Ansicht eines Bodens im Querschnitt© michal812 / iStock / Getty Images Plus
In den Bodenschichten fanden sich verschiedene Desinfektionsmittelreste.

Umweltpharmazie

DESINFEKTIONSMITTELRESTE IM BODEN

Die Corona-Pandemie veränderte alles für uns. Nicht nur, was den Umgang mit Virusinfektionen und Menschenansammlungen angeht, sondern auch den Gebrauch von Masken, Handschuhen und Desinfektionsmitteln. Das bekommt auch unsere Umwelt zu spüren.

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Händewaschen war die Devise der vergangenen Jahre. Doch hat man nicht nach jeder Busfahrt oder Einkauf die Möglichkeit dazu. Spätestens dann musste Desinfektionsmittel ran - Supermärkte entwickelten gar ganze „Desinfektions-Waschstraßen" für Einkaufswägen. Auch gehört die Handdesinfektion obligatorisch zu jedem Praxis- oder Pflegeeinrichtungsbesuch dazu - zu Beginn der Pandemie konnte kein Geschäft ohne den vorherigen Gebrauch von Desinfektionsmitteln betreten werden. 

Forschende der Universität Gießen und des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) fanden nun in nahezu jeder ihrer Bodenstichproben Reste dieser Substanzen - welche nachhatigen Auswirkungen zeigt die Pandemie auf unsere Umwelt?

Quartäre Alkylammoniumverbindungen nachgewiesen

Der massenhafte Gebrauch von Desinfektionsmitteln hat einer aktuellen Studie zufolge in Hessen zu einer starken Belastung des Bodens geführt. Forscher der Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen und des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) wiesen in 97 Prozent der entnommenen Bodenproben sogenannte Quartäre Alkylammoniumverbindungen (QAAV) nach. Diese werden als Wirkstoff in Reinigungsmitteln verwendet und können - in die Umwelt gelangt - zu gefährlichen Antibiotikaresistenzen führen, wie das HLNUG am Freitag in Wiesbaden mitteilte.

Massiver Desinfektionsmittelbrauch ebenso kritisch wie der von Antibiotika

Laut der im Fachmagazin «Science of the Total Environment» veröffentlichten Studie entdeckten die Wissenschaftler den Fremdstoff sowohl in Äckern und Wiesen als auch in Weinbergen und Wäldern. Besonders hoch waren demnach die Konzentrationen in Böden, die regelmäßig vom Hochwasser des Rheins oder des Mains überschwemmt werden. Untersucht wurden 65 Proben aus den Landkreisen Marburg-Biedenkopf, Gießen, der Wetterau, dem Vogelsberg, Kassel und dem Raum Frankfurt.

„Eine Verbreitung dieser Desinfektionsmittelgruppe in Böden ist kritisch zu sehen und könnte - wie der missbräuchliche Einsatz von Antibiotika - das Problem der Antibiotikaresistenzen zusätzlich verschärfen", lautet das Fazit der Wissenschaftler. Die Forschung dazu stehe allerdings noch am Anfang.

Quelle: dpa

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