Hefepilz | Resistenzbildung
CANDIDA ALBICANS TRICKST SIE ALLE AUS
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Der Hefepilz Candida albicans ist bei Forschern beliebt: Bei fast allen Menschen nistet er im Verdauungstrakt. Wegen seines häufigen Vorkommens kann man an ihm wunderbar Studien betreiben. Albicans ist auch ein Indikator dafür, dass das menschliche Immunsystem funktioniert. Das hält ihn nämlich normalerweise in Schach.
Vermehrt sich Candida jedoch munter, ist irgendetwas nicht in Ordnung und seine Verbreitung kann bei immungeschwächten Menschen lebensbedrohliche Infektionen verursachen, gegen die auch Antimykotika nicht helfen. Auch deshalb wollten Biologen herausbekommen: Wie macht das der Pilz eigentlich - Resistenzen bilden?
Dazu verabreichten sie ein gängiges Medikament – Fluconazol - gegen Pilzbefall, das bei Candida die Synthese von Ergosterol hemmt. Ergosterol erfüllt bei dem Pilz ähnlich wichtige Funktionen wie Cholesterin beim Menschen. Wie der kleine Hefepilz es schafft, dass Fluconazol bei ihm nicht mehr anschlägt, hat die Arbeitsgruppe von Professor Joachim Morschhäuser vom Institut für Molekulare Infektionsbiologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) herausbekommen: Die Resistenz gelingt dem Pilz mit zahlreichen Mechanismen. Beispielsweise befördert er mit speziellen Pumpen das Medikament aus seinen Zellen hinaus. Und dann ist da noch etwas: Normalerweise vermehrt sich Candida albicans ungeschlechtlich, durch Zellteilung nämlich. Morschhäusers Arbeitsgruppe hat herausgefunden, dass resistente Pilzzellen in Gegenwart von Fluconazol auf geschlechtliche Fortpflanzung umschalten können. In diesem Fall verschmelzen die Zellen über spezielle Fortsätze und vereinigen ihr Erbgut. In den Nachkommenzellen werden verschiedene Resistenzmechanismen neu kombiniert und diese werden sogar noch unempfindlicher beziehungsweise hochresistent gegen Fluconazol – einer der großen Vorteile von sexueller Fortpflanzung. Natürlich setzen sich so die Zellen durch, die die vorteilhaften Resistenzmerkmale erhalten haben.
Fluconazol selektiert also nicht nur auf Resistenzmutationen, sondern kann gleichzeitig zu Veränderungen im Erbgut führen, die den normalerweise asexuellen Pilz „paarungskompetent“ machen und es den Zellen erlauben, sogar Resistenzmechanismen zu kombinieren und damit hochresistente Nachkommen zu erzeugen.
Morschhäuser vermutet, dass dies nur ein Trick von vielen ist. Als nächstes möchte er untersuchen, ob auch andre Formen der Anpassung auf ähnliche Weise dazu beitragen, dass sich der Pilz jeweils neue Wirtsnischen sucht und sich dort etablieren kann.
Alexandra Regner,
PTA und Journalistin
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft