Tag der Apotheke
PTA-GEHALT 670 EURO UNTER DEM DURCHSCHNITT
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Das Ergebnis des Berichts überrascht wohl niemanden: PTA müssen im Schnitt mit 670 Euro weniger auskommen als der Durchschnittverdiener in der Bundesrepublik. Der Vergleich von „Zeit Online“ stuft den Verdienst eines Apothekers dagegen als überdurchschnittlich ein. Aber stimmt das?
Im Detail betrachtet fällt auf, was das Apothekenpersonal seit Jahren anprangert: Die Verdienstmöglichkeiten in den öffentlichen Apotheken liegen weit unter denen in anderen Berufen.
Große Unterschiede der Gehälter
Der Bericht von „Zeit Online“ macht deutliche Unterschiede in Deutschland sichtbar. Friseurinnen und Friseure verdienen am schlechtesten, zu den Spitzenverdienern gehören Anwälte, Ärzte und Vorstandsmitglieder. Der monatliche Durchschnittsverdienst einer PTA in Deutschland liegt bei 2976 Euro im Monat. Spitzenverdiener bekommen pro Monat mehr als das Doppelte: über 6750 Euro jeden Monat. Der Durchschnittsverdienst in Deutschland liegt bei 3646 Euro für eine Vollzeitstelle. Der gesetzliche Mindestlohn beträgt 2152 Euro.
Klar ist: Für einen verantwortungsvollen Beruf wie der einer PTA könnte der Verdienst üppiger ausfallen. Servicefachkräfte im Luftverkehr, Stewardessen also, bekommen durchschnittlich das gleiche Monatsgehalt, Malern und Lackierern überweist ihr Chef im Schnitt 2896 Euro monatlich. PTA sind zu 93 Prozent Frauen, während als Maler und Lackierer zu 95 Prozent Männer arbeiten.
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Verzerrte Zahlen: Viele PTA verdienen noch weniger
Apotheker stehen statistisch gesehen etwas besser da. Ihr Gehalt liegt mit 4939 Euro im Schnitt 1300 Euro über dem Durchschnitt der Bundesbürger. 73 Prozent von ihnen sind weiblich. Nur 136 Berufe erzielen in Deutschland einen höheren Monatslohn. PTA hingegen verdienen schlechter als 444 andere Berufsgruppen.
Verzerrt wird der Verdienst der PTA durch eine fehlende Differenzierung zwischen PTA in der öffentlichen Apotheke einerseits und in Krankenhäusern und der Industrie andererseits. Dort zahlen Arbeitgeber weit höhere Gehälter als in der Apotheke. Das Tarifgehalt einer PTA mit zehn Jahren Berufserfahrung entspricht etwa dem Durchschnittsverdienst aller PTA zusammengenommen. Demzufolge verdienet so manche PTA noch unterdurchschnittlicher.
Auch unter den Apothekern wird nicht unterschieden, wo sie arbeiten. Nur für spezialisierte Pharmazeuten gibt die Bundesagentur eigene Zahlen an; sie zählen zu den Spitzenverdienern ab 6750 Euro monatlich. Man findet sie in der pharmazeutischen Industrie. Zum Vergleich: Ein Bankkaufmann oder eine -kauffrau verfügen über durchschnittlich 5292 Euro, Informatiker über 5423. In der Altenpflege liegt das Gehalt bei 3299 Euro, für Erzieherinnen und Erzieher bei 3634 Euro.
Frauen immer noch benachteiligt
Auffällig: Frauen stehen rund 13,5 Prozent schlechter da als ihre männlichen Kollegen. Während männliche Vorstandsmitglieder über 6750 Euro liegen und 81 Prozent der Berufsgruppe stellen, sind den deutschen Unternehmen ihre weiblichen Vorstandsmitglieder nur 5912 Euro wert. Männliche PTA verdienen rund 9,3 Prozent mehr als ihre Kolleginnen.
