Ein Glas mit Aperol Spritz, garniert mit Orangenscheibe und Trinkhalm© starpik /iStock/Getty Images Plus

Faktencheck

ENTHÄLT APEROL SPRITZ KREBSERREGENDE FARBSTOFFE?

Die Farbstoffe, die Aperol sein kräftiges Orange verleihen, sollen krebserregend sein. Das liest man zumindest in den sozialen Netzwerken aktuell. Aber wie hoch ist das Krebsrisiko durch den Aperitif wirklich? Ein Faktencheck.

Seite 1/1 3 Minuten

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Ein erfrischender Aperol Spritz an einem lauen Sommerabend: Für manche geht's gar nicht besser. Das Rezept ist denkbar einfach: eine Orangenscheibe mit ein paar Eiswürfeln in ein Weinglas geben, 3 Zentiliter (cl) Aperol, 6cl Prosecco und einen Schuss Sodawasser dazu – fertig.

In sozialen Netzwerken wird an mancher Stelle behauptet, die Farbstoffe des Aperitifs seien extrem giftig und krebserregend. Ein Faktencheck dazu, wie es um das Krebsrisiko und die gesundheitsschädliche Wirkung von Aperol wirklich steht.

Behauptung

Wegen der stark krebserregenden Farbstoffe sollte Aperol Spritz gar nicht konsumiert werden.

Bewertung

Irreführend.

Fakten

Aperol ist eine Marke der Campari-Gruppe. Der bittere italienische Likör wird gern als Aperitif oder in Cocktails verwendet. Als Aperol Spritz wird eine Mischung mit Prosecco und Mineralwasser bezeichnet. Discounter bieten vielfach Aperol ähnelnde Eigenmarken an.

Seine auffällige orange-rote Farbe verdankt Aperol den beiden zugesetzten künstlichen Farbstoffen E 110 (Gelborange S) und E 124 (Cochenillerot A), deren Grundstoff Erdöl ist. Die sogenannten Azofarbstoffe gelten als „sehr umstritten“, wie es bei der Verbraucherzentrale Berlin heißt. Sie können demnach bei Menschen, die allergisch auf Acetylsalicylsäure reagieren oder generell anfällig für Allergien sind, zu pseudoallergischen Reaktionen wie Hautrötungen und Asthma führen. Aber erhöhen sie auch das Krebsrisiko?

Aperol und Krebs: Das sagen die Behörden

Die in Lebensmitteln verwendeten geringen Mengen gelten als unbedenklich. Beide in Aperol enthaltenen Farbstoffe sind zugelassene Lebensmittelzusatzstoffe. Laut dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) werden Zusatzstoffe nur zugelassen, wenn bestimmte Kriterien erfüllt werden. Dazu gehöre unter anderem der Nachweis, dass der Stoff gesundheitlich unbedenklich ist – das Krebsrisiko also nicht erhöht.

Also können die Farbstoffe in Aperol gar nicht krebserregend sein?

Eine Zulassung gilt vielfach nur für bestimmte Lebensmittelkategorien und begrenzte Höchstmengen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat auch für E 110 und E 124 Grenzwerte für die tägliche Aufnahme festgelegt:

  • Bei E 110 liegt diese maximale Menge bei vier Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht,
  • bei E 124 bei 0,7 Milligramm.
  • In Spirituosen wie Aperol dürfen beide Farbstoffe und andere derselben Kategorie in einer Gesamtkonzentration von bis zu 200 Milligramm pro Liter verwendet werden.

So könne eine Person mit einem Körpergewicht von 70 Kilogramm täglich bis zu 490 Milliliter Aperol konsumieren, ohne die empfohlenen Grenzwerte zu überschreiten, erklärt die Verbraucherzentrale. Maßgeblich für diese Rechnung ist der Farbstoff E 124 bei der Annahme, dass bis zu 100 Milligramm pro Liter im Aperol sein können. Das Ergebnis mit knapp einem halben Liter Aperol entspricht etwa acht Gläsern des Sommer-Getränks Aperol Spritz.

Ob und wie stark die Farbstoffe E 110 und E 124, die in Aperol enthalten sind, krebserregend wirken oder das Krebsrisiko erhöhen, dazu lieferten Studien unterschiedliche Ergebnisse. Festgestellt wurde nach Angaben der Verbraucherzentrale unter anderem, dass sich das Krebsrisiko bei Mäusen erhöhte – allerdings bei langer Gabe in hoher Konzentration. Trotzdem gehen andere Länder bereits wesentlich restriktiver mit E 124 um. In den USA etwa ist die Verwendung des Farbstoffs in Lebensmitteln gänzlich verboten.

Hinsichtlich E 110 verweisen Experten des Hamburger Umweltinstituts auf mögliche Nierentumoren bei Tieren, schränken aber ein: Für den Menschen sei in Studien bisher kein solcher Zusammenhang nachgewiesen worden.

Eine Person mit einem Körpergewicht von 70 Kilogramm kann täglich etwa acht Gläser Aperol Spritz trinken, ohne dass die potenziell krebserregenden Farbstoffe die empfohlenen Grenzwerte überschreiten.

Definitiv ein Krebsrisiko in Aperol: Alkohol

Zu bedenken ist bei der Bewertung – neben den Farbstoffen – aber auch noch ein anderer Inhaltsstoff des Aperols: der Alkohol. Dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Krebsrisiko gibt, sehen Experten schon lange als gesichert an. Dies gilt unter anderem für Speiseröhrenkrebs und Leberkrebs, wie es beim Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) heißt. Rund vier Prozent der jährlichen Krebsfälle in Deutschland lassen sich demnach direkt auf Alkohol zurückzuführen. Hinzu kommen weitere potenzielle gesundheitliche Folgen wie Schlaganfall, Herzversagen, Alkoholabhängigkeit und psychische Störungen.

Quelle: dpa

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