Biomarker
DURCHBRUCH BEI PARKINSON-DIAGNOSTIK
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Wissenschaftler einer großen Studie in den USA in Zusammenarbeit mit der Michael J. Fox Foundation haben einen Test entwickelt, der Parkinson bereits vor dem Symptombeginn in der Rückenmarksflüssigkeit nachweisen kann. Darauf haben Mediziner weltweit lange gewartet.
Bei dem neuen Test handelt es sich um ein Immunessay, das ein fehlgefaltetes Protein namens α-Synuclein nachweist. Dieser Nachweis bietet erstmals eine Möglichkeit, einen Schlüsselprozess in der Entstehung der Krankheit frühzeitig zu erkennen.
Falsches Eiweiß schädigt Hirnzellen
Der Test weist Agglomerate von α-Synuclein im Liquor lebender Personen nach. Das ist ein Durchbruch, denn bisher wird Parkinson entweder nach dem Tod bei Obduktionen erkannt oder anhand der Symptome diagnostiziert, nachdem sich bereits typische Veränderungen im Gehirn gebildet haben.
Diese Veränderungen entstehen durch Ablagerungen des α-Synucleins und betreffen bei Morbus Parkinson gezielt dopaminerge Nervenzellen. Auch die Früherkennung anderer Erkrankungen wie einiger Formen von Demenz soll der Test ermöglichen.
Parkinson-Diagnose jetzt durch Biomarker statt geschädigte Zellen
Die Diagnose von Morbus Parkinson erfolgt bisher durch eine spezielle bildgebende Diagnostik namens Dopamin-Rezeptor-Szintigraphie. Mit der Methode werden die bereits irreversiblen Schädigungen der dopaminergen Nervenzellen eindeutig nachgewiesen. Das Fortschreiten der Erkrankung und die Zustandsveränderungen durch Therapien beurteilen die behandelnden Ärzte dann lediglich nach dem klinischen Beschwerdebild der Patienten. Das bedeutet, dass es bisher keinen eindeutigen, objektiven Nachweis durch einen Biomarker gab.
Nach Angaben der Entwickler soll der Test mit einer Genauigkeit von bis zu 96 Prozent das fehlgefaltete Protein im Liquor nachweisen können. Ein positives Ergebnis bedeutet nicht zwingend, dass die Person an Parkinson leidet. Auch bestimmte Formen der Demenz sind Folgen der α-Synuclein-Ablagerungen und können so ebenfalls frühzeitig erkannt werden.
Die University of Texas gründete eigens das Biotech-Unternehmen Amprion, welches den Test unter dem Namen SYNTap® vermarktet. Ärzte können den Test dort für Personen bestellen, die beispielsweise aufgrund von genetischer Disposition oder anderer Faktoren ein erhöhtes Erkrankungsrisiko für neurodegenerative Erkrankungen aufweisen.
Ein Wermutstropfen: Nicht alle Formen der Parkinson-Erkrankung kann der Test so genau nachweisen. Bei einer Unterform der Krankheit, die mit einer Mutation am LRRK2-Gen einhergeht, betrug die Genauigkeit nur 68 Prozent. Hier deuten die Ergebnisse auf eine mögliche andere Ursache für die Erkrankung hin. Weitere Forschung wird nötig sein, um die Prozesse grundlegend zu verstehen.
Mehr aus der Parkinson-Forschung:
Langjährige Forschung, prominenter Patient
2010 begann die gezielte Suche nach einem Parkinson-Biomarker unter der Leitung von Kenneth Marek, Direktor am Institut für neurodegenerative Erkrankungen an der Yale University. Die Finanzierung erfolgte unter anderem durch die Michael J.Fox Foundation, einer gemeinnützigen Stiftung, die der bekannte US-Schauspieler nach seiner eigenen Parkinson-Diagnose ins Leben rief.
Kenneth Marek sieht den Test als Beginn einer neuen Ära in der Parkinson-Forschung. Er ermöglicht seiner Meinung nach eine völlige Neugestaltung klinischer Studien und damit eine kostengünstigere, effizientere Forschung, die mehr Menschen zugutekommt. Erstmals können Probanden gezielt ausgewählt und Effekte objektiv beurteilt werden.
Michael J. Fox selbst zeigt sich „tief bewegt“ und ist „unendlich dankbar“ für die rund 2000 Studienteilnehmer und zehntausende Privatspender, die diesen Durchbruch möglich machten.
Auch in Deutschland ist die Reaktion positiv. Mediziner erwarten, dass die Erkenntnisse Auswirkungen auf neue Therapien haben werden.
Quellen:
https://www.prnewswire.com/news-releases/die-michael-j-fox-foundation-gibt-bedeutenden-durchbruch-bei-der-suche-nach-parkinson-biomarker-bekannt-301796413.html
Daniela Berg, Christine Klein: „α-synuclein seed amplification and its uses in Parkinson's disease“, The Lancet Neurology, angekündigt für Mai 2023. https://doi.org/10.1016/S1474-4422(23)00124-2
https://www.welt.de/gesundheit/article244757850/Parkinson-Therapie-Neues-Verfahren-ermoeglicht-Nachweis-im-Vorstadium.html