Candida albicans
EINEN PILZ IN DIE SCHRANKEN WEISEN
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Es könnte alles so einfach sein. Eine bunte Mischung aus Mikroben leben in unserem Körper, verursachen in der Regel keine Probleme und sind auch noch wichtig für die menschliche Gesundheit. Aber nicht umsonst gibt es das Sprichwort: „Wenn das Wörtchen wenn nicht wär“. So verhält es sich leider auch beim Mikrobiom, denn es hat unter den Pilzen und Bakterien auch potenzielle Bösewichte in seinen Reihen. Diese können, wenn sie außer Kontrolle geraten, eine schädliche Form annehmen.
Der Hefepilz Candida albicans ist ein solcher Kandidat. Er kommt auf den Schleimhäuten der meisten Menschen vor. So lange er sich in seiner kugelförmigen Form bewegt, verursacht er keine Probleme. Beginnt er jedoch invasive Geflechte auszubilden, können Krankheiten wie Mundsoor, vaginale Pilzinfektionen oder sogar lebensbedrohliche systemische Infektionen entstehen. In einer solchen Situation helfen nur Antimykotika, die wiederum problematische Nebenwirkungen hervorrufen können. Daher forscht die Wissenschaft nach alternativen Behandlungsmöglichkeiten.
Schleim-Bestandteile künstlich herstellen
Ein internationales Forscherteam um Rachel Hevey von der Universität Basel und Katharina Ribbeck vom Massachusetts Institute of Technology in Cambridge ist derzeit auf der Suche nach Substanzen mit antimykotischer Wirkung. Der Kern ihres Ansatzes sind dabei Substanzen unseres natürlichen Abwehrsystems, die es gilt, nutzbar zu machen.
Das Schleimhaut-Sekret nimmt dabei eine wesentliche Rolle ein, da bereits aus vergangenen Untersuchungen hervorgeht, dass Schleim nicht nur physikalischen Schutz bietet, sondern auch pharmakologischen. Das heißt, Hinweise deuten darauf hin, dass es im Schleim Wirkstoffe gibt, die der problematischen Entwicklung von Candida entgegenwirken. Allerdings konnten diese Bestandteile bislang nicht identifiziert werden.
Schleimbildende Zuckerstoffe
Die Forscher legten den Fokus innerhalb der Studie auf eine Gruppe von speziellen Zuckermolekülen im menschlichen Schleim, bei denen bereits Wirkungen gegen bestimmte Krankheitserreger aufgezeigt wurden. Es geht konkret um Glycane, die wiederum ein Hauptbestandteil der Mucine sind und für die gelartige Konsistenz des Schleims die Verantwortung tragen.
In einem ersten Schritt zeigte das Team mittels Schleimproben, dass die Sekrete wirklich in der Lage sind, die Filamentbildung von Candida albicans zu unterdrücken. In einem zweiten Schritt wurde die molekulare Zusammensetzung der wirksamen Schleimproben analysiert. Heraus kamen über einhundert verschiedene Glycane, die eine potenziell antimikrobielle Wirksamkeit aufzeigen.
Glycane künstlich nachbilden
Von den über einhundert verschiedenen Glycanen konnte das Forscherteam letztlich sechs Kandidaten zwecks weiterer Analysen chemisch nachbauen. „Es ist fast unmöglich, Glycane aus Schleimproben zu isolieren“, so Hevey. „Die einzige Möglichkeit, ihre Eigenschaften genauer zu untersuchen, besteht deshalb darin, sie zu synthetisieren. Das ist allerdings ein äußerst komplexes chemisches Verfahren“. Doch dem Team gelang es mit einer eigens entwickelten Methode zur Synthese dieser Moleküle, die Glycane künstliche nachzubilden und herzustellen. Im Anschluss führte das Team um Hevey damit Untersuchungen an Kulturen von Candida albicans im Labor durch.
Glykane halten Pilz in unschädlicher Form
Die Analysen zeigten, dass die synthetisierten Glycane in der Lage waren, die Filamentierung des Hefepilzes zu unterdrücken. Bei weiteren laufenden Arbeiten an anderen bakteriellen und pilzlichen Krankheitserregern der Forscher zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Es wird deutlich, dass der Mehrfachzucker ein erhebliches medizinisches Potenzial besitzt.
Dies wiederum könnte zur Entwicklung einer neuen Klasse von Medikamenten führen. „Es wird deutlich, dass Schleim eine umfangreiche Bibliothek kleiner Moleküle mit vielen Virulenzhemmstoffen gegen alle möglichen problematischen Erreger enthält, die nur darauf warten, entdeckt und genutzt zu werden“, erklärt Ribbeck.
Hevey betont noch einmal die besondere Bedeutung einer solchen Entwicklung: „Es besteht ein dringender Bedarf an neuen Antimykotika. Lange Zeit dachte man, dass Glycane nur für die Schleimigkeit des Schleims verantwortlich sind. Jetzt sehen wir, dass sie tatsächlich den Weg für neue, dringend benötigte Medikamente gegen diese problematischen Krankheitserreger ebnen könnten.“
Die Wissenschaftler wollen sich diesem Ziel auch weiterhin widmen. Aktuell sind sie auf der Suche nach Wegen, um die Glycane an verschiedenen Bereichen des Körper applizierbar zu machen.
Quelle: www.wissenschaft.de
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