Mann sitzt traurig am Fenster© Rawpixel / iStock / Getty Images Plus
Symptome wie Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Traurigkeit oder Freudlosigkeit können auf eine depressive Störung hindeuten.

Psychosomatik

WIE SCHULTERFASZIEN UND DEPRESSIONEN ZUSAMMENHÄNGEN

Haben Menschen, die unter Depressionen leiden, auch körperliche Beeinträchtigungen? Vergangene Untersuchungen belegen bereits einen Zusammenhang zwischen Körper und Psyche. Neue Studien legen nun auch eine Wechselwirkung zwischen Faszien im Schulterbereich und Depressionen nahe.

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Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Traurigkeit oder Freudlosigkeit – diese Symptome können auf eine depressive Störung hindeuten. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mensch im Laufe seines Lebens an einer Depression erkrankt, ist bei Frauen doppelt so hoch wie bei Männern. 

Eine Depression beeinträchtigt nicht nur den Betroffenen, sondern nimmt auch ein Stück Lebensqualität. Zudem leidet auch das körperliche Befinden. Dies wurde bereits in einigen wissenschaftlichen Untersuchungen belegt. „In den letzten Jahren mehren sich die wissenschaftlichen Befunde, die einen engen Zusammenhang von Körper und Psyche belegen“, so Professor Dr. Johannes Michalak von der Universität Witten/Herdecke.
 

Faszien spielen eine Rolle

Für  Michalak und sein Team rückte nun in zwei neuen Studien das muskuläre Bindegewebe, die Faszien, in den Vordergrund und ob eine Wechselwirkung zwischen depressiven Störungen und den Faszien im Schulter-Nacken-Bereich nachzuweisen ist. 149 Probanden wurden dafür von dem Team untersucht. „In der ersten Studie haben wir uns dafür interessiert, ob die Eigenschaften des muskulären Bindegewebes der Schulter-Nackenpartie von depressiven Personen sich von denen gesunder Probanden unterscheiden. Unsere Ergebnisse zeigen, dass Depressive einen höheren Grad von Steifigkeit und weniger Elastizität im Schulter-Nacken-Bereich aufweisen als gesunde Vergleichsprobanden“.
 

Können Übungen depressive Prozesse beeinflussen?

In einer weitere Untersuchung wollten die Wissenschaftler nun herausfinden, ob die depressive Störung durch kurze gezielte Übungen des Bindegewebes

beeinflusst werden kann. Hierfür wurden zwei Versuchsgruppen mit depressiven Patienten gebildet. Die Teilnehmer der ersten Gruppe sollten ihre Schulter-Nackenpartie mit einer Schaumstoffrolle („Faszienrolle“) unter Anleitung einige Minuten selbst durch Rollbewegungen massieren. Dadurch soll die Flexibilität des Bindegewebes wieder erhöht werden. Innerhalb der zweiten Gruppe wurden lediglich Auf- und Ab-Bewegungen im Schulter- und Nackenbereich durchgeführt, ohne aber den Bereich mit der Faszienrolle zu massieren. 

Während der Übergangszeit zwischen den Übungen wurden beiden Gruppen je zehn positive Begriffe wie „schön“, „stolz“ oder „selbstbewusst“ und zehn negativ besetzte Begriffe wie „schlecht“, „hässlich“ oder „schwerfällig“ von einem Tonband vorgelesen. Im Anschluss an die Übungen wurden die Probanden zudem gefragt, welche Begriffe ihnen im Gedächtnis geblieben sind. „Wir haben da einen in der Wissenschaft etablierten Test zum sogenannten Memory Bias, der die Depressionsanfälligkeit erfasst, durchgeführt“, beschreibt Michalak den Versuchsablauf.

Zusätzlich wurde die Stimmung nach den Übungen über einen Fragebogen ermittelt. Innerhalb der Gruppe, die eine Selbstmassage durchgeführt hatte, war die Stimmung wesentlich positiver und sie erinnerten sich an deutlich weniger negative Worte als in der zweiten Gruppe. Michalak erklärt hierzu: „Unsere Ergebnisse liefern Hinweise darauf, dass Steifigkeit und geringe Elastizität des muskulären Bindegewebes möglicherweise mit dazu beitragen könnte, dass Depressive sich nicht so gut aus ihrem negativen Zustand lösen können. Wir haben allerdings nur die temporären Effekte einer kurzen Selbstmassage untersucht. Ob eine längerfristige Behandlung des muskulären Bindegewebes, in Kombination mit anderen Behandlungselementen, depressiven Personen dabei helfen könnte, ihre Depression besser zu überwinden, muss in zukünftigen Forschungsarbeiten untersucht werden.“

Quellen:
Michalak, J., Aranmolate, L., Bonn; A., Grandin, K., Schleip, R., Schmiedtke, J., Quassowsky, S., Teismann, T.: „Myofascial tissue and depression“, Cognitive Therapy & Research, 21. Dezember 2021. https://link.springer.com/article/10.1007/s10608-021-10282-w  
https://idw-online.de/de/news787930
 

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