Klopapierrolle.© Rattankun Thongbun / iStock / Getty Images
Bei der Beratung zu Verdauungsproblemen ist von Apothekern und PTA oft Fingerspitzengefühl gefragt.

Verdauungsbeschwerden

ES RUMPELT IM BAUCH – DIARRHÖ UND OBSTIPATION

Während die einen das nun gar nicht mehr so stille Örtchen aufgrund von Durchfall kaum verlassen können, bleiben die anderen lange sitzen, weil sie an Verstopfung leiden. Was läuft hier falsch im Darm?

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Der Dünndarm ist der Hauptresorptionsort. Der Nahrungsbrei, der ihn in Richtung Dickdarm verlässt, muss nun aber noch eingedickt werden. Dies ist eine der Hauptaufgaben des Dickdarms. Hier werden rund 80 bis 90 Prozent des Wassers und der Elektrolyte entzogen und ins Blut überführt. Vermutlich ebenso wichtig sind die im Dickdarm angesiedelten Darmbakterien, die die Verwertung des Nahrungsbreis unterstützen. 

Die übrig gebliebenen Nahrungsreste werden unter Zugabe von Schleim aus der Darmwand gleitfähig gemacht und in Richtung Mastdarm (Rektum) geschoben. Hier wird der feste Stuhl gelagert, bis er durch einen Reflex über den After ausgeschieden wird.

Beratungsthema Diarrhö

Oft beginnt eine Diarrhö mit spürbaren Darmbewegungen, dann müssen die Betroffenen rasch die Toilette aufsuchen. Mehrmals täglich rennen sie und scheiden wässrigen bis breiigen Stuhl aus. Akute Durchfälle, die sich im Zusammenhang mit Nahrungsmittelintoxikationen oder als Reisediarrhö äußern, verschwinden in der Regel nach einigen Tagen von alleine wieder.

Eine schwere, anhaltende Durchfallerkrankung kann jedoch lebensbedrohlich werden, vor allem für Säuglinge, Kleinkinder und alte Menschen, denn sie kann rasch zu großen Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten führen. 

Dabei lassen sich verschiedene Formen unterscheiden:

  • Sekretorische Diarrhö: Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, bei Lebensmittelvergiftungen, durch Bakterientoxine oder durch die Überdosierung von Abführmitteln gibt der Darm vermehrt Wasser und Salze ins Darminnere ab, sodass es zu wässrigem Stuhl kommt.
  • Osmotische Diarrhö: Hiervon spricht man, wenn sich flüssigkeitsbindende Substanzen im Darm befinden.
  • Akute Diarrhö: Durchfällen mit einer Dauer von bis zu vier Wochen.
  • Chronische Diarrhö: Jede Durchfallerkrankung, die länger als vier Wochen anhält, kann als chronisch bezeichnet werden. 

Durch Salmonellen ausgelöste Diarrhöen sind in Deutschland meldepflichtig.

Bei den meisten Fällen, mit denen Sie in der Apotheke konfrontiert werden, handelt es sich um akute, nicht entzündliche Durchfallerkrankungen. Sie gehen manchmal mit Fieber und Erbrechen einher und werden von Bakterien oder Viren ausgelöst. Erreger sind:

  • Staphylokokken,
  • Clostridien,
  • Bacillus cereus,
  • Rotaviren,
  • Entereotoxin bildende E.coli (ETEC),
  • Noroviren,
  • Salmonellen.

Verschiedene Ursachen chronischer Diarrhö Dauern die Beschwerden vier Wochen oder länger an, sollten Sie den Kunden unbedingt an einen Arzt verweisen, da den Symptomen verschiedene Erkrankungen zugrunde liegen können. Ein plötzlicher Beginn, nächtliche Durchfälle, kontinuierliche (statt intermittierende) Krankheitsanzeichen, Abweichungen in verschiedenen Blutwerten, Verluste an Körpergewicht sowie eine Dauer von mehr als drei Monaten deuten auf organische Ursachen hin. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente führt möglicherweise zu Durchfall als Nebenwirkung. Hierzu gehören einige

  • Antibiotika,
  • Zytostatika,
  • nichtsteroidale Antiphlogistika,
  • Magnesiumpräparate,
  • der Übergebrauch von Laxanzien,
  • Orlistat,
  • Digitalis-Glykoside,
  • Theophyllin. 

