Schnupfenzeit
„HABEN SIE WAS GEGEN ERKÄLTUNG?“
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Die Apotheke ist meist die erste Anlaufstelle, wenn es um die schnelle Hilfe bei einer akuten Erkältung geht. Wichtig ist dann, die Beschwerden umfassend und abgestimmt auf die Betroffenen zu lindern.
Was hilft bei Erkältungen? Was eher nicht? Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden? Hier kommen kompakte Beratungstipps, um Husten, Schnupfen und Heiserkeit zügig und gleichzeitig zuverlässig zu vertreiben.
Was ist eine Erkältung?
Eine Erkältung heißt auch „grippaler Infekt“ und ist eine meist viral bedingte Entzündung der oberen Atemwege, zu denen Nase, Nebenhöhlen und Rachen gehören. Erkältungen erwischen viele Erwachsene einmal pro Jahr, Kinder bis zu zwölfmal, besonders im Herbst und Winter. Die Übertragung findet entweder durch Tröpfcheninfektion statt oder durch Kontakt der Viren mit der Schleimhaut, vor allem über die Hände. Meist dauert es zwischen zwölf und 72 Stunden, bis die ersten Erkältungsbeschwerden auftreten.
Oftmals beginnt der Infekt mit Halsschmerzen. Die Bindehaut kann gereizt sein. Schnupfen und Husten kommen meist später dazu. Auch Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber sind möglich. Bei Kindern machen sich zusätzlich manchmal Ohrenschmerzen bemerkbar, die stets ärztlich abgeklärt werden sollten. Häufig fühlt sich der Patient müde und schlapp. Die Beschwerden sind abhängig vom Erreger, dem betroffenen Bereich sowie dem Abwehrzustand und Alter des Betroffenen. Besonders anfällig sind Kinder, vor allem kleine, sowie chronisch Kranke wie Diabetiker oder Menschen mit schwachem Immunsystem. Rauchen, Mangelernährung und wahrscheinlich auch psychische Belastungen und Schlafmangel erhöhen die Infektanfälligkeit. All diese Personen haben zudem ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe.
Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?
Meist dauert ein grippaler Infekt rund neun, bei Kindern bis 15 Tage. Husten besteht manchmal über einige Wochen. Bessert er sich nicht oder verschlimmert sich, muss ein Arzt aufgesucht werden. Bei einem normalen Verlauf ist eine Erkältung selbstlimitierend, das heißt, sie heilt von alleine aus. Gelegentlich treten Folgeerkrankungen auf, entweder durch den Erreger des Infektes selbst oder durch bakterielle Superinfektion.
Bei Verdacht auf eine solche Komplikation wie Entzündungen der Nebenhöhlen, des Mittelohrs oder der unteren Atemwege mit Kehlkopf, Luftröhre und Bronchien sollte ein Besuch beim Arzt angeraten werden, genauso bei plötzlicher Verschlechterung. Auch fiebernde Kinder unter sechs Monaten sowie Personen, die mehrere Tage anhaltend hohes Fieber haben, gehören in ärztliche Behandlung, Kinder unter sechs Jahren mit starken Halsschmerzen ebenso. Auch bei Husten geht man mit Kindern unter zwei Jahren am besten zum Arzt. Gleiches gilt, wenn Husten oder Schnupfen mehr als 14 Tage bestehen, die Bindehaut entzündet ist oder die Person starke Ohrenschmerzen hat. Bei Kindern sind Atembeschwerden oder Atemgeräusche, fehlende Ansprechbarkeit oder Fieberkrämpfe Notfälle!
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Was kann helfen?
Im Beratungsgespräch sollte geklärt werden, wer betroffen ist, welche Beschwerden seit wie langer Zeit bestehen und ob weitere Arzneimittel eingenommen wurden oder werden. Wegen des Wechselwirkungspotenzials einiger Arzneistoffe ist dieser Punkt besonders wichtig. Durch eine geeignete Therapie kann man nicht nur die Symptome lindern, auch die Krankheitsdauer lässt sich verkürzen.
Halsschmerzmittel
In der Regel klingen erkältungsbedingte Halsschmerzen binnen drei bis vier Tagen ab. Während dieser Zeit empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM) die Anwendung von Lutschtabletten. Diese können Lokalanaesthetika wie Benzocain oder NSAR, zum Beispiel Flurbiprofen, enthalten. Auch Schleimstoffe, zum Beispiel aus Isländisch Moos, oder Hyaluronsäure beruhigen die gereizte Schleimhaut. Halsschmerzsprays sind eine Alternative für Menschen, die nicht lutschen möchten oder können. Teilweise sind diese schon für Kinder zugelassen, ähnlich wie einige Lutschtabletten. Die DEGAM rät von Lokalantiseptika und Lokalantibiotika ab, weil sie bakterielle Resistenzen begünstigen und bei viralen Infektionen keinen Effekt haben.
Bessert sich der Halsschmerz nicht innerhalb von wenigen Tagen oder verschlechtert sich sogar, sollte der Arzt den Hals untersuchen und im Falle einer bakteriellen Superinfektion gegebenenfalls Antibiotika verordnen. Auch Kinder unter sechs Jahren oder Menschen mit Atemgeräuschen oder Vorerkrankungen sind dort richtig.
Nasentherapeutika
Bei verstopfter Nase schaffen abschwellende Wirkstoffe wie Tetryzolin, Xylometazolin und Oxymetazolin als Nasenspray oder Nasentropfen rasch Abhilfe. Die Substanzen verengen die Blutgefäße der Nasenschleimhaut, wodurch diese abschwillt und wieder mehr Luft durchlässt. Für Babys, Kleinkinder und Erwachsene gibt es jeweils die passende Dosierung. Je kleiner das Kind, desto wichtiger ist die korrekte, möglichst niedrige Dosierung! Überdosierungen können bei Kindern schwere Folgen haben.
Wichtig: Die Mittel sollen nicht länger als maximal sieben Tage am Stück angewendet werden, denn sonst tritt schnell eine Gewöhnung ein und die Schleimhaut kann Schaden nehmen.
Als Unterstützung des Sekretabflusses und zur Befeuchtung können salzhaltige Sprays oder Tropfen dienen, die teilweise mit Dexpanthenol angereichert sind. Ist die Schleimhaut gereizt, bieten sich Nasensalben mit rückfettenden Ölen oder Dexpanthenol an. Eine Nasendusche spült Keime und Sekret aus. Die DEGAM rät zu Nasenspülungen und Inhalationen mit warmem Dampf.
Hustenmittel
Hier befinden sich zahlreiche Produkte im Handel. Phytopharmaka mit belegter Wirksamkeit sind Efeu-, Thymian-Efeu- oder Thymian-Primelwurzel-Extrakte sowie die Kombination aus rektifiziertem Eukalyptus-, Süßorangen-, Myrten- und Zitronenöl. Je nach Alter des Patienten gibt es unterschiedliche Präparate, teils ohne Alkohol und Zucker. Sie wirken schleimlösend, entzündungshemmend und verbessern die Funktion der Flimmerhärchen.
Ambroxol fördert den Abtransport des Sekretes, Acetylcystein verflüssigt zähen Schleim. Kapseln mit ätherischen Ölen wirken antibakteriell, schleimlösend und entzündungshemmend in allen Bereichen der Atemwege. Inhalationen mit ätherischen Ölen unterstützen die Selbstreinigungsfunktion der Schleimhaut. Extrakt aus der Kapland-Pelargonie unterstützt die Abwehrkräfte und wirkt schleimlösend. Hiermit sollte allerdings bei bekannten Leberproblemen keine Behandlung erfolgen.
Ist der Reizhusten trocken und unproduktiv, stehen zahlreiche Produkte als Saft, Tropfen, Lutschtabletten oder zum Schlucken zur Verfügung. Chemische Wirkstoffe wie Dextromethorphan (DMP), Pentoxyverin oder Levodropropizin unterdrücken den Hustenreiz. Bei den ersten beiden Substanzen muss auf zahlreiche Wechselwirkungen geachtet werden, da sie zentral dämpfende und atemdepressive Wirkungen haben können.
Andere Arzneistoffe verstärken diese Effekte unter Umständen oder werden in ihrer Wirkung beeinflusst. DMP hat ein erhebliches Missbrauchspotenzial, vor allem in hohen Dosen kann es Rauschzustände auslösen. Levodropropizin weist diese Eigenschaften nicht auf. Für Kinder unter zwei Jahren kommen alle chemischen Substanzen nur nach ärztlicher Verordnung in Frage.
Pflanzliche Hustenstiller enthalten meist Schleimstoffe aus Isländisch Moos oder Eibischwurzel. Sie sind gut verträglich, wechselwirkungsarm und teils auch schon für kleine Kinder zugelassen. Allerdings beruht die Wirkung auf einem rein physikalischen Effekt und hält nur kurz an.
Alle Hustenstiller sollten nur kurzzeitig zum Einsatz kommen. Lässt sich der Husten damit nicht ausreichend behandeln oder besteht fort, sollte ein Arzt mögliche Ursachen abklären. Einige Medikamente wie ACE-Hemmer oder cortisonhaltige Asthmasprays können trockenen Husten auslösen. Stark gefärbter Auswurf, Schmerzen im Brustkorb, plötzliche Verschlechterung oder Atemprobleme sollten ebenfalls ärztlich behandelt werden.
Schmerz- und Fiebermittel
Eine Senkung von Fieber ist nicht immer erforderlich. Fieber ist eine natürliche Reaktion des Körpers und verbessert die Funktion unseres Immunsystems. Bei kleineren Kindern empfiehlt sich aber unter Umständen eine Senkung, zum Beispiel, wenn das Kind zu Fieberkrämpfen neigt. Diese sind meist harmlos, aber sorgen für Stress bei allen Beteiligten. Tritt ein Fieberkrampf das erste Mal auf, sollten Eltern den Notruf wählen, um eine andere Ursache auszuschließen.
Fieber ist gerade bei Kindern sehr individuell. Manche Kinder fiebern hoch, sind aber ansprechbar, trinken und wirken nicht allzu krank, während andere schon bei leicht erhöhter Temperatur in den Seilen hängen. Eltern sollten individuell nach dem Zustand ihres Kindes entscheiden, wann sie das Fieber senken. Ausnahmen sind kleine Kinder, Fieber ab 39 °C oder die Neigung zu Fieberkrämpfen. Hier sollte ein fiebersenkender Wirkstoff zum Einsatz kommen. Ist das Kind jünger als sechs Monate, zieht man einen Kinderarzt hinzu.
Für Kinder kommen Paracetamol und Ibuprofen in verschiedenen Darreichungsformen zum Einsatz. Erwachsene können ebenfalls auf die beiden Substanzen zurückgreifen, zusätzlich kommt für sie noch Acetylsalicylsäure in Frage. Diese darf bei Kindern unter zwölf Jahren nicht angewendet werden, weil sie bei ihnen das lebensgefährliche Reye-Syndrom auslösen kann. Fiebersenkende Arzneistoffe können bei Bedarf alle sechs bis acht Stunden eingesetzt werden. Allerdings sollte die Therapie nicht länger als zwei bis drei Tage dauern. Besteht das Fieber länger, ist sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen der Arzt der richtige Ansprechpartner.
Kombinationspräparate
Kombinationspräparate gegen grippale Infekte werden oft nachgefragt. Viele enthalten Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen, manche zusätzlich Coffein oder Pseudoephedrin. Beide Stoffe regen den Kreislauf an, sodass sich der Patient schnell besser fühlt. Pseudoephedrin befreit dazu noch die Nase, ist aber mit Vorsicht zu genießen, denn bei Glaukom- oder Prostatapatienten führt es möglicherweise zu Problemen. Sind Hustenstiller enthalten, besteht hohes Interaktionspotenzial. Kombinationen für die Nacht enthalten oft Schlafmittel, chemische Hustenstiller und zusätzlich Alkohol. Vorsicht, auch in Produkten für den Tag können Antihistaminika verarbeitet sein, die müde machen.
Kombinationsprodukte sollten vor allem bei älteren Menschen oder bei Einnahme weiterer Medikamente zurückhaltend angewendet werden. Für Kinder unter zwölf Jahren sowie Schwangere und Stillende sind sie kontraindiziert. Wird nach einem Produkt für den Tag und einem für die Nacht gemeinsam verlangt, ist es wichtig, die Tageshöchstdosen der in beiden Arzneimitteln enthaltenen Substanzen unbedingt zu beachten.
Allen Kombinationspräparaten gemeinsam ist, dass sie die Symptome rasch lindern. In der Beratung sollte also ein Hinweis auf die zur Heilung notwendige körperliche Schonung nicht fehlen.
Damit man schnell wieder fit ist, hilft eine ausreichende Trinkmenge und Ruhe. Bei Halsschmerzen und Heiserkeit lindern warme Getränke. Wadenwickel können die Temperatur senken, warme Brust- oder Halswickel sind wohltuend bei Husten und Halsschmerzen. Frische Luft und eine vitaminreiche Ernährung unterstützen den Körper ebenfalls.
Quellen:
https://stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/erkaeltung/hintergrund
https://stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/erkaeltung/behandlung
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/wieder-luft-fuer-rotznasen-143598/
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/spruehen-gurgeln-lutschen-143173/
https://register.awmf.org/assets/guidelines/053-010l-S3_Halsschmerzen_2021-12.pdf
https://register.awmf.org/assets/guidelines/053-013l_S3_akuter-und-chronischer-Husten_2022-01.pdf
https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/fieber/behandlung-bei-fieber.html
https://www.ptaheute.de/serien/vorsicht-missbrauch/aufgepasst-bei-der-abgabe-von-dextrometorphan