Der Bundesverband der PTA (BVpta) fordert den Bundesgesundheitsminister auf, das Gehalt der PTA anzupassen. Von dem von Karl Lauterbach geforderten Mehr an Verantwortung, zum Beispiel durch die Leitung von „Light-Apotheken“, hält der Verband nichts. PTA seien kein „billiger Ersatz“. Mehr Verantwortung müsse auch mehr Gehalt bedeuten. Bisher bewege sich das Gehalt aber „gerade mal über Mindestlohn“.
Tag der Apotheke für den Dialog
Der 7. Juni, zwei Tage vor der Europawahl, ist der „Tag der Apotheke“. Er soll in diesem Jahr dazu dienen, mit der Politik ins Gespräch zu kommen. Unter dem Motto „Wir müssen reden. Die Apotheken“ unterstützt die ABDA Apothekenteams mit Infomaterialien und fordert sie auf, ihre lokalen Politikvertreter in die Apotheken einzuladen. Denn: Weder Karl Lauterbach noch Robert Habeck haben bisher Apotheken besucht. Auch Gesprächsangebote wie das des BVpta stießen auf taube Ohren. Der Bundesverband fordert: „Reden Sie mit uns. Denn PTA ist viel mehr, als Sie sich vorstellen!“ Am 6. Juni will die ABDA in einer Pressekonferenz unter anderem die Ergebnisse einer bundesweiten Patientenumfrage zur Bedeutung der Apotheken präsentieren.
Zunehmende Bürokratie, Lieferengpässe und das E-Rezept fordern das Personal in den Apotheken. Seit elf Jahren wurde das Honorar seitens der Krankenkassen aber nicht angepasst. Inflation und steigende Personalkosten führen dazu, dass viele Apotheken schließen müssen. Von der Politik erwarten die Apotheken eine Anpassung des Honorars und praxistaugliche Lösungen, wie mit den aktuellen Problemen umgegangen werden kann.
Quellen:
https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/pta-live/bvpta-pta-sind-kein-billiger-ersatz/
https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/pta-live/pta-670-euro-unter-durchschnitt/
https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/pta-live/pta-gehalt-lagerverwalter-verdienen-mehr/
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2024/04/24/betriebsergebnis-teils-weniger-als-ein-krankenhausapothekergehalt
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2024/04/23/142-apotheken-weniger-im-ersten-quartal
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2024/05/06/wirtschaftsbericht-signale-eines-massiven-umbruchs
https://www.abda.de/aktuelles-und-presse/veranstaltungen/detail/tag-der-apotheke-2024/
https://www.adexa-online.de/fileadmin/media/pdf/Tarifvertraege/ADEXA-GeTV_ADA_01.01.2022_web.pdf
Kleines Einkommen, kleine Rente
Wie hoch die Altersrente einmal ausfällt, hängt von mehreren Faktoren ab. Ganz wichtig dabei: wie lange Arbeitnehmer*innen in die Rentenversicherung eingezahlt haben und die Höhe der Beiträge. Durch ihr vergleichsweise niedriges Gehalt und die entsprechend geringen Sozialversicherungsbeiträge haben PTA, besonders aber PKA keine hohe Rente zu erwarten.
Mehr Frauen als Männer kümmern sich unentgeltlich um Kinder und/oder pflegebedürftige Familienmitglieder oder übernehmen Ehrenämter. Das Statistische Bundesamt gab im Februar 2024 heraus, dass Frauen 44,3 Prozent mehr unbezahlte Arbeit leisten als Männer. Das nennt man Gender Care Gap. Um das zu ermöglichen, arbeiten Frauen öfter in Teilzeit und nehmen ein geringeres Gehalt in Kauf – und damit geringere Sozialversicherungsbeiträge, die dann auf dem Rentenkonto fehlen. Um 483 Euro unterscheiden sich die durchschnittlichen gesetzlichen Altersrenten von Frauen und Männern – der Gender Pension Gap.
Gesa Van Hecke, PTA/Onlineredaktion
Quellen:
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/02/PD24_073_63991.html
https://www.wsi.de/de/einkommen-14619-durchschnittlicher-rentenzahlbetrag-von-frauen-und-maennern-14916.htm
https://www.allianz.de/vorsorge/rente/gender-pension-gap/