Forschung Medizin
LAXANZIEN
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Fakten – Lässt sich mit Verhaltensänderungen keine ausreichende Linderung der Obstipation erzielen, raten Experten zu Laxanzien wie beispielsweise Bisacodyl (Dulcolax®), Natriumpicosulfat (Laxoberal®) oder Macrogol (DulcoSoft®). Um den Gebrauch von Laxanzien ranken sich verschiedenste Mythen, die nicht nur Apothekenkunden, sondern auch das Fachpersonal zum Teil verunsichern. Eine fälschliche Annahme ist, dass eine Einnahme stimulierender Laxanzien zu einer Störung der Serumelektrolyte führe. Wie Nicole Hackl, PTA, Pharmazieökonomin und Coach im Bereich Apothekensupport aus Langenbach während des digitalen Pressegesprächs „Gesundheitszentrale Darm“ erläuterte, konnte dies in Studien eindeutig widerlegt werden.
Selbst eine langfristige Einnahme von Bisacodyl oder Natriumpicosulfat hatte in der Langzeitanwendung keine Auswirkungen auf die Serumelektrolyte. Werden Laxantien bestimmungsgemäß eingesetzt, sodass ein weich geformter Stuhl abgesetzt werden kann, sind Elektrolytverluste weder bekannt noch zu erwarten. Ebenso zeigen Studien, dass sich bei langfristiger Einnahme über Jahre oder Jahrzehnte hinweg weder Wirkverluste noch Dosissteigerungen über die Dosierempfehlung hinaus einstellen, selbst wenn dies immer noch gelehrt wird.
Auch die Deutsche Leitlinie gibt Entwarnung: Eine Beschränkung der Einnahmedauer ist nicht notwendig. Die Behandlung solle sich in Dosierung und Dauer nach den Bedürfnissen der Patienten richten. Eine nicht funktionierende Verdauung ist für viele ein sensibles und tabubehaftetes Thema. Und lange Zeit war man der festen Ansicht, dass eine Obstipation im Wesentlichen ein Lifestyle-Fehler sei.
Dem widersprach auch Prof. Peter Layer, Ärztlicher Leiter des Israelitischen Krankenhauses Hamburg. „Das ist nicht der Fall. Psyche, Sportmangel, ballaststoffarme Ernährung und ein ungesunder Lebensstil sind nicht die Ursachen einer Verstopfung.“ Zwar sei es möglich durch einen gesünderen Lebensstil das Problem zu lindern, eine bestehende Verstopfung ließe sich durch ein ausgeprägtes Sportprogramm aber nur bedingt bessern, vor allem bei bereits mobilen Patienten. Ähnliches gelte für die Ernährung, denn auch Ballaststoffe helfen nicht bei allen Betroffenen.
Zum Thema Ernährung ergänzte Prof. Hannelore Daniel, Professorin für Ernährungsphysiologie an der Technischen Universität München und Direktorin des Zentralinstituts für Ernährungs- und Lebensmittelforschung (ZIEL) am Wissenschaftszentrum Weihenstephan, dass die derzeit viel diskutierte Rolle des Darm-Mikrobioms auf die Darmmotilität auch noch nicht hinreichend in Studien belegt sei: „Die Einflüsse der Ernährungsweise auf das Mikrobiom und seine Diversität sind nach heutigem Kenntnisstand eher erstaunlich gering“. GC
Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 09/2021 auf Seite 12.
Quelle
„Gesundheitszentrale Darm“, digitale Presseveranstaltung vom 29. April 2021. Veranstalter: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH.