Eine welke Kartoffelpflanze, die an der Schwarzbeinkrankheit leidet© Tomasz Klejdysz / iStock / Getty Images Plus
Da hat selbst der Kartoffelkäfer nix mehr zu lachen: Die Schwarzbeinkrankheit lässt die komplette Pflanze absterben.

Neue Substanzen

KARTOFFELKRANKHEIT ERWEIST SICH ALS SEGEN GEGEN CANDIDA ALBICANS

Yin und Yang gibt’s auch bei Pilzen: Forscher haben entdeckt, dass in einem bakteriellen Krankheitserreger, der bei Kartoffeln „Schwarzbeinigkeit“ verursacht, heilsame Kräfte für den Menschen stecken. Solanimycin heißt die Substanz, die auch gegen den humanpathogenen Pilz Candida albicans wirkt.

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Was Alexander Fleming schon beim Pinselschimmelpilz Penicillinum notatum aufgefallen war – dass nämlich rund um ihn in der Petrischale charakteristische Hemmhöfe entstanden, in denen nichts wuchs -, gerät langsam wieder in den Fokus der Wissenschaft. Hier beschäftigt man sich nun mit bestimmten Bakterien, die meist friedlich im Boden leben und daher häufig nur der Landwirtschaft auffallen.

Miguel Matille und Rita Monson von der University of Cambridge richteten ihren Blick also auf phytopathogene Bakterien, hier besonders auf den Erreger Dickeya solani, der an Kartoffelpflanzen die sogenannte „Schwarzbeinigkeit“ verursacht. Dabei zeigen einzelne oder alle Triebe einer Pflanze an der Basis schwarze Verfärbungen, die Triebe welken, faulen und lassen sich leicht aus der Erde ziehen – auch die Knolle kann befallen sein. Die Forschenden interessierten sich vor allem für eine bekannte Strategie dieser Mikroben: Sie können nämlich gezielt Konkurrenten (wie andere Bakterien und Pilze) vergiften, um sich Vorteile zu verschaffen.

Dickeya solani vergiftet Konkurrenten, wenn’s nötig ist

Und weil dem einen sin Uhl dem anderen sin Nachtigall ist, nahmen sie das antimikrobielle Waffenarsenal von Dickeya solani einmal ganz genau unter die Lupe: Der Pilz produziert zum Beispiel Oocydin A, mit dem er sich gleich gegen mehrere Pflanzenpathogene verteidigt. Das war bekannt. Es gab aber noch mehr Wirkstoffe zu entdecken: eine Substanz namens Solanimycin zum Beispiel. Diese zeigte Wirkungspotenzial gegenüber wichtigen Schaderregern an verschiedenen Kulturpflanzen, die der Landwirtschaft weltweit erheblich zu schaffen machen. Daneben konnten die Wissenschaftler*innen am Beispiel des Pilzes Candida albicans auch das Potenzial für die Humanmedizin aufzeigen. Der kann nämlich beim Menschen unter Umständen erhebliche Gesundheitsprobleme mit lebensbedrohlichen systemischen Infektionen verursachen – gut, wenn er vorher eliminiert wird.

Das Bakterium produziert übrigens seine giftige Verbindung nur dann, wenn es sinnvoll ist. Die Herstellung von Solanimycin ist nämlich für den Einzeller ziemlich aufwändig und passiert nur dann, wenn Dickeya solani schon mittendrin in der Kartoffel ist: „Es handelt sich um ein Antimykotikum, von dem wir glauben, dass es pilzliche Konkurrenten abtöten soll, was den Bakterien sehr nutzen kann“, sagt Monson.

Forscher gehen auf die Suche nach weiteren Mykotika

Jetzt geht das Ganze in die Labor-Testphase. Chemiker*innen nehmen bereits die Molekularstruktur von Solanimycin auseinander, um sie besser zu verstehen. Anschließend können Tests im Pflanzen- und Tiermodell erfolgen. Grundsätzlich finden die Forscher, dass in Pflanzenpathogenen grundsätzlich viel Potenzial steckt, das auch gegen Krankheiten von Menschen eingesetzt werden kann: „Wir müssen offen sein für die Erforschung von allem, was es da draußen gibt, um eine antimikrobiell wirksame Substanzen zu finden“, so Matilla.

Quelle: wissenschaft.de

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