Diarrhö bei Unverträglichkeiten

Kunden mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Zöliakie, Gluten- oder Lactose-Intoleranz klagen ebenfalls mitunter über Durchfälle, die von Oberbauchschmerzen begleitet werden können. Die Beschwerden treten bei ihnen vor allem nach dem Verzehr der entsprechenden Lebensmittel auf.

Beim sogenannten Fettstuhl (Steatorrhö), einer speziellen Diarrhö, werden nicht ausreichend Gallensäuren in den Dünndarm abgegeben. Diese werden benötigt um die Nahrungsfette zu spalten. Die ungespaltenen Fette können so nicht oder nur schlecht resorbiert werden, weshalb die Fette wieder ausgeschieden werden. Eine Steatorrhö kennzeichnet sich durch einen breiigen Fäzes, der in der Toilette schlecht spülbar ist.

Auch im Zusammenhang mit dem Reizdarm-Syndrom (RDS) kommt es zu Durchfällen, aber auch zu weiteren Symptomen wie krampfartigen Bauchschmerzen, Druck im Unterbauch, Völlegefühlen oder Blähungen. Manchmal klagen Kunden mit Reizdarm-Syndrom auch über ein Gefühl der unvollständigen Stuhlentleerung, andere wieder leiden unter Verstopfung. Die Behandlung des RDS basiert auf drei Säulen: Dazu zählen allgemeine Maßnahmen (wie zum Beispiel die Ernährungsberatung), psychotherapeutische Verfahren sowie die medikamentöse Therapie.

Flüssigkeitsverluste ausgleichen

Das Wichtigste bei Durchfall ist ausreichend zu trinken. Da es bei Diarrhö neben der Ausscheidung von Wasser auch gleichzeitig zu einem Elektrolytverlust kommt, sind fertige Elektrolytmischungen ideal. Diese werden mit einer vorgegebenen Menge an Wasser zubereitet und enthalten eine ausgewogene Elektrolytkonzentration. Sind die Durchfälle langanhaltend und stark, sodass ein Flüssigkeitsausgleich durch Trinken nicht mehr möglich ist, erhalten Patienten Infusionen.

Behandlung bei akuter Diarrhö und Grenzen der Selbstmedikation

Durchfall-Beschwerden werden in der Regel symptomatisch bekämpft. Ein bekannter Wirkstoff ist der Opioidantagonist Loperamid. Er reduziert die Darmbewegungen und normalisiert somit die vermehrte Motilität. Loperamid ist in der Selbstmedikation für Erwachsene und Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen, es sollte dann nicht länger als zwei Tage angewendet werden. Bei Darminfektionen mit Fieber und blutigem Durchfall ist Loperamid kontraindiziert. Kunden, die über derartige Beschwerden berichten, sind ohnehin kein Fall für die Selbstmedikation und müssen zum Arzt geschickt werden. 

Die Substanz Racecadotril eignet sich ebenfalls zur Therapie von akutem Durchfall und ist für Erwachsene ab 18 Jahren ohne Rezept erhältlich. Präparate für Kinder unterliegen der Verschreibungspflicht. Racecadotril vermindert den übermäßigen Wasser- und Elektrolyteinstrom in den Darm, hält aber gleichzeitig die natürliche Eigenbewegung des Darms aufrecht. Der Vorteil des Wirkstoffs besteht darin, dass die Durchfallerreger während der Behandlung ausgeschieden werden können.

Phytopharmaka und andere Alternativen

Eine pflanzliche Alternative gegen Durchfall stellen Extrakte aus der Uzarawurzel dar. Sie dürfen bereits bei Kindern ab dem zweiten Lebensjahr zum Einsatz kommen. Die erhöhte Darmmotilität wird reduziert und die Durchfälle treten seltener auf. Eine weitere Therapieoption sind gefriergetrocknete, inaktivierte Lactobazillen. Hier gibt es keine Altersbeschränkung. Die Lactobazillen bilden einen schützenden Biofilm an den Darmzellen und verhindern dadurch das Eindringen von Erregern. Außerdem aktivieren sie das darmeigene Immunsystem und fördern die Regeneration der Darmflora. 

Präparate mit der Arznei-Hefe S. boulardii binden pathogene Keime, fördern deren Abtransport aus dem Darm und unterstützen die Regeneration der Darmflora. Die Arznei-Hefe wird auch zur Vorbeugung von Durchfall eingesetzt und ist gut verträglich. Arzneimittel, die medizinische Kohle oder Pektin enthalten binden Bakterien, Giftstoffe und überschüssiges Wasser und dienen daher der Behandlung von akutem Durchfall und Vergiftungen.

