Frau hebt ihren Arm und hat Schmerzen in der Achsel© offstocker / iStock / Getty Images Plus
Bei der Hauterkrankung Akne inversa sind vor allem die Achseln, die Leiste und der Genitalbereich, aber auch die Haut unter der weiblichen Brust betroffen.

Therapieansätze

WAS HILFT BEI AKNE INVERSA?

Entzündungen, Schwellungen, Schmerzen - und ein großes Schamgefühl. Akne Inversa kann belastend sein. Gegen die Erkrankung gibt es keine Patentlösung, aber zumindest mehrere therapeutische Optionen.
 

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Es schmerzt und nässt: Die Hauterkrankung Akne inversa ist sehr unangenehm. Betroffen sind vor allem die Achseln, die Leiste und der Genitalbereich, aber auch die Haut unter der weiblichen Brust. 

"Es geht um Regionen, wo Haut auf Haut liegt und wo sich auch Hautfalten bilden", sagt die Dermatologin Marion Moers-Carpi aus München. Das können auch Falten am Bauch oder die Po-Falte sein.

"Weil in der betroffenen Hautregion Schweiß und Talg nicht abfließen können, kommt es zu eitrigen Ansammlungen in Form von Abszessen", so Moers-Carpi. Die Abszesse tun weh, ebenso wie die sich ebenfalls oft bildenden Fisteln. Das sind Gänge, die der Körper aus der Tiefe des Gewebes schafft, um das Sekret nach außen zu befördern.

Die eitrigen Ansammlungen können sich spontan entladen und für Flecken auf der Kleidung sorgen. Zugleich verbreitet das Sekret einen unangenehmen Geruch. "Alles in allem kann diese Hauterkrankung, die zumeist chronisch ist, die Lebensqualität von Betroffenen stark mindern", sagt der Dermatologe Thorsten Matthes. Er ist Chefarzt der Dermatochirurgie des Zentrums für Venen- und Dermatochirurgie am Krankenhaus Tabea in Hamburg.
 

Schamgefühl kann nötige Behandlung verzögern

Die Hauterkrankung trete zumeist im frühen Erwachsenenalter unter 30 auf und betreffe mehr Frauen als Männer, sagt Hautärztin Moers-Carpi.
Wie viele Menschen genau davon betroffen sind, ist kaum zu sagen. Häufig haben Betroffene ein großes Schamgefühl. Das verhindere, so die Expertin, dass sie über die schmerzhaften Eiteransammlungen sprechen und vor allem auch, dass sie sich ärztlich behandeln lassen.

Das Problem ist: Bleibt Akne inversa unbehandelt, besteht die Gefahr, dass sie sich immer weiter ausbreitet.

Was genau die Ursache der Hauterkrankung ist, ist noch nicht hinlänglich erforscht. "Keime spielen eine Rolle, aber auch eine genetische Veranlagung", erklärt Thorsten Matthes. In Körperregionen wie etwa den Achseln, wo es zu vermehrter Schweißproduktion kommt, könne das feuchte Milieu in Verbindung mit Keimen und Bakterien Hautentzündungen begünstigen.
 

Entstehungsprozess nicht zu 100 Prozent bekannt

Was sich im Körper exakt bei der Entstehung einer Akne inversa abspielt? "Hundertprozentig sicher ist man sich da ebenfalls noch nicht", sagt Marion Moers-Carpi. Eine Theorie besage, dass sich dort zu viele hornbildende Zellen bilden, die den Verschluss des Haarbalgs - der das Haar in der Haut verankert - fördert. Dabei können Keime und Bakterien von der Hautoberfläche eingeschlossen werden.

Durch Reibung oder Rasur des Haarbalgs kann es zu einer Entzündung mit Talgbildung kommen. Weil der Haarbalg durch die vermehrte Hornbildung verschlossen ist, kann der Talg nicht abfließen. Die Talgproduktion dehnt sich immer weiter aus. Die Bakterien und Keime vermehren sich und verschlimmern die Entzündung. Der Talg kapselt sich ab. Ein Abszess entsteht, Fisteln können sich bilden. Wie und warum es zu der Verhornungsstörung kommt, ist aber noch unklar.
 

Mögliche Trigger für die Erkrankung

Fest steht, dass es einige mögliche Auslöser und Verstärker für Akne inversa gibt. "Das sind neben Rauchen und Übergewicht auch Faktoren wie Stress und psychische Belastungen oder beispielsweise vermehrtes Schwitzen", sagt Thorsten Matthes. Je mehr jemand schwitzt, desto größer ist das Risiko, sich über Keime zu infizieren.

Ein weiterer Triggerfaktor kann zu enge Kleidung sein, so Marion Moers-Carpi. Auch Rasuren im Genitalbereich oder in den Achseln können die Haut reizen und zu Entzündungen führen. Wer eine schwere Akne oder eine Magen-Darm-Erkrankung wie Morbus Crohn hat, erkrankt Moers-Carpi zufolge eher an Akne inversa.

Therapieansätze im Überblick

Um die Hauterkrankung in den Griff zu bekommen, kommen zunächst antiseptische Salben oder Lösungen zum Einsatz. "Man trägt sie lokal auf die befallenen Körperregionen auf", sagt Thorsten Matthes.

Greift die äußere Therapie nicht, werden häufig Antibiotika verordnet. Mitunter bekommen Patientinnen und Patienten Biologika gespritzt, um die Entzündungsprozesse auszubremsen. "Den gleichen Effekt kann auch eine Therapie mit elektromagnetischen Wellen, die sogenannte lAight-Therapie, erzielen", so Matthes. Je nach Schwere der Akne inversa bietet sich zudem eine Kombinationstherapie - etwa antiseptische Präparate plus Antibiotika - an.

"Wenn all die konservativen Methoden nicht die gewünschte Wirkung erzielen, führt kein Weg an einem chirurgischen Eingriff vorbei", sagt der Dermatologe. Dabei werden die erkrankten Hautpartien herausgeschnitten, anschließend wird die Stelle wieder zugenäht. Wobei das Zunähen nur infrage kommt, wenn einzelne oder mehrere abgegrenzte Abszesse und keine Fisteln vorliegen. 

Gibt es weit auseinanderliegende Abszesse mit Fistelgängen und Narbenbildung oder einen flächigen Befall, sollten nach dem chirurgischen Herausschneiden die Wunden offen heilen, so Matthes.

Doch auch nach einer OP kann es zu neuen Schüben kommen. «Akne inversa ist eine schicksalhafte Erkrankung, es gibt keine Patentlösung», sagt Matthes. Wer vorbeugend etwas tun will, kann einige Triggerfaktoren ausschalten: Übergewicht abbauen, nicht rauchen und keinesfalls die Körperhygiene vernachlässigen.

Quelle: dpa

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