen und Todesfälle bis 2030.
Das Tückische an der Krankheit besteht darin, dass die entzündete Leber lange Zeit keine Symptome zeigt. Der Betroffene merkt nichts – dennoch wird mit der Zeit das Entgiftungsorgan irreparabel zerstört. Nur durch Screening kann eine Hepatitis entdeckt werden, und dazu ist Patienten-Aufklärung vonnöten. Protzer fordert nicht nur mehr Geld für Diagnose und Behandlung; es sei auch nötig, die Stigmatisierung der Krankheit zu durchbrechen: „Keiner möchte gern zugeben, Überträger einer Krankheit zu sein. Viele Betroffene scheuen daher eine Diagnose, weil sie – und das zu Recht – Nachteile befürchten.“
Welche Maßnahmen sind also geplant, um die WHO-Ziele zu erreichen? Erstens: Impfen, um eine Erkrankung zu verhindern. Doch es fehlt ein Impfstoff für Hepatitis C. Für die Hepatitis B soll die Impfrate weiter verbessert werden. Zweitens: Diagnostizieren, um behandeln zu können. Dies setzt jedoch Aufklärungskampagnen voraus. Drittens: Behandeln – das funktioniert allerdings insbesondere bei Hepatitis B noch nicht ausreichend. Viel Arbeit also – doch das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung ist laut Protzer bereits aktiv und kann schon wichtige Erfolge verbuchen.
Alexandra Regner,
PTA und Journalistin
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft