Ein junges Paar wird intim, die Frau reißt eine Kondomverpackung auf.© grinvalds / iStock / Getty Images Plus
Kondome galten lange als einziger und sicherster Schutz vor Geschlechtskrankheiten.

Repetitorium

TABUTHEMEN – TEIL 3

Die letzten beiden Teile des Repetitoriums befassten sich mit Beratungsthemen, über die Männer nicht gern sprechen. Im dritten und letzten Teil geht es um Geschlechtskrankheiten und Hämorrhoiden. Und von denen können bekanntlich alle Geschlechter betroffen sein.

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Geschlechtskrankheiten werden häufig aus Scham tabuisiert. Mitunter aber auch, weil das Wissen über das Thema fehlt oder weil es schlichtweg ignoriert wird – nicht selten in dem (Irr-)Glauben, dass Geschlechtskrankheiten nur die anderen beträfen oder dass sie längst ausgerottet seien.

Da sexuell übertragbare Infektionen allerdings wieder auf dem Vormarsch sind, ist es sinnvoll, Kunden genau zuzuhören, wenn sie unklare Beschwerden „unten herum“ andeuten. Geschlechtskrankheiten äußern sich häufig unspezifisch oder verlaufen asymptomatisch. Daher erfordern Schilderungen über verdächtige Symptome Ihre Aufmerksamkeit und sollten Anlass sein, Betroffene vorsichtshalber zum Arzt zu schicken.

Über Geschlechtskrankheiten reden

Die meisten Geschlechtskrankheiten lassen sich heute wirksam behandeln, wenn sie rechtzeitig erkannt und therapiert werden. Bleiben sie unbemerkt, können sie sich auf weitere Sexualpartner auszubreiten. Vor allem werden Infektionen weitergetragen, die asymptomatisch verlaufen, aber dennoch ansteckend sind (z. B. Chlamydien).

Unbehandelt sind dann Komplikationen oder Spätfolgen in unterschiedlichster Ausprägung möglich:

  • Die Erreger können sich im ganzen Körper ausbreiten und weitere Organe befallen, das ist bei Gonokokken der Fall.
  • Unfruchtbarkeit und Fehlgeburten, zum Beispiel durch Chlamydien, sind ebenso gefürchtet wie
  • neurologische Spätschäden (z. B. durch Syphilis),
  • Krebserkrankungen (z. B. durch Humane Papillomaviren/HPV) oder
  • letale Verläufe (z. B. Human Immunodeficiency Virus/HIV).

Erste Anzeichen für eine Geschlechtskrankheit

Frühe Zeichen, die auf eine Geschlechtskrankheit deuten, machen sich bei vielen Infektionen zunächst an der Haut oder Schleimhaut bemerkbar. Es zeigen sich Rötungen, Pusteln, Bläschen oder Geschwüre in der Genitalregion beziehungsweise je nach Sexualpraktik auch im Analbereich oder Mund-Rachen-Raum.

Ebenso können genitale Schwellungen, Juckreiz, ein ungewöhnlicher Ausfluss aus Vagina oder Harnleiter, Unterbauchschmerzen oder Schmerzen beim Wasserlassen auftreten. Da sich einige dieser Symptome auch bei harmloseren Erkrankungen (z. B. Vaginalmykosen) zeigen, beachten die Betroffenen sie teils nicht genug.

Infektionswege und Risikogruppen kennen

Prinzipiell kann sich jeder mit einer STI anstecken. So werden heute im Allgemeinen Geschlechtskrankheiten genannt. Die Abkürzung steht für Sexually Transmitted Infections, womit der Übertragungsweg zum Ausdruck gebracht wird. Denn es handelt sich bei den STI um Infektionen, die über infektiöse Körperflüssigkeiten übertragen werden, zum Beispiel

  • Sperma,
  • Scheidenflüssigkeit,
  • den Flüssigkeitsfilm der Darmschleimhaut,
  • (Menstruations-)Blut,
  • Inhalt von Geschwüren/Bläschen,
  • mitunter auch über Speichel oder Muttermilch.

Die Erreger werden vor allem beim Sexualverkehr übertragen (Vaginal-, Anal-, Oralsex), einige aber auch unter der Geburt auf das Kind.

Vor allem Heranwachsende sind für STI gefährdet. Da ihre Immunabwehr im Genitalbereich noch unausgereift ist, sind sie besonders anfällig für Krankheitserreger. Hinzu kommt, dass junge Menschen in diesem Alter meist noch keine festen Partnerschaften haben, und das Risiko für eine STI prinzipiell mit wechselnden Sexualpartnern steigt. Insbesondere kommen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen Infektionen mit Chlamydien und HPV vor.

HIV, Syphilis und Gonorrhö treten in der Mehrzahl bei Personen auf, die Analsex praktizieren, weil die Erreger hierbei wesentlich leichter als bei vaginalem Verkehr übertragen werden.

Darüber hinaus zählen Infektionen mit Hepatitis B-Viren, Herpes simplex-Viren 1 und 2 (HSV-1 und HSV-2) sowie mit dem Parasiten Trichimonas vaginalis zu den häufigsten STI. Nicht selten liegen Mischinfektionen vor, da beim Vorliegen einer der STI die Empfindlichkeit und damit das Übertragungsrisiko für weitere Erreger ansteigt. Bei einigen STI (z. B. Gonorrhö, Syphilis, Chlamydien-Infektion, Genitalherpes, Trichomonaden) steigt vor allem das Risiko einer HIV-Übertragung.

Die häufigsten Geschlechtskrankheiten

Unter den zahlreichen STI gibt es drei, an denen Menschen besonders häufig erkranken. Werfen wir einen genaueren Blick auf Erreger, Symptome und Therapie.

Chlamydien

Am häufigsten treten Infektionen mit Chlamydia trachomatis auf, vor allem bei sexuell aktiven jungen Menschen. Mit zunehmendem Alter und stabiler Partnerschaft sinken die Infektionszahlen wieder. Die gramnegativen Bakterien verursachen urogenitale Entzündungen, die mit Ausfluss und Brennen beim Wasserlassen einhergehen, aber auch häufig unbemerkt bleiben oder asymptomatisch verlaufen.

Das größte Risiko unbehandelter Chlamydien-Infektionen ist eine ungewollte Sterilität. Chlamydien stellen die häufigste Ursache für die Unfruchtbarkeit junger Frauen dar. Aber auch beim Mann können sie zur Sterilität führen, wenn eine Urethritis nicht antibiotisch therapiert wird und sich die Entzündung auf Prostata, Hoden und Nebenhoden ausdehnt.

Antibiotikum der Wahl ist für beide Geschlechter Doxycyclin. Um Chlamydien frühzeitig aufzuspüren, wird beim Gynäkologen bis zum 25. Lebensjahr einmal jährlich ein Chlamydien-Screening durchgeführt, das von den Krankenversicherungen bezahlt wird. Ein Test auf Chlamydien ist ebenso Teil der Vorsorge während der Schwangerschaft, da eine Chlamydien-Infektion während der Schwangerschaft mit einem erhöhten Risiko von Frühgeburten, vorzeitigem Blasensprung, kindlichem Untergewicht und anderen Schwangerschaftskomplikationen einhergeht.

Gonorrhö: der Tripper

Zu einer Chlamydien-Infektion gesellt sich häufig eine Gonorrhöe. Auch sie zählt weltweit zu den drei häufigsten STI. Erreger sind Gonokokken (Neisseria gonorrhoeae), die vorzugsweise die Schleimhäute des Harnleiters, Gebärmutterhalses, Afters, Rachens sowie der Bindehaut der Augen befallen. Dort lösen sie Rötungen und Schwellungen aus. In seltenen Fällen gelangen die Erreger in den Blutkreislauf und verursachen eine generalisierte Gonokokken-Infektion.

Während die Infektionen bei Männern sehr häufig mit Beschwerden einhergehen, verlaufen sie bei Frauen oft symptomfrei oder mit nur geringen Symptomen. Typisches Krankheitszeichen ist ein eitriger Ausfluss aus Vagina, Penis oder Po, der der Erkrankung den Namen Tripper (von „tröpfeln“) eingebracht hat. Wird eine Gonorrhö nicht behandelt, nimmt die Infektion nach Abklingen der akuten Symptome einen chronischen Verlauf, der bei beiden Geschlechtern zur Unfruchtbarkeit führen kann.

Therapie der Wahl besteht in der Regel aus der Einmalgabe von 1 Gramm Ceftriacon intramuskulär oder intravenös, teilweise kombiniert mit 1,5 Gramm Azithromycin (p.o.). 

Syphilis

Zu den Top 3 der STI zählt außerdem die Syphilis. Das Bakterium Treponema pallidum aus der Klasse der Spirochäten wird hauptsächlich durch Kontakt- oder Schmierinfektion mit dem Inhalt der Syphilis-Geschwüre oder den nässenden Hautauschlägen weitergegeben. Daher ist der Sexualverkehr der häufigste Übertragungsweg. Aber auch der Kontakt mit infiziertem Blut (z. B. infizierte Spritzen) ist möglich, oder die Weitergabe des Bakteriums von der infizierten Mutter auf ihr Kind während der Schwangerschaft und unter der Geburt – wenn auch seltener.

Bei der überwiegenden Zahl der Infizierten lösen die Spirochäten eine chronische Infektion aus, die sich in mehrere Stadien untergliedern lässt. Auch eine Spontanheilung ist möglich. Die Erkrankung beginnt mit einem flachen, scharf begrenzten, harten Geschwür („harter Schanker“), das von selbst wieder abheilt. Später treten nässende Hautauschläge auf, die nach einiger Zeit verschwinden, dann wieder erneut ausbrechen und schließlich nach ein bis zwei Jahren ganz weg sind.

Nach unter Umständen jahrzehntelanger Symptomfreiheit endet die Erkrankung im vierten und letzten Stadium mit der Neurosyphilis. Sie ist durch neurologische und psychiatrische Symptome gekennzeichnet und endet meist tödlich.

Vergrößerte Hämorrhoiden

Hämorrhoidalleiden sind ebenfalls ein tabubehaftetes Thema, das den Intimbereich betrifft. Vielen Betroffenen ist es peinlich über unangenehmes Jucken, Brennen oder Nässen im Analbereich zu sprechen, obgleich Schätzungen zufolge etwa jeder zweite Bundesbürger darunter leidet. Ab etwa 35 Jahren steigt die Wahrscheinlichkeit an, erweiterte Gefäßpolster am Enddarm auszubilden. Zwischen dem 45. und 65. Lebensjahr ist ein Häufigkeitsgipfel zu beobachten.

Ein Blick auf die Anatomie kann den Betroffenen die Peinlichkeit ihrer Beschwerden nehmen, denn Hämorrhoiden sind eigentlich etwas ganz Natürliches. Sie kommen in jedem Organismus vor und übernehmen eine wichtige Funktion. Der griechische Begriff bedeutet „Blutfluss“ und bezeichnet ein Geflecht von Blutgefäßen in der Schleimhaut am Ausgang des Enddarms.

Im gesunden Zustand ist dieses Gefäßpolster nicht mit dem Finger zu ertasten. Es befindet sich etwa drei bis vier Zentimeter oberhalb des Afters (Anus) und dient als Schwellkörper, der gemeinsam mit dem Afterschließmuskel die Austrittsöffnung des Darms nach außen hin abdichtet.

Normalerweise strömt das Blut aus diesem Schwellkörper wieder heraus, wenn sich der Schließmuskel beim Stuhlgang entspannt. Problematisch wird es erst, wenn dieser Vorgang nicht richtig funktioniert. Dann staut sich das Blut, die kleinen arteriellen Gefäße schwellen an und erweitern sich. Folge sind vergrößerte Hämorrhoiden, die sich als knotenartige Vorwölbungen der Schleimhaut darstellen und dem Betroffenen Beschwerden bereiten.

Symptome und Ursachen von Hämorrhoiden

Welche Symptome mit welcher Intensität auftreten, hängt maßgeblich davon ab, wie weit das Hämorrhoidalleiden schon fortgeschritten ist. Es werden vier Schweregrade beziehungsweise Krankheitsstadien unterschieden.

Während die vergrößerten Hämorrhoiden anfangs nicht fühlbar sind und nur gelegentlich hellrote Blutungen verursachen, nehmen sie im weiteren Krankheitsverlauf immer mehr an Größe zu. Sie wölben sich schließlich nach außen, treten aus dem After hervor und können sogar dauerhaft vor dem äußeren Afterrand liegen bleiben.

Damit einhergehend verursacht das vergrößerte Gefäßpolster zunehmend Beschwerden wie

  • Juckreiz,
  • Brennen,
  • Nässen,
  • Schmerzen,
  • Blutungen,
  • Stuhlschmieren sowie
  • Probleme bei der Darmentleerung bis hin zur Stuhlinkontinenz.

Verschiedene Faktoren können die Entstehung vergrößerter Hämorrhoiden begünstigen. Eine familiäre Veranlagung für ein schwaches Bindegewebe kann ebenso wie ungünstige Lebensgewohnheiten (z. B. ungesunde Ernährung, Bewegungsarmut, überwiegend sitzende Tätigkeiten) für eine Gewebeschwäche sorgen, die der Entwicklung vergrößerter Hämorrhoiden Vorschub leisten. Ungünstige Durchblutungs- und Druckverhältnisse im Beckenbereich tragen ihr Weiteres dazu bei.

Ist der Blutfluss behindert oder schießt Blut ruckartig in das Gefäßpolster, schwellen die Schwellkörper an und können das Gewebe schwächen. Davon betroffen sind vor allem Personen, die häufig schwere Lasten heben müssen oder Krafttraining praktizieren. Ebenso steigt bei Menschen mit hohem Gewicht oder bei Personen, die bei der Stuhlentleerung stark pressen, der Druck auf die Beckenbodenmuskulatur zu sehr an.

Hämorrhoiden vorbeugen und behandeln

Ein Hämorrhoidalleiden verschlechtert sich unbehandelt zunehmend. Dem sollten Betroffene gleich zu Anfang mit einer gesunden Lebensführung vorbeugen:

  • ballaststoffreiche Ernährung
  • ausreichend große Trinkmengen
  • vermehrte Bewegung
  • Optimierung des Stuhlentleerungsverhaltens

Geeignete proktologische Präparate verlangsamen das Fortschreiten.

In den ersten zwei Stadien der Erkrankung lindern verschreibungsfreie Salben und Zäpfchen die Beschwerden meist ausreichend. Im Rahmen der Selbstmedikation gelten Präparate mit Lidocain als Mittel der Wahl, da es von den verschiedenen Lokalanästhetika das geringste allergische Potenzial aufweist. Das Risiko möglicher Kontaktallergien schränkt dennoch ihre Anwendungsdauer ein (auf bis zu drei Tage).

Eine pflanzliche Alternative stellen Gerbstoffe dar. Die Präparate haben zudem den Vorteil, dass sie auch ohne ärztliche Begleitung über einen längeren Zeitraum appliziert werden dürfen (je nach Präparat zwei bis vier Wochen). Sie enthalten einen Fluidextrakt aus Hamamelisblättern, deren Gerbstoffe adstringierend, blutungsstillend und entzündungshemmend wirken. Durch den zusammenziehenden Effekt beruhigt sich die Haut und wird zur Heilung angeregt.

Eine vierwöchige Therapie erlaubt auch eine Kombination aus basischem Bismutgallat und Titandioxid. Sie wirkt sekretbindend und wundheilungsfördernd und lindert dadurch Beschwerden wie Reizungen, Juckreiz, Brennen sowie Nässen.

Vier Stadien eines Hämorrhoidalleidens

Stadium I: Die Hämorrhoiden sind geringfügig vergrößert und äußerlich noch nicht zu sehen. In der Regel sind sie beschwerdefrei und machen sich nur gelegentlich durch hellrote Blutungen auf dem Stuhl, dem Toilettenpapier oder in der Wäsche bemerkbar.

Stadium II: Beim Stuhlgang werden Gefäßpolster gelegentlich aus dem After herausgedrückt, sodass sie sichtbar und tastbar werden. In diesem Stadium ziehen sie sich jedoch meistens spontan wieder zurück. Die Betroffenen haben nach dem Stuhlgang oft das Gefühl einer unvollständigen Stuhlentleerung. Das führt zu längeren Sitzungen auf der Toilette mit anhaltendem Pressen, wodurch sich das Leiden wiederum verschlimmert. Das zweite Stadium macht sich durch Beschwerden wie Brennen, Juckreiz und leichtere Blutungen bemerkbar.

Stadium III: Die Hämorrhoiden treten nicht nur beim Stuhlgang, sondern auch bei körperlichen Belastungen hervor. Sie bleiben dauerhaft sicht- und tastbar, lassen sich aber mit den Fingern zurück in den Analkanal schieben. Aufgrund des Schleimhautvorfalls kommt es zu Nässen, Schleimabgang, Blutungen und Stuhlschmieren. Betroffene leiden in diesem Stadium meist unter erheblichen Beschwerden.

Stadium IV: Die vergrößerten Blutgefäße liegen dauerhaft außerhalb des Darmausganges vor dem äußeren Afterrand, sind nicht mehr reponierbar und verursachen Jucken, Brennen, Nässen, Blutungen, Hautirritationen und Schmerzen. Die Betroffenen haben in diesem Stadium ein permanentes Fremdkörpergefühl und können oft den Stuhl nicht mehr halten (Stuhlinkontinenz).

Ist das Hämorrhoidalleiden schon weiter fortgeschritten (Stadium III und IV), werden verschreibungspflichtige Präparate erforderlich. Sie enthalten Lokalanästhetika wie beispielsweise Cinchocain oder Glucocorticoide wie etwa Hydrocortison enthalten. Häufig sind dann neben einer medikamentösen Therapie zusätzlich noch operative Maßnahmen notwendig.

Allen Präparaten ist gemeinsam, dass sie nur rein symptomatisch wirken. Sie lindern bestehende Beschwerden kurzfristig, heilen sie aber nicht dauerhaft. Bereits vergrößerte Hämorrhoidalgefäße bleiben bestehen und können nicht mit proktologischen Zubereitungen verkleinert werden. Die Proktologika tragen aber dazu bei, ein Voranschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Spontanremissionen, also das Abheilen von allein, sind selten. Sie werden lediglich in den ersten zwei Stadien der Erkrankung beobachtet, ebenso nach einer Schwangerschaft.

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