Tipps für die Beratung bei Durchfall

In vielen Fällen ist es sinnvoll, dass Betroffene sich mit Präparaten aus der Selbstmedikation helfen, in anderen Fällen sollten Sie zu einem Arztbesuch raten. Zur Orientierung hilft es, einige Fragen zu stellen:

+ Seit wann bestehen die Symptome?
+ Wie ist die Stuhlbeschaffenheit?
+ Wie häufig und in welchen Situationen tritt der Durchfall auf?
+ Gibt es weitere Beschwerden (wie Erbrechen und Bauchschmerzen)?
+ Sind Blut oder Eiter im Fäzes sichtbar?

Raten Sie Betroffenen mit Durchfall unabhängig von der Medikation, auf eine schluckweise, aber ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Besonders geeignet sind stilles Wasser und ungesüßte Kräutertees. Tees mit Gerbstoffen (Brombeerblätter, Gänsefingerkraut, Heidelbeere) sind ebenfalls geeignet, da sie eine adstringierende Wirkung auf die Darmschleimhaut haben, sodass Keime nicht so leicht in die Blutbahn übertreten können.

Beratungsthema Obstipation

Bei anderen Menschen wiederum ist der Gang zur Toilette erschwert. Sie klagen unter anderem über Schmerzen bei beim Stuhlgang oder über das Gefühl unvollständiger Darmentleerung. Der Stuhlgang erfolgt bei einer Obstipation zu selten und die Konsistenz des Fäzes ist hart.

Die Kriterien zur Diagnose von funktionellen Störungen des menschlichen Verdauungsapparates (Rom-IV-Kriterien) gehen bei einer Verstopfung von mindestens zwei der folgenden Kriterien über einen Zeitraum von mindestens zwölf Wochen innerhalb eines Jahres aus:

  • Starkes Pressen bei der Defäkation,
  • Gefühl der unvollständigen Darmentleerung,
  • harter und klumpiger Stuhl,
  • weniger als drei Stuhlgänge wöchentlich,
  • Gefühl einer anorektalen Blockade oder manuelle Maßnahmen zur Erleichterung der Defäkation.

Vielfältige Ursachen für Verstopfung

Auch einer Obstipation können die unterschiedlichsten Ursachen zugrunde liegen, wie etwa eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr, Bewegungsmangel, eine ballaststoffarme Ernährung, Störungen des Darmnervensystems sowie mechanische Einschränkungen des Schließmuskels. Auch die Einnahme von Gyrasehemmern, Eisenpräparaten, Wirkstoffen wie Imipramin, Hydrochlorothiazid, Ipratropium sowie Verapamil können zu Verstopfungen führen.

Verschiedene Arten von Obstipation

Akute Verstopfungen können innerhalb kürzester Zeit entstehen und gehen mit Schmerzen, Fieber, Erbrechen oder Schwellungen im Bauchraum einher. Schicken Sie Kunden in einem solchen Fall unbedingt zum Arzt, um abklären zu lassen, ob ein Darmverschluss (Ileus) vorliegt.

Von den chronischen Verstopfungen sind verschiedene Formen bekannt:

  • Die funktionelle Obstipation entwickelt sich durch Stress, willkürlich unterdrückten Stuhlgang oder im Zusammenhang mit Reizdarmsyndromen.
  • Die kologene Obstipation kennzeichnet sich durch einen sehr langsamen Transport des Darminhalts, wodurch dieser immer mehr eindickt, bis er zu fest ist. Als Auslöser gelten eine ballaststoffarme Ernährung, Diabetes mellitus, Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, die Einnahme bestimmter Medikamente oder Nervenstörungen des Darms.
  • Die anorektale Obstipation entsteht durch Störungen im Bereich des Enddarms, wie etwa eine Analstenose (Afterverengung) oder durch einen Rektumprolaps (Vorfall des Mastdarms).

Therapie: Stuhlvolumen erhöhen

Zur Behandlung von Verstopfungen eignen sich unter anderem Quellstoffe wie Weizenkleie, Leinsamen und Flohsamen. Sie binden größere Mengen Wasser, quellen dadurch auf und machen den Fäzes weich. Das Stuhlvolumen sowie die Transportgeschwindigkeit nehmen zu. Wichtig ist, dass Sie Ihre Kunden darauf hinweisen, dass sie bei der Einnahme ausreichend trinken müssen.

