CANNABIS: DARF DIE APOTHEKENLEITUNG EINEN DROGENTEST ANORDNEN?

Nach der Teil-Legalisierung von Cannabis kann es vorkommen, dass man unter der Woche kifft und das Cannabis dann in der Arbeitszeit noch nachweisbar ist. Bekifft zur Arbeit zu erscheinen und dadurch die Aufgaben nicht erledigen zu können, geht natürlich nicht. Doch darf der Arbeitgeber bei Verdacht auf Cannabis-Konsum einfach so Drogentests anordnen?

Die klare Antwort laut Fachanwältin für Arbeitsrecht Kathrin Schulze Zumkley: Nein. Jeder Test, ob auf Alkohol, THC (Tetrahydrocannabinol) oder andere Substanzen, greift in das grundgesetzlich geschützte Persönlichkeitsrecht der Arbeitnehmer*innen ein und kann je nach Art des Tests auch die körperliche Unversehrtheit beeinträchtigen. Arbeitgeber können ihre Mitarbeiter nicht zu solchen Tests zwingen.

Arbeitgeber können ihre Mitarbeiter nicht zu solchen Tests zwingen.

Grundsätzlich gilt jedoch: Auf dem Betriebsgelände können Arbeitgeber*innen den Konsum von Alkohol und Drogen wie Cannabis untersagen. Sie können zwar nicht kontrollieren, was PTA in ihrer Freizeit konsumieren, aber: „Arbeitnehmer dürfen sich nicht in einen Zustand versetzen oder in einem Zustand zur Arbeit kommen, in dem sie ihre Arbeit nicht ordnungsgemäß erfüllen können oder womöglich sogar andere gefährden“, so Schulze Zumkley. Da beinah alle Tätigkeiten, die PTA ausüben, die Gesundheit ihrer Kund*innen betreffen, ist diese womöglich gefährdet, wenn sie unter dem Einfluss von Cannabis arbeiten.

Auch, wenn sie keinen Drogentest fordern dürfen: Arbeitgeber*innen können bei Verdacht auf Cannabis- oder anderen Drogeneinfluss außerdem Indizien sammeln und ihre Mitarbeiter*innen darauf ansprechen. Denkbar sind etwa Ausfallerscheinungen oder glasige Augen. Arbeitgeber können ihre Mitarbeiter dann fragen, ob sie freiwillig einem Alkohol- oder Drogentest auf THC zustimmen.

Wie lang der Konsum von Cannabis nachweisbar ist, hängt von der Art des Drogentests ab. Schnelltests weisen THC im Blut bis zu drei Tage lang nach. Seine Abbauprodukte findet der Drogentest bis zu drei Wochen lang. Im Urin ist Cannabis von einer Woche bis zu drei Monaten nachweisbar, je nachdem, wie intensiv und häufig es konsumiert wird. In den Haaren findet ein THC-Test die Spuren des Cannabiskonsums mehrere Monate lang.

Häufig kommen Urin-Schnelltest auf THC zum Einsatz. Der Teststreifen enthält einen spezifischen Antikörper, an den ein Protein gebunden ist. Ist Cannabis in der Probe nachweisbar, bindet THC kompetitiv an den Antikörper und verdrängt das vorher gebundene Protein. Das führt zu einem farbigen Teststreifen.

Ein positiver Drogentest bildet also keinen Teststrich beziehungsweise nur einen Kontrollstrich, ein negativer Drogentest bildet hingegen eine farbige Linie beziehungsweise Kontrollstrich und Teststrich. Es ist also genau andersherum wie bei einem Schwangerschafts- oder Corona-Schnelltest.

Lehnen Beschäftigte einen Drogentest ab, müssen sich Chef*innen laut Schulze Zumkley entscheiden, ob sie

• die betreffende Person nach Hause schicken,
• die Entgeltzahlung für diesen Zeitraum verweigern und
• gegebenenfalls eine Abmahnung oder Kündigung aussprechen
• oder sie trotz Verdacht weiter arbeiten lassen.

Entscheiden sie sich fürs Nachhause-Schicken, können Arbeitnehmer*innen später

• geltend machen, nicht berauscht gewesen zu sein,
• den Lohn einfordern
• oder gegen die Abmahnung oder Kündigung vorgehen.

Ein Gericht muss dann klären, ob die Maßnahmen des Arbeitgebers gerechtfertigt waren, so Schulze Zumkley.

Zur Person
Kathrin Schulze Zumkley ist Fachanwältin für Arbeitsrecht, Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses der Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht im Deutschen Anwaltverein (DAV) und Dozentin der Deutschen Anwalt Akademie sowie der Rechtsanwaltskammer Hamm.

Quellen:
dpa
https://www.caritas.de/beitraege/wie-lange-ist-cannabis-nachweisbar/167488/
Gebrauchsinformation gabControl HomeLAB THC Teststreifen