Personalisierte Therapie
BLUTDRUCKSENKER WIRKEN INDIVIDUELL
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An der Universität Uppsala in Schweden brachte eine große Untersuchung an 270 Menschen mit Bluthochdruck zu Tage, dass die Wahl des jeweils idealen Wirkstoffes einen großen Unterschied machen kann.
Das Team um Professor Dr. Johan Sundström nahm sich fünf Jahre Zeit, um vier Substanzen aus unterschiedlichen Wirkstoffklassen miteinander zu vergleichen. Die Ergebnisse sind deutlich. Sie werfen außerdem die Frage auf, ob Arzneimitteltherapien personalisierter gestaltet werden sollten.
Individuell passender Blutdrucksenker wirkt stärker
Wurde der für den jeweiligen Patienten ideale Wirkstoff gewählt, sank der Blutdruck um bis zu 4,4 Millimeter-Quecksilbersäule (mmHg). Das entspricht laut Sundström in etwa dem Effekt, den eine Dosisverdopplung der jeweiligen Substanz bewirken würde. Ein deutliches Ergebnis, das zumindest weitere Untersuchungen sinnvoll erscheinen lässt.
Den für den Patienten idealen Wirkstoff zu wählen hat den gleichen Effekt wie eine Verdopplung der Dosis.
Welche Blutdrucksenker die Studie vergleicht – und wie
Die Probanden wurden in vier Gruppen aufgeteilt und erhielten jeweils eine Monotherapie aus
- Lisinopril,
- Candesartan,
- Hydrochlorothiazid (HCT) oder
- Amlodipin
über sieben bis neun Wochen. Jede Therapiephase startete mit einer zweiwöchigen Placebo-Gabe, an deren Ende eine 24-Stunden-Messung des Blutdrucks erfolgte. Anschließend nahmen die Probanden über zwei Wochen die halbe, den Rest der Zeit die volle Zieldosis des jeweiligen Stoffes ein.
Bei Lisinopril waren dies 20 Milligramm (mg), bei Candesartan 16 mg, bei HCT 25 mg und bei Amlodipin 10 mg. Am Ende der Therapiephase maßen die Forschenden erneut den Blutdruck über 24 Stunden. Jeder Teilnehmer erhielt jeden Wirkstoff für eine Therapiephase und zwei zufällig ausgewählte Substanzen zweimal.
Zwischen Lisinopril und Candesartan waren die individuellen Wirkunterschiede kaum erkennbar, ebenso zwischen HCT und Amlodipin. Während ersteres wegen der ähnlichen Wirkmechanismen von Lisinopril und Candesartan zu erwarten war, verwundert letzteres. Amlodipin als Calciumkanalblocker und HCT als Thiaziddiuretikum senken den Blutdruck auf jeweils vollkommen unterschiedliche Weise. Warum sie sich in der Studie so ähnlich verhalten, bleibt bisher unklar.
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Vielversprechender Anfang
Die Ergebnisse der qualitativ hochwertigen Studie aus Schweden sind zwar deutlich, allerdings bleibt die Relevanz für die Praxis zunächst fraglich. Die meisten Patienten werden gemäß den geltenden Therapieleitlinien nicht mit Monotherapien behandelt, sondern erhalten mehrere Wirkstoffe. Die Wissenschaftler in Uppsala wählten jedoch bewusst dieses Studiendesign, da sonst der Aufbau zu komplex geworden wäre, wie sie selbst sagen.
Sie zeigen damit aber, dass weitere Untersuchungen sich durchaus lohnen könnten. In der Apothekenpraxis spielt das Thema Blutdruck eine große Rolle, weil es viele Menschen betrifft. Die optimale Einstellung eines zu hohen Blutdrucks kann helfen, Folgeerkrankungen wie Arteriosklerose, Herzinsuffizienz oder Nierenprobleme zu verhindern.
Wenn es gelingt, individuelle Wirkunterschiede besser zu berücksichtigen, könnten eventuell Dosen reduziert werden, was den Stoffwechsel entlastet. Dies gilt besonders bei der Einnahme mehrerer Arzneimittel. Weitere Forschung zu dem Thema fordern auch die Schweden selbst.
Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/wirkung-von-antihypertensiva-individuell-verschieden-139535/
https://www.deepdyve.com/lp/american-medical-association/is-personalized-antihypertensive-drug-selection-feasible-3MD23S0qzX?key=JAMA
https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT02774460