Frau setzt sich einen Pen auf den Oberschenkel© AndreyPopov / istock / Getty Images Plus
Beim Anwenden eines Autoinjektors sollte man den Pen mit allen Fingern, auch den Daumen der starken Hand umfassen.

Apotheke

ANAPHYLAXIE: WAS IM NOTFALL ZU TUN IST

Laut neuem Infektionsschutzgesetz dürfen Covid-19-Schutzimpfungen nun auch in Apotheken verabreicht werden. Bei allen zugelassenen Vakzinen kommt es sehr selten zu anaphylaktischen Reaktionen – doch im Notfall ist schnelles Handeln gefragt.

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Neben Zahnärzt*innen und Tiermediziner*innen dürfen nun auch Apotheker*innen zum Schutz vor Covid-19 impfen. Mitte Dezember beschlossen Bundestag und Bundesrat die Gesetzesänderung und laut einer ABDA-Umfrage steht jedes zweite Apothekenteam hierfür gerne zur Verfügung. Nun heißt es Schulungen zu organisieren und die Organisation zu erklären. Und dabei ist ganz wichtig: Wie verhält man sich im Ernstfall richtig?

Denn obwohl anaphylaktische Reaktionen laut des aktuellen Sicherheitsberichts des Paul-Ehrlich-Instituts mit etwa sechs Fällen auf einer Million Erstimpfungen beziehungsweise ein bis zwei Fälle auf eine Million Zweitimpfungen bei den mRNA-Impfstoffen Comirnaty® und Spikevax® sehr selten auftreten, sind sie ernst zu nehmen. Für die beiden Vektorenimpfstoffe gelten ähnliche Fallzahlen. Eine Anaphylaxie tritt somit vergleichbar häufig wie nach jeder anderen Impfung auf. 

Handhabung des Adrenalin-Pens

Als erste Maßnahme sollte in einer solchen Akutsituation Adrenalin mit Hilfe eines Autoinjektors verabreicht werden. In Deutschland sind mehrere Geräte verschiedener Hersteller erhältlich, die sich in ihrer Anwendung unterscheiden. Daher sollte der Ernstfall regelmäßig trainiert werden, am besten mit einem Übungs-Pen. Theoretisch können die Autoinjektoren blockieren, daher sollten immer zwei pro Impfteam mitgeführt werden – manche Hersteller bieten mit einer N2-Packung direkt einen Doppelpack an. Auch wichtig: Tritt nach fünf bis zehn Minuten keine Besserung ein, lieber noch eine zweite Dosis verabreichen

Anaphylaxie 
Die potenziell lebensbedrohliche Immunreaktion beschreibt eine IgE-vermittelte systemische Allergie. Die im Körper zirkulierenden Antigen-Antikörper-Komplexe schließen Leukozyten und Thrombozyten ein und lagern sich in den Kapillaren verschiedener Gewebe ab. Daraus resultierende heftige Entzündungsreaktionen können bis zum Kapillarverschluss führen. Eine erhöhte Histaminfreisetzung verstärkt die Entzündung, führt zur Kontraktion (zum Beispiel an den Bronchien), einer erhöhten Gefäßpermeabilität und Schleimproduktion. Der Lungenkreislauf wird verlegt, das linke Herz erhält nicht mehr genügend Volumen – innerhalb einer Minute kann der komplette Kreislauf zusammenbrechen.  
 

Zur Anwendung des Autoinjektors an sich: 

  • Schutzkappe abziehen
  • Den Pen mit allen Fingern (auch Daumen) der starken Hand umfassen 
  • Pen circa zehn Zentimeter über Oberschenkel platzieren
  • Kräftig im 90-Grad-Winkel zustechen, egal ob durch Kleidung oder direkt auf Haut
  • Zehn Sekunden halten, dann Injektor langsam entfernen
  • Injektionsstelle massieren

Manche Autoinjektoren helfen durch eine farbliche Kennzeichnung bei der korrekten Platzierung und Handhabung. Doch für alle gilt: Nicht irritieren lassen, die Nadel des Pens ist nicht sichtbar, nachdem die Schutzkappe abgezogen wurde. Der Pen muss auch nicht ausgelöst werden, Adrenalin wird beim Eindringen in die Haut automatisch (daher Autoinjektor) abgegeben.

Und nach der Injektion?

Neben Adrenalin sollte in jedem Notfallset ein Antihistaminikum (wie Dimetinden, Cetirizin oder Desloratadin) und ein Corticoid (wie Betamethason) in flüssiger Form zur oralen Anwendung vorhanden sein. Beide Substanzen sollen nach der Adrenalingabe gegeben werden, etwa die Hälfte der jeweiligen Flasche. Antihistaminika wegen der Hautreaktionen, die 90 Prozent der Betroffenen entwickeln. Das Corticoid dient der Absicherung vor Spätreaktionen. Beide Wirkstoffe würden für eine alleinige Akutversorgung nicht schnell genug wirken.  

Quellen:
https://flexikon.doccheck.com/de/Anaphylaxie
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/bundestag-beschliesst-apotheken-impfungen-130169/seite/2/
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/das-sollten-apotheker-wissen-130347/
 

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