Glaubersalz (Natriumsulfat), Bittersalz (Magnesiumsulfat), Natriumcitrat oder Natriumphosphat sind osmotisch wirksame Abführmittel. Sie verbleiben im Darm, ziehen Wasser in den Darm und halten es dort. Dadurch wird der Fäzes ebenfalls voluminöser und weicher, was die Darmentleerung unterstützt. 

Zuckerähnliche Wirkstoffe, wie zum Beispiel Lactulose, Sorbitol und Mannitol, sind ebenfalls bei Verstopfungen wirksam. Der Dickdarm wird aktiviert, das Wasser durch die hydrophile Struktur und die osmotische Aktivität gebunden und im Darm zurückgehalten, der Fäzes wird weicher. Gleichzeitig erhöht sich die Darmmotilität und der Fäzes wird gleitfähiger. 

Macrogole (Polyethylenglykol, PEG) zählen ebenfalls zu den osmotisch wirksamen Laxanzien. Es handelt sich allerding um Makromoleküle, die keine osmotische Aktivität besitzen. Ihr Wirkungsmechanismus ist ein anderer: Durch die zahlreichen OH-Gruppen sind PEG sehr hydrophil und binden große Mengen Wasser, sodass der Stuhl weicher wird. Polyethylenglykol ist auch in Kombination mit Elektrolyten erhältlich. Seine Wirksamkeit und Sicherheit konnte in zahlreichen Studien nachgewiesen werden.

Grundsätzlich sollte der Defäkationsreiz nicht unterdrückt werden, auch wenn man meint, im Moment keine Zeit für einen Toilettengang zu haben. Gerade, wenn ein Kunde zu Obstipation neigt, muss er sich bei Stuhldrang die Zeit nehmen.

Die Diphenole Bisacodyl und Natriumpicosulfat wirken abführend, da sie die Eindickung des Stuhls reduzieren und Darmperistaltik fördern. Bisacodyl und Natriumpicosulfat sind Prodrugs, das heißt, sie werden nach dem Passieren des enterohepatischen Kreislaufs in die wirksame Substanz Diphenol umgewandelt. Die oft befürchtete Gewöhnung an die Arzneimittel kann selbst bei jahrzehntelangem Gebrauch nicht nachgewiesen werden, wenn sie bestimmungsgemäß angewendet und nicht überdosiert werden.

Es ist wichtig, dass sie Ihre Kunden darauf hinweisen, dass die Wirkung der Substanzen erst nach acht bis zwölf Stunden eintritt. Empfehlen Sie, die Arzneimittel am Abend einzunehmen, um am nächsten Morgen den Darm zu entleeren. Eine schnelle Erleichterung ist mit der Anwendung von Bisacodyl-haltigen Zäpfchen möglich, die bereits nach 15 bis 30 Minuten wirken.

Phytopharmaka teilweise obsolet

Pflanzliche Abführmittel werden heute nur noch selten eingesetzt. Sennesblätter enthalten Anthraglykoside, die zunächst unverdaut in den Darm gelangen und dort von Bakterien des Mikrobioms in ihre Wirkform, die Antrachinone, umgewandelt werden. Sie wirken ebenfalls der Eindickung des Fäzes entgegen und haben zusätzlich motilitätsfördernde Eigenschaften.

Anthrachinonhaltige Pflanzenzubereitungen sind in Verruf geraten, weil der Verdacht bestand, dass sie das Darmkrebsrisiko erhöhen. Untersuchungen sprechen allerdings dagegen, da unter der Einnahme von Anthraglykosiden kein erhöhtes Risiko für Dickdarmkrebs festgestellt wurde. Die oft behauptete Gewöhnung an Sennoside scheint sehr selten aufzutreten. Nicht zu empfehlen sind Sennesblättertees, weil sie schlecht zu dosieren sind. 

Hausmittel wie Rizinus- und Paraffinöl gelten als obsolet. Rizinusöl aktiviert die Darmtätigkeit und sorgt für eine heftige Entleerung des Darms. Wegen der unerwünschten Nebenwirkungen, wie etwa Krämpfen, Durchfall oder Übelkeit wird es nur noch selten eingesetzt. Bei der Einnahme von einem Teelöffel Rizinusöl erfolgt die Wirkung ungefähr nach acht Stunden, während ein bis zwei Esslöffel bereits nach zwei bis vier Stunden abführend wirken. 

Hinweise bei Obstipation

Geben Sie Ihren Kunden nicht nur die gewünschten Arzneimittel ab, sondern geben Sie Ihnen auch Tipps im Umgang mit der Verstopfung: Bei einer Obstipation empfiehlt es sich, auf eine ballaststoffreiche Kost zu achten, viel zu trinken und sich ausreichend zu bewegen. Nicht bei jedem reicht dies allerdings aus, um die Darmpassage zu normalisieren. Wer ohnehin zwei Liter am Tag trinkt, kann die Obstipation auch mit mehr Flüssigkeit nicht beeinflussen. Nehmen Sie Ihren Kunden das schlechte Gewissen, wenn es nicht ohne Laxanzien geht. Die Annahme, dass man an einer Verstopfung selbst schuld sei und dass sich der Darm an Laxanzien gewöhne, ist überholt.

Akute Hilfe bei Verstopfung

Auch mit Hilfe von Klistieren ist es möglich abzuführen. Dabei wird die Spitze des Klistiers vorsichtig in den After eingeführt und die Flüssigkeit in den Darm gegeben. Dies geschieht bei größeren Flüssigkeitsmengen am besten in Linksseitenlage, da die Flüssigkeit so besser, nämlich bergab, in den Darm laufen kann. Raten Sie Ihren Kunden, sich nach der Anwendung nicht zu weit von der Toilette zu entfernen, da sich der gewünschte Entleerungsdruck sehr plötzlich bemerkbar machen kann. Mikroklistiere enthalten kleinere Volumina konzentrierter Lösungen osmotisch aktiver Verbindungen, wirken jedoch auch schon nach wenigen Minuten.

Miniklistiere mit dem Wirkstoff Glycerin versprechen bei Säuglingen und Kleinkindern mit Verstopfungen Linderung. Eltern sollten das Kind beim Applizieren auf den Rücken legen und seine Beine strecken. Der Rectiolenhals wird in den After eingeführt und das Klistier nach der Eingabe der Flüssigkeit zusammengedrückt gehalten und entfernt, damit die Flüssigkeit nicht zurückgesaugt wird. Raten Sie den Eltern, die Gesäßbacken des Kindes für wenige Sekunden zusammenzuhalten, sodass die Flüssigkeit nicht wieder herausfließt.

Eine weitere Maßnahme gegen Verstopfungen ist die Anwendung von probiotischen Mikroorganismen. Die enthaltenen Hefepilze, Coli-, Milchsäure- und Bifidobakterien sollen die Darmflora positiv beeinflussen. Präbiotika (zum Beispiel Inulin oder Oligofruktose) sind pflanzlicher Herkunft und unterstützen die Ansiedlung gesundheitsförderlicher Keime. 

CAVE in der Selbstmedikation

Berichten Kunden, dass sie bereits über einen längeren Zeitraum unter Obstipation leiden, sollten sie einen Arzt konsultieren, um die Ursachen für die Stuhlveränderungen abzuklären. Laxanzien wirken zwar gut und zuverlässig, aber rein symptomatisch, sodass es nach dem Absetzen des Abführmittels wieder zu Verstopfungen kommen wird. Eine Begrenzung des Einnahmezeitraums, beispielsweise für Macrogole, Bisacodyl oder Natriumpicosulfat ist nach Angaben der „S2k-Leitlinie chronische Obstipation“ unbegründet. Auch Antrachinone können danach zur Behandlung chronischer Obstipation erwogen werden.

Rezeptpflichtige Wirkstoffe

Es gibt auch verschreibungspflichtige Wirkstoffe, die bei Verstopfungen zum Einsatz kommen. Hierzu zählt das Prokinetikum Prucaloprid, das bei chronischer Obstipation verordnet wird. Es stimuliert die 5-HT4-Rezeptoren in den Nerven der Dickdarmwand und begünstigt auf diese Weise die Motilität. Prucaloprid wird jedoch nur selten verschrieben. Zuvor sollte eine Veränderung des Lebensstils sowie die Anwendung herkömmlicher Laxanzien versucht werden.

Die Substanz Linaclotid, ein oral applizierbares Peptid aus 14 Aminosäuren, sorgt dafür, dass verstärkt Elektrolyte in den Darm gelangen, die für einen vermehrten Einstrom von Wasser sorgen, wodurch Volumen und Motilität erhöht werden. Das Medikament dient der symptomatischen Behandlung von Verstopfungen im Zusammenhang mit einem Reizdarmsyndrom.

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